Von Annaberg in den Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek Leipzig
Evangelische Kirchenbibliotheken gehören zu den bedeutendsten Überlieferungsorten unseres schriftlichen Kulturerbes. Unter den Kirchenbibliotheken in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ragt die Kirchenbibliothek von St. Annen in Annaberg-Buchholz mit ihren rund 3.500 Titeln Druck- und Handschriften hervor. Um diese Sammlung zu erschließen und ihre herausragenden Stücke auch digital zur Verfügung zu stellen, kooperieren die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Annaberg-Buchholz und die Universitätsbibliothek Leipzig.
Die Universitätsbibliothek Leipzig ist mit der Papyrus-Ebers-Replik im National Museum of World Writing Systems in Südkorea vertreten
Beitrag von Jörg Graf und Fanny Bartholdt, Restaurierungswerkstatt Universitätsbibliothek Leipzig
Was haben eine Bibliothek und ein Museum gemeinsam? Genauer: Was haben die Universitätsbibliothek Leipzig und das National Museum of World Writing Systems in Incheon, Südkorea gemeinsam? Was so weit voneinander entfernt erscheint, wird von einem faszinierenden Objekt verbunden und schreibt damit eine ganz besondere Geschichte.
An der Universitätsbibliothek Leipzig fand vom 23. bis 24. Juni 2022 das Sixth Papyrus Curatorial and Conservation Meeting in der Bibliotheca Albertina statt. Dieses internationale Treffen zu Fragen der Papyruskonservierung und -restaurierung führt regelmäßig Restaurator*innen und Kustod*innen aus Papyrussammlungen verschiedener europäischer Länder zum fachlichen Austausch zusammen.
Einblicke in die Entstehung der Kapselschriften-Ausstellung in der Bibliotheca Albertina
Ein wenig beachteter Teil der Sammlungen der Universitätsbibliothek Leipzig sind die sogenannten Kapselschriften. Als solche werden ungebundene Materialien wie Broschüren und Einblattdrucke bezeichnet, die aus Schutzgründen in Pappschachteln verwahrt sind. Rund 60.000 dieser Kleinschriften gelangten bis 1940 in die Bibliotheca Albertina. Ins Blickfeld der Öffentlichkeit rückte der Bestand durch die im März eröffnete Ausstellung „mitgesammelt und eingekapselt. Beinahe-Bücher im Bibliotheksregal“ (24. März–25. September 2022, Website zur Ausstellung), die der scheidende Bibliotheksdirektor Ulrich Johannes Schneider gemeinsam mit Studierenden der Kulturwissenschaften im Rahmen eines Seminars konzipierte.
Ulrich Johannes Schneider war der Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig von 2006 bis 2022.
Die lange Vitrine steht in einem dunklen Raum, ist schwach erleuchtet, ein geheimnisvolles Versprechen. Was man sieht, ist eine Schrift, die kaum jemand lesen kann, weil sie schon 3.500 Jahre alt ist und ins alte Ägypten gehört. Könnte man lesen, was auf 108 Kolumnen geschrieben steht, wären das Krankheitsbeschreibungen und Rezepte der antiken Medizin. Viele der Zutaten kennen wir heute nicht mehr, und wenn zum Verschönern der Haut oberägyptisches Salz verlangt wird oder Gu-Gras, dann stehen wir ratlos davor.
Nächste Woche ist es nun soweit: Der Abschied unseres Chefs nach gut 16 Jahren steht bevor. Wir dachten, wir hätten noch viel Zeit, denn wir wollten ihn doch noch so vieles fragen. Dabei stellten wir fest, dass sieben Fragen nicht reichen und haben ihm zehn gestellt (auch diese reichen nicht, aber nunja). Die Antworten kamen schnell, charmant und eloquent: wie immer. Er wird uns fehlen, wir wünschen ihm alles Gute!
1. Sie haben sich als Philosoph besonders intensiv mit Michel Foucault beschäftigt, sein Name taucht regelmäßig in den Lehrveranstaltungsverzeichnissen unter dem Ihrigen auf. Wenn Michel Foucault für einen Tag nach Leipzig käme, den Sie mit ihm verbringen könnten, wie würde dieser aussehen?
