Wir erhalten übrigens nicht nur zu Weihnachten sondern im ganzen Jahr Geschenke, und zwar schöne, spannende und oft auch wertvolle. Einige möchten wir heute vorstellen.
Die Geschichte der Bestandsentwicklung der Universitätsbibliothek Leipzig ist eng verbunden mit der Erwerbung von zahlreichen Bibliotheken und Nachlässen. Bereits im 19. Jahrhundert wurden bedeutende Privatbibliotheken erworben, zum Teil als Ankauf, häufig aber auch als Geschenk. Da der Erwerbungsetat damals noch nicht sehr hoch war, bildete dieser Bestand eine wichtige und willkommene Ergänzung.
Der folgende Beitrag richtet den Blick auf die jüngste Vergangenheit. In ihm werden einige wenige gedruckte Bestände vorgestellt, die in den letzten Jahren durch unsere Arbeitsgruppe Monographien/Geschenk (AG Mono/Geschenk) bearbeitet wurden. Die Kolleg*innen haben in den letzten fünf Jahren 38.619 Exemplare als Geschenk für die Bibliotheca Albertina eingearbeitet. Im Vergleich dazu waren es 40.155 Exemplare, die gekauft wurden. Die Anzahl der geschenkten Bücher ist also fast genauso groß, wie die der gekauften Exemplare und daher für die Bestandsentwicklung von großer Bedeutung.
Alle Titel, die in der AG Mono/Geschenk eingehen, werden am Katalog geprüft, d.h. es wird für die Fachreferent*innen die sogenannte Vorakzession erstellt. Die zuständigen Fachreferent*innen können dann entscheiden, ob das jeweilige Buch eingestellt wird und wo es stehen soll. Dabei helfen ihnen sogenannte Erwerbungsrichtlinien, die beispielsweise besagen, dass keine Dubletten eingestellt werden sollen. Sind die vorhandenen Exemplare jedoch oft ausgeliehen, kann gern ein zusätzliches angenommen werden. Titel, die abgelehnt werden, kommen dann später in den Dublettenverkauf, der ein bis zweimal pro Jahr stattfindet. Besonders wertvolle Titel, die nicht eingestellt werden, da sie vorhanden sind, können verschiedenen Antiquariaten angeboten werden.
Es gibt verschiedene Wege, wie die Bücher zu uns kommen. Die UB erhält jeden Monat ca. 900 Titel von Privatpersonen, Stiftungen, Ministerien, vom Rektorat oder von Professor*innen der Universität Leipzig, aber auch Belegexemplare – das sind Pflichtexemplare von wissenschaftlichen Arbeiten ab der Dissertation, die an der Universität Leipzig eingereicht wurden. Die Liste ist lang. Ein großer Teil der Geschenke geht ebenfalls über die einzelnen Institute der Universität Leipzig bei uns ein. Das können neue Bücher sein, aber auch Titel, die dort nicht mehr benötigt werden, weil z. B. Professor*innen in den Ruhestand gehen. Besonders in der Philologischen Fakultät war das in der letzten Zeit oft der Fall, da viele Professuren neu besetzt wurden und die emeritierten Kolleg*innen ihre Büros räumten. Auf diese Weise hatte die Erwerbungsabteilung gut zu tun. Diese Literatur ist aber eine durchaus willkommene Ergänzung und die Professor*innen oft erleichtert und froh, dass die Bücher in die Universitätsbibliothek kommen.
Die Schenkungen umfangreicher Bibliotheken, wie z. B. die Übernahme der Bücher von Prof. Crister Garrett (Institut für Amerikanistik) im Jahr 2019, müssen durch die Direktion genehmigt werden. Zum Teil erhalten wir Titellisten, die dann geprüft werden. Auch von Privatpersonen kommen viele Anfragen per E-Mail oder Telefon, bei denen wir in den meisten Fällen Titellisten erbitten, damit wir den Dublettenanteil einschätzen können. Ab und zu kommt es allerdings auch vor, dass Bücher ohne Absprache einfach an der Theke oder beim Wachdienst abgegeben werden, gern auch am Wochenende. Allerdings passiert das in eher geringem Umfang und nicht in Form von LKW-Ladungen (zum Glück!)
