Behind the Sciences – Erklärvideos aus der Universitätsbibliothek Leipzig

Drei Thumbnails der Erklärvideos auf Youtube

Der Produzentin über die Schultern geschaut

Dr. Claudia Jirausch, Fachreferentin an der Universitätsbibliothek Leipzig, berichtet von ihren Erfahrungen beim Erstellen von Erklärvideos.

Auf dem YouTube-Kanal der UBL werden seit einiger Zeit immer wieder kurze Erklärvideos zu bibliothekarischen Themen veröffentlicht. Sie handeln zum Beispiel von den besten Recherchetechniken in verschiedenen Datenbanken oder richtigem Zitieren. Als Fachreferentin für Medizin, Pharmazie und Veterinärmedizin habe ich viele Ideen für Videos – aber wie entstehen diese eigentlich und was habe ich in den vergangenen Monaten über Erklärvideos wissenschaftlicher Bibliotheken gelernt?

Einblick in das breit gefächerte Angebot an Erklärvideos der Universitätsbibliothek Leipzig

Aus einer Pandemie-Notlösung …

Der Anstoß, kurze und einfache Videos für die UBL zu erstellen, kam bei mir nicht zuletzt durch die Pandemie. Bereits vorher gab es im Curriculum der Medizinischen Fakultät der Universität Leipzig ein Praktikum zur Literaturrecherche, welches durch einen Onlinekurs begleitet wurde. Die Videos und Texte im Kurs waren allerdings im März 2020 veraltet und mussten erneuert werden. Da der Präsenzteil zum Praktikum im Sommersemester 2020 ausfallen musste, hatte ich endlich genug Antrieb, mich intensiver um die Videos zu kümmern.

… etabliert sich eine neue Plattform

Während die ersten Videos noch im Trial-and-Error-Modus entstanden, weiß ich mittlerweile sehr genau, wie ich welchen Arbeitsschritt erledigen muss, welche Technik ich benötige und wie am Ende ein gelungenes Video entsteht.


How to How-to-Videos – Schritt für Schritt

Schritt 1: Lernziel bestimmen

Die Basis meiner Videos ist immer ein bestimmtes Lernziel. Die Nutzenden des Videos sollten hinterher irgendetwas besser oder einfacher bzw. eine bibliothekarische Idee verstehen und anwenden können. Das Thema sollte in nicht mehr als zwei Minuten – besser weniger – erklärt werden. Das funktioniert eigentlich immer und wenn es komplexer ist, muss die Ersteller*in vereinfachen.

Schritt 2: Storyboard überlegen

Im nächsten Schritt überlege ich mir eine Geschichte oder ein Storyboard, anhand dessen ich die Thematik erklären kann. Welche Methode (Legevideo, Screencast/Bildschirmaufzeichnung, Vortrag usw.) ist am besten zur Vermittlung geeignet? Mit diesem Video im Kopf beginne ich meinen Text zu schreiben.

Claudia Wöckel sitzt am Schreibtisch und bearbeitet ein textdokument am Computer

Die Ausgangslage eines jeden Videos ist ein einfaches Textdokument. Dieses wird später als Audiospur für das Video eingesprochen.

Schritt 3: Text schreiben

Für mich ist es deutlich einfacher, diesen vorab zu verfassen und dann auch schon einzusprechen, als parallel zu sprechen und den Screencast zu klicken. Natürlich soll es aber trotzdem nicht zu steril klingen, weshalb ich den Wortlaut schreibe und dann mehrmals laut vorlese, bis ich mich auch gesprochen damit wohlfühle. Den Text unterteile ich dann in kleine Abschnitte. Auch das ist eine Erkenntnis aus vielen Videos: Umso länger die Formulierungen sind, die ich einspreche, umso wahrscheinlicher, dass ich mich ganz am Ende der Aufnahme verspreche. Kleine Textschnipsel kann ich einfach einsprechen und dann auch als Audiodateien schneller mit dem Video kombinieren.

Schritt 4: Text einsprechen

Die Texte spreche ich mit der Diktiergerätfunktion meines Smartphones ein. Bisher bin ich mit der Soundqualität sehr zufrieden, aber natürlich ist immer noch Luft nach oben. Vor allem muss es in der Umgebung leise sein, es dürfen keine Regentropfen auf das Fensterbrett prasseln oder Helikopter in das Klinikum neben meinem Büro fliegen, sonst muss die Aufnahme wiederholt werden. Auch deshalb sind kurze Textschnipsel besser für mich geeignet. Auf meinem Textblatt notiere ich dann, welche Audiodatei die beste ist, um mir den Schnitt zu vereinfachen.

