Ein Projektseminar zu einer Online-Präsentation
Dem aufmerksamen Auge in der Universitätsbibliothek Leipzig ist es nicht entgangen: Regelmäßig werden in der Bibliotheca Albertina Ausstellungen zu Themen rund um Werke aus dem Bestand präsentiert. Für die Besucherinnen und Besucher ist dies ein absolutes Highlight.
Wie präsentiert man Bücher digital?
Wie vielerorts stellt sich auch der Universitätsbibliothek seit geraumer Zeit die Frage, wie die Inhalte dieser Ausstellungen elektronisch nutzbar gemacht und vor allem wie sie über die Grenzen Leipzigs hinaus einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden können. Der Idee eines Digitalen Buchmuseums sind Studierende der Universität Leipzig in einem gleichnamigen Seminar im Sommersemester 2018 nachgegangen. Unter der Leitung des Bibliotheksdirektors Prof. Ulrich Johannes Schneider untersuchten 24 Masterstudierende diese Option und entwickelten eigene Entwürfe zu der Kernfrage: Wie können Bücher digital ausgestellt werden?
An dem Erfolg, die Bücher und ihre Inhalte online/digital auszustellen, hatte keiner der Teilnehmenden Zweifel. Die digitale Ausstellung soll einer realen sehr ähnlich sein: Beide verfolgen das Ziel, über Teile des Bestands attraktive Geschichten zu erzählen und unterschiedliche Medien zu präsentieren. Dafür wurden Aufnahmen von hieratischen Schriften auf Papyrus, Skizzen des Malers Werner Tübkes und Illustrationen aus vielen Jahrhunderten in den Mittelpunkt der Seminararbeit gestellt. In allen Fällen ist es den Studierenden in ihren Entwürfen gelungen, Bücher als ausdrucksstarke Dokumentations-, Interpretations- und Überlieferungsmedien angemessen darzustellen. Dabei handelte es sich um höchst unterschiedliche Themen wie beispielsweise „Menschenaffen als europäische Sensation“, „Römers Garten. Ein Spaziergang durch die Pflanzenbuchsammlung der Universitätsbibliothek Leipzig“, „Textkünste. Die Erfindung der Druckseite um 1500“ oder „NS- Raubgut in der Universitätsbibliothek Leipzig“.
Work in Progress
Das digitale Buchmuseum der UB Leipzig gibt es noch nicht. Es soll einmal einen Teil der Exponate der realen Ausstellungen auf einer eigenen Website oder als Blog repräsentieren. Das dort gezeigte Text-, Video- und Bildmaterial wird in jedem Fall nur einen Auszug aus den Installationen im Ausstellungsraum und dem jeweiligen Katalog darstellen. Im Seminar wurden abschließend mehrere Entwürfe zu „Galerien“ im künftigen digitalen Buchmuseum vorgestellt, wobei es starke Unterschiede sowohl in der Gestaltung wie auch in der Navigation gab. Genau das aber soll bleiben: Die individuelle Optik einer jeden Präsentation soll für das digitale Buchmuseums beibehalten werden. Die digitalen Ausstellungen fungieren sowohl als Teaser und Eröffnung eines Themas, bieten aber auch Möglichkeiten zur Vertiefung durch Verweise auf weiterführende Quellen und Literatur. Das Blogformat verspricht eine simple Handhabung, welche auf vielen Endgeräten einfach bedienbar ist, da die Navigation ausschließlich durch Scrollen und Springen in weitere Themenbereiche erfolgt.
Das Seminar war ein Experiment mit Pilotcharakter, denn das Digitale Buchmuseum der UB Leipzig – womit 2019 begonnen werden soll – wird auch künftig mit Studierenden erstellt werden. Vielleicht könnte man sogar die Entstehung einer Seite zeitgleich zur Ausstellung realisieren, damit sie von Interessierten parallel besucht werden können. Darüber hinaus ist es das Ziel, die bisherigen Ausstellungen der UB Leipzig auf einer Plattform für den virtuellen Besuch aus fernen Orten und Ländern nachträglich aufzubereiten.
Ein Beitrag von Anna Gutzeit, Studierende im Master Kulturwissenschaften an der Universität Leipzig
Ersterscheinung in KulturBetrieb, Ausgabe 2/2018
Abbildungen: Pflanzensammlung der Universitätsbibliothek Leipzig / Entwurf: Luise Tönhardt,
NS Raubgut in der Universitätsbibliothek Leipzig / Entwurf: Anna Gutzeit