Bei der Übernahme größerer Geschenke wird jeweils festgelegt, wie diese einzuarbeiten sind, ob z. B. Exlibris (aus dem Lat. „ex libris“ – „aus den Büchern“: meist sehr schön gestaltete Zettel oder Stempel, die den Bucheigentümer bezeichnen und in unserem Fall noch die „Quelle“ also die Schenker nennen), bestellt werden müssen, wo die Exemplare aufgestellt werden sollen (z. B. in der Sondersammlung), wer die Transportkosten übernimmt und vieles mehr.
In den letzten fünf Jahren haben wir unter anderem folgende Bestände katalogisiert und eingearbeitet:
Bibliothek Lehr, Soziologie – 4.518 Exemplare
Dr. Stefan Lehr war ein Soziologe aus Duisburg und hat der UB Leipzig seine komplette Bibliothek geschenkt. Dies wurde in seinem Testament festgelegt und wir haben die Bücher nach seinem Tod erhalten.
Stiftung Buchkunst – 3.835 Exemplare
Diese Titel haben wir von der Stiftung Buchkunst aus Frankfurt am Main erhalten und eingearbeitet. Es sind überwiegend großformatige Bücher, z. B. Bildbände, die besonders schön gestaltet wurden.
Lyriksammlung Hartinger – 703 Exemplare
Dr. Christel Hartinger forschte in den Bereichen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts, Literatur in der DDR, Lyrik-Geschichte und -theorie sowie Frauen-Literatur.
Ihr Mann, Prof. Walfried Hartinger, war an der Universität Leipzig Professor für Literatur der DDR sowie ab 1991 Professor für Geschichte der Deutschen Literatur.
Christel und Walfried Hartinger betreuten auch beim Universitätsverlag Veröffentlichungen und Herausgaben, sie wirkten in literarischen und kulturpolitischen Vereinen, Initiativen und Projekten mit.
Ihre wertvolle Lyriksammlung, die auch viele Widmungen enthält, wurde für das Deutsche Literaturinstitut eingearbeitet und steht dort im Freihandbereich unter: „Lyriksammlung Hartinger“.
Die Bücher wurden mit ExLibris versehen.
Prof. Crister Garrett, Amerikanistik – 1.160 Exemplare
Crister Garrett war ein bedeutender Professor für Amerikanische Kultur und Geschichte. Er begründete gemeinsam mit Prof. Schneider und der US-amerikanischen Botschaft den American Space Leipzig, über den viele Anschaffungen getätigt werden konnten: die DVD-Sammlung im American Space, PC-Technik, Möbel, gedruckte und E-Books. Sein Tod im Frühjahr 2019 hat auch die Kolleg*innen in der Universitätsbibliothek Leipzig tief erschüttert, die gern mit ihm gearbeitet haben und ihn sehr mochten. Seine Privatbibliothek wurde eingearbeitet, die Dubletten stehen jetzt im Büro des Deutsch-Amerikanischen Instituts Sachsen (DAIS) am Markt, das als eine seiner letzten Anregungen wenige Monate nach seinem Tod gegründet wurde und den American Space mit steuert.
Prof. Elmar Schenkel, Anglistik – 1.073 Exemplare
Prof. Schenkel ist emeritierter Professor für Anglistische Literaturwissenschaft, berühmt aus Funk und Fernsehen und besonders für seine vielseitigen Interessen. Seine Schenkungen stellen eine wichtige Bereicherung des Bestandes für die interdisziplinäre Forschung dar.
