Geprägte Geschichte

Festkolloquium anlässlich 300 Jahre Münzsammlung in der UB Leipzig

Anlässlich der aktuellen Ausstellung „GELDKULTURERBE. 300 Jahre Münzsammlung der UB Leipzig“, die einen repräsentativen Querschnitt durch unsere geldhistorische Sammlung mit ihren rund 86.000 Objekten zeigt, fand am 27. Oktober 2018 ein numismatisches Festkolloquium im Vortragssaal der Bibliotheca Albertina statt. Der Einladung nach Leipzig folgten namhafte Experten der Numismatik sowie der Wirtschaftsgeschichte, die in ihren Vorträgen nicht nur das geprägte Objekt selbst, sondern auch dessen wirtschaftliche Bedeutung und Rezeption im Buchdruck in den Fokus rückten. Bevor die Zeitreise der ganz besonderen Art begann, führte Christoph Mackert, Kustos der Münzsammlung der UB Leipzig, nicht nur die wechselvolle Geschichte der Leipziger Münzsammlung vor Augen, sondern informierte auch über den Erschließungsstand und aktuelle Entwicklungen im Bereich von Erwerbung und Digitalisierung.

Und schon ging es los!

Wilhelm Hollstein vom Münzkabinett Dresden präsentierte mit Hubert Goltz einen flämischen Renaissance-Maler, Graveur und Drucker, der sich, ganz Kind seiner Zeit, vor allem für die geprägte römische Geschichte interessierte. Am Beispiel des Drucks Fasti magistratuum et triumphorum Romanorum von 1566, welchen auch die UB Leipzig besitzt, zeigte Herr Holstein sehr deutlich, welche ganz eigene Kreativität und künstlerischen Fertigkeiten Goltz an den Tag legte, wenn es darum ging, Lücken innerhalb von Münzreihen zu schließen: Er entwarf sie einfach selbst!

Wolfgang Leschhorn von der Technischen Universität Braunschweig nahm im Anschluss das Publikum mit in die kunstvolle Zeit der Brakteatenprägungen des 12. Jahrhunderts. Am Beispiel Heinrichs des Löwen verdeutlichte Herr Leschhorn den Wechsel der Prägung von Dünnpfennigen hin zu Brakteaten, welcher eng mit der herrscherlichen Selbst-Repräsentation des Herzogs in Beziehung stand.

Ein unbestrittenes Meisterstück der deutschen Medaillenkunst der Renaissance, die so genannte Dreifaltigkeitsmedaille, geschaffen vom Leipziger Medailleur Hans Reinhard dem Älteren, war Gegenstand des Vortrages von Wolfgang Steguweit, dem ehem. Direktor des Münzkabinetts Berlin. Beim Gang durch die Ausstellung wurde Herr Steguweit von geradezu beseelter Begeisterung erfasst, als er in einer der Vitrinen ein Exemplar der Dreifaltigkeitsmedaille erblickte. Wohlbemerkt, ein bisher unbekanntes Exemplar!

Vom spätmittelalterlichen Leipzig ging es nun weiter zurück in der Geschichte. Nächster Halt: das Reich der Umayyaden. Sebastian Hanstein, Leiter der Forschungsstelle für Islamische Numismatik der Universität Tübingen und Sammlungskustos, der sich lange mit dem Leipziger Bestand der islamischen Münzen beschäftigt hat, skizzierte eindrücklich die Entwicklung der umayyadischen Münzen, die zunächst von sassanidischen Bildern beeinflusst waren, mit der Münzreform von 696/699 aber einen ganz eigenen Münztyp entwickelten.

Auf eine geldgeschichtliche Exkursion nahm uns Markus Denzel, Lehrstuhlinhaber der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Leipzig, mit, der den Taler ins Zentrum seines Vortrages rückte. Beeindruckend verdeutlichte Herr Denzel, dass diese Großsilbermünze des späten 15. Jahrhunderts nicht nur eine monetäre Innovation darstellte, sondern auch entscheidende wirtschaftliche Folgen für das damalige Europa und die Welt besaß, die bis heute nachklingen.

Die Kunst der Inszenierung veranschaulichte uns Torsten Fried, Direktor des Münzkabinetts Schwerin, am Beispiel der metallenen Geschichtsschreibung, der Histoire métallique Ludwigs XIV. Der Sonnenkönig verstand es wie kein anderer, das Potenzial der Medaille als Medium der Repräsentation und Selbstdarstellung voll auszuschöpfen, und schuf gleichzeitig ein Vorbild, das bei seinen fürstlichen Zeitgenossen rege Nachahmung fand.

  • Ausstellung GELDKULTURERBE. 300 Jahre Münzsammlung
  • Vorstellung von Wolfgang Leschhorn
  • Blick in die Runde der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kolloquiums
  • Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kolloquiums bei der Kaffeepause
  • Referenten und Organisatoren des Kolloquiums
  • Abendlicher Ausklang

Unser letzter Redner Ulf Dräger, Kustos des Landesmünzkabinetts Sachsen-Anhalt, brachte die Zuhörerinnen und Zuhörer zurück in die Gegenwart und stellte den Leipziger Medailleur Bruno Eyermann vor. Mit Blick auf dessen überragende Kunstfertigkeit ordnete Herr Dräger das Œuvre Eyermanns in den Kontext seiner Zeit ein und nahm immer wieder Bezug auf die aktuelle Neuerwerbung der UB Leipzig, die weltweit größte Sammlung von Eyermann-Medaillen.

Wenn dieser kleine Rückblick auf das numismatische Festkolloquium Ihr Interesse an der Ausstellung geweckt hat, dann haben Sie noch bis zum 1. Januar 2019 – immer von 10 bis 18 Uhr – die Gelegenheit, die geprägten Schätze der UB Leipzig zu bestaunen. Oder Sie schauen bereits am 13. Dezember um 18 Uhr vorbei und lassen sich von Thomas Uhlmann bei einem Rundgang durch „GELDKULTURERBE“ in die Welt der Numismatik entführen.

Wir freuen uns auf Sie!

 

 

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