Ein geheimnisvolles Versprechen: Der Schauraum Papyrus Ebers

Ulrich Johannes Schneider war der Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig von 2006 bis 2022.

Die lange Vitrine steht in einem dunklen Raum, ist schwach erleuchtet, ein geheimnisvolles Versprechen. Was man sieht, ist eine Schrift, die kaum jemand lesen kann, weil sie schon 3.500 Jahre alt ist und ins alte Ägypten gehört. Könnte man lesen, was auf 108 Kolumnen geschrieben steht, wären das Krankheitsbeschreibungen und Rezepte der antiken Medizin. Viele der Zutaten kennen wir heute nicht mehr, und wenn zum Verschönern der Haut oberägyptisches Salz verlangt wird oder Gu-Gras, dann stehen wir ratlos davor.

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Sieben Fragen an … Ulrich Johannes Schneider (aus denen dann doch zehn geworden sind)

Nächste Woche ist es nun soweit: Der Abschied unseres Chefs nach gut 16 Jahren steht bevor. Wir dachten, wir hätten noch viel Zeit, denn wir wollten ihn doch noch so vieles fragen. Dabei stellten wir fest, dass sieben Fragen nicht reichen und haben ihm zehn gestellt (auch diese reichen nicht, aber nunja). Die Antworten kamen schnell, charmant und eloquent: wie immer. Er wird uns fehlen, wir wünschen ihm alles Gute!

1. Sie haben sich als Philosoph besonders intensiv mit Michel Foucault beschäftigt, sein Name taucht regelmäßig in den Lehrveranstaltungsverzeichnissen unter dem Ihrigen auf. Wenn Michel Foucault für einen Tag nach Leipzig käme, den Sie mit ihm verbringen könnten, wie würde dieser aussehen? 

Ulrich Johannes Schneider 1991 in Paris (Foto: privat)

Michel Foucault war für mich als Philosophiehistoriker besonders, ich habe 1980/81 in Paris seine Vorlesungen gehört und entscheidende Anregungen mitgenommen. Es gibt von mir über 40 Aufsätze und zwei Bücher zu diesem Denker, die meistens darum kreisen, wie kulturelle Tätigkeiten ganz praktisch zu begreifen sind. Foucault hat über Diskurse philosophiert und darüber, dass man sie nicht nur auf die Meinung der Autorin oder des Autors festlegen kann, dass in jedem Text zahlreiche Kommunikationen ablaufen und Machtbeziehungen präsent sind. 

Wenn ich ihn durch die Magazine der Bibliotheca Albertina führen könnte, würden wir uns sicher schnell einig sein, dass die meisten Bücher im Streit miteinander liegen, dass die Ruhe der nebeneinander stehenden Werke über die Strittigkeit ihrer Inhalte täuscht. Die Geistes- und Kulturgeschichte, das kann man mit Foucault lernen, ist ein Raum voller Debatten und Auseinandersetzungen. 

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Bibliothek des Lebens

Jörg Graf ist an der Universitätsbibliothek Leipzig Leiter der Restaurierung.

Zwischen Sandschichten das Leben der Zeit lesen

Mit dem ersten Satz für diesen Beitrag habe ich mich recht schwergetan. Es gibt so viel zu berichten und gerade deshalb fällt es schwer zu beginnen. Doch dann begegnet mir in der Wochenzeitung ,,Die Zeit‘‘ die wunderschöne Textzeile mit den Worten ,,eine Bibliothek des Lebens‘‘. Diese Worte beschreiben am besten, warum ich für 12 Tage nach Ägypten reisen durfte. Eine Reise von der Universitätsbibliothek Leipzig in eine andere Art von Bibliothek, nämlich in die spätantike, koptische Klosteranlage Deir el-Bachit in Theben-West / Dra’ Abu el-Naga.

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adlr.link berät zu Open Access / Start der Open Library Medienwissenschaft

Suchschlitz auf der Website von adlr.link

Open Access spielt auch in den Medien-, Kommunikations- und Filmwissenschaften eine immer größere Rolle. Seit einiger Zeit bereits nimmt der an der Universitätsbibliothek Leipzig beheimatete Fachinformationsdienst (FID) adlr.link deshalb verstärkt Open Access-Ressourcen in den Suchkatalog auf. Immerhin knapp zehn Prozent aller Kataloginhalte sind so schon frei und ohne Beschränkungen für jede*n zugänglich.

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Eine Synagoge in der Bibliothek. Die Geschichte der Leipziger Lehrsynagoge

Ein Gastbeitrag von Dr. Anke Költsch

Vom 27.06. bis 04.07.2021 wird die Jüdische Woche in Leipzig zum 14. Mal gefeiert. Das Fest für jüdische Kunst und Kultur hat die UB Leipzig zum Anlass genommen, ihre historischen Verknüpfungen mit dem Judentum näher in den Blick zu nehmen. Die Geschichte der sogenannten Lehrsynagoge an der UB Leipzig im 18. Jahrhundert wird daher im Folgenden näher beleuchtet.

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Die UB Leipzig in der Pandemie

Aus dem Tätigkeitsbericht 2020

Das Ende der Normalität ahnten wir schon, als am 4. März 2020 im Vortragssaal der Bibliotheca Albertina mit 200 Personen die Ausstellung „Von der Schönheit und den Leiden der Pferde“ eröffnet wurde. Die Ahnung wurde Gewissheit, als am 6. März die Leipziger Buchmesse abgesagt wurde, die in der darauffolgenden Woche stattfinden sollte. Das Kulturprogramm in der Bibliotheca Albertina, darunter die Lesungen zur Buchmesse, musste vom einen auf den anderen Tag storniert werden.