Nachlass Barbara Kalender / Jörg Schröder MÄRZ Verlag – 504 Exemplare
Im Juni 2022 fand eine Podiumsdiskussion/Gesprächsrunde mit Barbara Kalender und Richard Stoiber vom MÄRZ Verlag im Café Alibi statt. Die UB Leipzig hatte den Nachlass von Barbara Kalender und ihrem verstorbenen Mann Jörg Schröder erhalten, der vom Geschenk im Frühjahr dieses Jahres eingearbeitet wurde. Frau Teichmann, Teamleiterin der Arbeitsgruppe Geschenk freute sich besonders, dass sie das Frau Kalender nach der Veranstaltung persönlich mitteilen konnte. Die Bücher stehen im Sondermagazin und fast alle Exemplare haben eine Widmung, die erfasst wurde.
Dr. Horst Schroeder, Anglistik – 224 Exemplare
Dr. Schroeder beschäftigt sich als Anglist im Ruhestand seit vielen Jahren überwiegend mit Literatur von und über Oscar Wilde. Regelmäßig hat er uns seit mehreren Jahren Titel angeboten, z. T. mit Widmungen oder interessanten Exlibris.
Dr. Werner Jahn, Tierarzt – 12 wertvolle Exemplare
Dr. Jahn lebte als Tierarzt in Großpösna bei Leipzig und hat der UB vor 2 Jahren zwölf, teils sehr wertvolle Bände aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zu Tierkrankheiten geschenkt. Die Bücher befinden sich in einem guten Zustand und wurden überwiegend für das Sondermagazin eingearbeitet.
Solche wertvollen Geschenke sind allerdings selten. Herrn Jahn war es aber wichtig, dass seine besonderen Bücher in der Universitätsbibliothek Leipzig aufbewahrt werden. Er lebt inzwischen in einem Seniorenheim.
Québec-Studienarchiv, Romanistik – 821 Exemplare
Das Québec-Studienzentrum der Universität Leipzig (CEQUIL) wurde 1994 gegründet und wird von der Regierung von Québec gefördert. Es ist am Institut für Romanistik der Philologischen Fakultät angesiedelt. Die Buchschenkung umfasst Titel aus der Spezialbibliothek des Zentrums zur Soziolinguistik des Französischen in Kanada sowie zur frankokanadischen Literatur und zur politischen und sozialen Geschichte Québecs. Die Bücher vom Québec-Studienarchiv wurden uns vom Institut für Romanistik der Universität Leipzig übergeben. Auch diese Titel werden bei der Einarbeitung ein ExLibris erhalten. Die Bearbeitung hat begonnen und wird in diesem Jahr abgeschlossen sein.
Dieses Jahr erhielten wir 2.541 Bücher aus der Bibliothek von Frau Dr. Christine Gölz, die am Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa gearbeitet hat und im Frühjahr leider verstorben ist. Frau Dr. Gölz war durch ihre eigene Forschung der Universitätsbibliothek Leipzig eng verbunden. Die Bearbeitung hat begonnen und auch hier werden Exlibris in die katalogisierten Bücher eingefügt.
In anderen Bibliotheken ist es bereits möglich, dass man auch nach der „Quelle“ des Buches, also dem Geschenkgeber, recherchieren kann. Reports dieser Art können in der UBL intern schon lange erstellt werden, aber wir hoffen, dass auch bald alle Nutzer*innen diese Anzeige im Katalog nutzen können.
Wer die Bibliotheca Albertina betritt und gleich nach der Drehtür nach links schaut, sieht die Dankestafel, auf der die umfangreichsten Schenkungen nachzulesen sind.
Im Zuge der überwiegenden Erwerbung von elektronischen Medien in den letzten Jahren haben wir erwartet, dass die Geschenke von gedruckten Büchern zurückgehen. Bis jetzt ist dies allerdings nicht der Fall. Es sind offenbar noch genug Bücher im Umlauf und dies wird hoffentlich noch eine Weile so bleiben.
Mit diesem optimistischen Blick in die Zukunft wünschen wir allen unseren Leser*innen ein schönes Weihnachtsfest, erholsame Tage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Wir freuen uns auf Euch!