Ulrich Johannes Schneider 1991 in Paris (Foto: privat)
Michel Foucault war für mich als Philosophiehistoriker besonders, ich habe 1980/81 in Paris seine Vorlesungen gehört und entscheidende Anregungen mitgenommen. Es gibt von mir über 40 Aufsätze und zwei Bücher zu diesem Denker, die meistens darum kreisen, wie kulturelle Tätigkeiten ganz praktisch zu begreifen sind. Foucault hat über Diskurse philosophiert und darüber, dass man sie nicht nur auf die Meinung der Autorin oder des Autors festlegen kann, dass in jedem Text zahlreiche Kommunikationen ablaufen und Machtbeziehungen präsent sind.
Wenn ich ihn durch die Magazine der Bibliotheca Albertina führen könnte, würden wir uns sicher schnell einig sein, dass die meisten Bücher im Streit miteinander liegen, dass die Ruhe der nebeneinander stehenden Werke über die Strittigkeit ihrer Inhalte täuscht. Die Geistes- und Kulturgeschichte, das kann man mit Foucault lernen, ist ein Raum voller Debatten und Auseinandersetzungen.
Ein Imam in Paris, ein Stuttgarter in China und das Schreiben mit der Hand
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Die aktuelle Ausstellung der Universitätsbibliothek Leipzig – „Übersetzte Religion. Im Dickicht der wahren Worte“ – ist seit dem 20. Januar 2022 wieder geöffnet. Sie können eine kleine Multimedia-Show im virtuellen Raum oder ab sofort wieder vor Ort besuchen, die Ihnen Einblicke in die faszinierende Welt der Übersetzung von Religion bietet.
Am 22. November hätten wir gerne unsere Ausstellung „Von der Schönheit und den Leiden der Pferde“ in der Bibliotheca verabschiedet, doch Corona hat dies leider schon etwas früher erledigt. Aber gerade deshalb möchten wir die Gelegenheit nutzen, um einige Impressionen aus dem Gästebuch zu teilen, denn wie sich dort zeigt, hat die Ausstellung die Besucher*innen insbesondere auch zum künstlerischen Ausdruck inspiriert. Wir bedanken uns für das tolle Feedback, jede einzelne Zeichnung und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen in unserem Ausstellungsraum.
Der Katalog zur Ausstellung von Mustafa Haikal kann weiterhin in der Bibliotheca Albertina erworben werden. Und für alle, die die Ausstellung gänzlich verpasst haben, empfehlen wir noch einmal die Videoeinblicke auf der Website zur Ausstellung.
Eigentlich würden wir im Moment in der Bibliotheca Albertina und in der Galerie im Neuen Augusteum die große Doppelausstellung „Von der Schönheit und den Leiden der Pferde“ zeigen. In der Albertina würden die Blicke über die historischen Pferdebücher gleiten, manchmal würde das leise Klappern von Hufen zu hören sein und in der Galerie würde ein Pferdeskelett grüßen, knapp drei Meter lang und zwei Meter hoch, das auf Instagram noch vor der Eröffnung auf den Namen „Pferdinand“ getauft worden war. Die Eröffnung konnten wir am 4. März noch mit 200 Gästen feiern. Auf die restlichen Besucher*innen, die Pferdespezialist*innen, Pferdeliebhaber*innen und anderen Neugierigen muss die Ausstellung nun etwas länger warten. Weiterlesen →
Interview mit Prof. Dr. Marco Frenschkowski, Professor an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig und Kurator der Ausstellung „Zauberbücher. Die Leipziger Magica-Sammlung im Schatten der Frühaufklärung“ (Website: ub.uni-leipzig.de/zauberbuecher).
Die Ausstellung kann vom 15. November bis 16. Februar 2020 in der Bibliotheca Albertina täglich von 10 bis 18 Uhr besucht werden. Eintritt frei.
Veranstaltungstipp: „Ein Traum von großer Magie“ ein literarisch-musikalischer Abend am 10. Dezember 2019 – weitere Informationen.