Wer kein Mikrofon zur Hand hat: Für die Tonspur des Videos kann man auch einfach die Diktiergerätfunktion eines Smartphones verwenden.

Claudia Wöckel sitzt am Schreibtisch und hält ihr Smartphone in der Hand
Schritt 5: Methode wählen

Jetzt fehlt natürlich noch das eigentliche Video. Je nachdem was ich geplant habe, ist dies einfacherer oder schwieriger. Für einen Screencast nutze ich die verfügbaren Programme, spiele die Audiodatei ab und klicke die entsprechenden Themen durch, zum Beispiel die einzelnen Arbeitsschritte einer Literaturrecherche. Für ein Legevideo überlege ich mir zunächst welche Bilder ich zeichnen kann, um den Text zu veranschaulichen. Hierfür nutze ich immer rote und schwarze Filzstifte auf weißem Papier und relativ einfache Zeichnungen. Die Zeichnungen müssen anschließend ausgeschnitten werden. Danach spiele ich die Audiodateien ab und probe einige Male, wie die Bilder am besten gelegt und vor allem auch wieder aus dem Bild entfernt werden müssen. Das komplizierteste an einem Legevideo ist das Video-Setup. In der Regel filme ich senkrecht nach unten mit meinem Tablet. Dabei sollen aber möglichst keine Schatten von meinen Armen oder der Tablet-Halterung sichtbar sein, nichts wackeln und auch alles gleichermaßen scharf und beleuchtet sein.

Eine bewährte Methode sind Legevideos. Hierzu arbeitet man z. B. mit gezeichneten und ausgeschnittenen Bildern, um die Audiospur visuell zu untermalen.

Claudia Wöckel beugt sich über verschiedene Papierschnipsel
Schritt 6: Videoschnitt

Wenn alle Videos und Audiodateien im Kasten sind, geht es an den Schnitt. Auch hier nutze ich die verfügbaren, freien Programme meines Computers. Diesen Schritt mag ich am meisten. Es ist ein bisschen kniffelig, aber man sieht endlich wie das Video am Ende aussehen wird. Meine eigene Stimme in den Aufnahmen zu hören war zunächst ungewohnt und irritierend aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt.

Schritt 7: Upload und Untertitel

Wenn das Video fertig geschnitten ist, lege ich die Original-Audio- und -Videodateien sowie das Transkript des Textes in meinen Ordnern ab und mache eine Sicherheitskopie auf einem externen Laufwerk. Anschließend lade ich das Video auf dem YouTube-Kanal der Universitätsbibliothek Leipzig hoch und bereite es für die geplante Veröffentlichung vor. Die Textdatei wird jetzt noch einmal für die Untertitel der Videos benötigt, um nicht auf die Spracherkennung von YouTube angewiesen zu sein oder den Text komplett neu zu tippen. Gemeinsam mit der Öffentlichkeitsarbeit erstelle ich den Teaser-Text und die Überschrift. Jeden zweiten Mittwoch um zwölf Uhr erscheint dann ein neues Video, welches hoffentlich hilfreich für unsere Nutzenden ist.


Mit jedem Video lernt man wieder dazu

Die meisten Videos werden nicht länger als 30 Sekunden geschaut, es muss also direkt am Anfang klar werden, warum man weiterschauen sollte. Zu kniffeligen Stellen in der Recherche wird beispielsweise in den Videos auch zurückgesprungen. Das können wir anhand der Statistiken sehen. So lerne ich auch, was ich beim nächsten Video besser machen kann.

Mir macht es Spaß, die Videos zu erstellen, ich freue mich über die Kommentare und Nutzung. Ein bisschen mehr Feedback wäre natürlich wünschenswert, aber das geht wohl vielen so, die Content für Social Media bereitstellen. In den kommenden Monaten werde ich das Projekt auf jeden Fall fortführen und möchte weiter versuchen, hilfreiche Infos in den Videos anzubieten. Dabei muss ich allerdings auch immer aufpassen, dass die Inhalte nicht veralten und falls doch, müssen einzelne Audio- und Videosequenzen gegebenenfalls erneuert werden. Auch das muss man bei der Produktion von Videos auf jeden Fall im Auge behalten. Themenwünsche und Feedback können Sie gern direkt an mich schicken (woeckel@ub.uni-leipzig.de) oder als Kommentare unter den Videos hinterlassen.

Claudia Jirausch (UBL)

Dr. Claudia Jirausch ist Fachreferentin für Medizin, Veterinärmedizin und Pharmazie an der Universitätsbibliothek Leipzig.

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