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Ein ganzes Jahr

Jana Gehring ist Mitarbeiterin in der Campus-Bibliothek

Das Virus kam wie ein Sturm bei Nacht. Lautlos brach er Wege, hat vertraute verweht. Und das Leben stolpert wie ein unruhiges Herz. Ein ganzes Jahr.

Meine Hände sind rau von der vielen Desinfektion. Sie berühren schon lange keine anderen mehr. Ich verstecke sie in der Manteltasche auf dem Weg zur Bibliothek.

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Handschriftenkatalogisierung – Handschriftendigitalisierung – digitale Handschriftenforschung

Ein persönlicher Rückblick aus dem Wissenschaftlichen Beirat der Handschriftenzentren von Jeffrey Hamburger

Prof. Dr. Jeffrey F. Hamburger (Harvard University) war Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Handschriftenzentren von dessen Einrichtung 2006 bis 2012. Er vertrat dort das Fachgebiet Kunstgeschichte/Buchmalerei. Eine große Ausstellungsserie zur ‚Buchmalerei des 15. Jahrhunderts in Mitteleuropa‘ in den Jahren 2015/16 ging auf seine Initiative zurück; die begleitenden Ausstellungskataloge der Reihe ‚10 Stationen zur mitteleuropäischen Buchmalerei des 15. Jahrhunderts‘ gab er zusammen mit Christoph Mackert, dem Leiter des Leipziger Handschriftenzentrums, heraus. Sein Rückblick ist Teil der Blogserie zu 20 Jahre Leipziger Handschriftenzentrum.

Lassen Sie mich mit einer Geschichte beginnen. Vor etwa dreißig Jahren, im Jahr 1989 und gerade mit der Hochschule fertig, machte ich mich daran, den Inhalt eines Gebetbuchs zu beschreiben, das ich in einer kleinen, wenn auch wichtigen französischen Provinzbibliothek gefunden hatte (Bibliothèque humaniste, Séléstat/Elsass). Obwohl sein Erscheinungsbild nicht sehr vielversprechend war, hatte es meine Aufmerksamkeit erregt, weil es, soweit ich es anhand der ausgestellten Anfangsseite beurteilen konnte, sowohl in Hinblick auf den Textinhalt als auch die Illustration eng mit jenem Gebetbuch verwandt zu sein schien, das traditionell Hildegard von Bingen zugeschrieben wird. Eingedenk der Bemerkung des berühmten belgischen Gelehrten Léon Delaissé, einem der Gründerväter der modernen Kodikologie (d. h. des Studiums der physischen Beschaffenheit der Manuskripte im Gegensatz zu ihrem textlichen Inhalt), dass man, um die Berggipfel zu verstehen, auch die Täler studieren müsse, machte ich mich daran, dieses scheinbar unbedeutende und bisher unveröffentlichte Manuskript näher zu untersuchen.

Gebetbuch-Handschrift Séléstat, Bibliothèque humaniste, MS 104
Photos: Jeffrey F. Hamburger
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Von Wasserzeichen, Digitalisierungsworkflows und Weihnachtsfeiern

Luise Tönhardt war von September 2016 bis Dezember 2019 Hilfskraft am Handschriftenzentrum Leipzig und arbeitet heute in Berlin am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) in der Öffentlichkeitsarbeit. Ihr Beitrag ist Teil der Blogserie zu 20 Jahre Leipziger Handschriftenzentrum.

Ich starre auf das Papier und bin ratlos. „Tochter Zion“?! Wie soll ich das pantomimisch darstellen? Zu diesem Zeitpunkt hat die Weihnachtsfeier des Handschriftenzentrums Leipzig ihren Höhepunkt erreicht, denn wir spielen traditionell wie jedes Jahr Scharade, die Stimmung ist aufgeheizt und ich hätte wissen können, dass der Oberbegriff „Weihnachten“ in einer Runde von Mediävist*innen, Altphilolog*innen und (Kunst-)Historiker*innen weit über „Lebkuchen“, „Tannenbaum“ und „Schlittenfahrt“ hinausgeht.

Impressionen vergangener Weihnachtsfeiern (2016-2019)

Auf ein Papier starren und erst einmal ratlos sein, scheint mir rückblickend fast programmatisch für meine Arbeit als Studentische Hilfskraft am Handschriftenzentrum. Anders als beim kompetitiven Scharade-Spiel gibt es hinter der grauen Sicherheitstür im 4. OG der Albertina aber nur ein Team und das hat große Freude am Rätseln.

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Sieben Fragen an… Adriana Slavcheva

Seit dem Sommer arbeitet sie als Verstärkung des Open Science Office als Open Access Referentin für die Geistes-und Sozialwissenschaften: Frau Dr. Adriana Slavcheva. Wir möchten sie Ihnen heute in unserer Reihe „7 Fragen an …“ vorstellen und freuen uns, dass sie unsere Fragen so spontan beantwortet hat.

1. Welche geisteswissenschaftliche Disziplin haben Sie studiert und was faszinierte Sie daran am meisten?

Ich habe Germanistik, Deutsch als Fremdsprache und Russistik studiert und mich dabei auf Sprachwissenschaft spezialisiert. Am meisten faszinierten mich schon im Studium erwerbstheoretische Fragen – wie Menschen Sprachen erwerben, sei es ihre Muttersprache oder weitere (Fremd-)Sprachen. In meiner späteren Forschungstätigkeit am Herder-Institut der Universität Leipzig habe ich meine Begeisterung für die Korpuslinguistik entdeckt, bei der man sprachliche Strukturen durch empirische Analysen von authentischen Textsammlungen (sog. linguistischen Korpora) aufzuspüren versucht.

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