Der neue Freihandbereich „Deutsches Literaturinstitut Leipzig (DLL)“ in der Bibliotheca Albertina
Diese viel und oft bemühte Zeile ist, wie sicher bekannt, Hermann Hesses „Stufen“ entlehnt und gehört zu den etwas lichteren Stellen dieses doch sehr wehmütigen Gedichts: Der Zweck heiligt die Mittel. Denn was ist besser geeignet als ein literarisches Zitat, um die Gründung einer neuen belletristischen Literaturabteilung zu verkünden, verbunden mit einem kleinen wehmütigen Seitenblick in die Vergangenheit.
Im Jahr 2017 berichteten wir bei unserer #BibTour auch aus dem Deutschen Literaturinstitut (DLL):

Stolz zeigten wir mit unserer Kollegin Birgit Neumann die Bibliothek des DLL und berichteten über deren Geschichte. Damals war Charlotte Bauer noch die zuständige Fachreferentin, die kurz vor ihrem Ruhestand im vergangenen Jahr die Weichen für die Zukunft der Bibliothek stellte. Und wie es der Zufall so will, wurde sie in der Zuständigkeit für das DLL von Dr. Sophia Manns-Süßbrich abgelöst, die damals auch den Blogbeitrag dieser Ausgabe der #BibTour betreute.

Doch was genau ist nun geschehen?
Dozierende und Studierende des Deutschen Literaturinstituts wissen es schon länger: ihre Bibliothek zieht um in ein größeres Haus. Tatsächlich befinden sich seit Anfang Oktober 2025 die Bestände der Bibliothek des Deutschen Literaturinstituts in der Bibliotheca Albertina. Im Offenen Magazin, im Erdgeschoss rechts, sind sie jetzt zu finden: die Romane der großen und (noch) kleinen (aber) feinen Autor*innen der vergangenen Jahrhunderte, von den Klassikern bis zu den Debütwerken der DLL-Absolvent*innen.
Der Bestand ist international, der Schwerpunkt liegt allerdings auf der deutschsprachigen Literatur und fremdsprachiger in deutscher Übersetzung. Die Buchumschläge bleiben ausnahmsweise dran, weil in den Klappentexten und Illustrationen viele Hinweise auf die Textrezeption gegeben werden, eine Tradition, die glücklicherweise mit umgezogen ist. Mit dem Umzug ist es aber nicht getan. Die Sammlung soll stetig erweitert und ausgebaut werden, die Fachreferentinnen der anderen Philologien werden zukünftig auch Titel dort aufstellen.
Für die Bücher selbst ändert sich nicht viel, außer, dass sie vielleicht noch öfter gelesen werden, denn hier sind sie nicht nur – das war ja bisher auch so – für alle da, sondern auch für alle zu den wesentlich großzügigeren Öffnungszeiten der Bibliotheca Albertina zugänglich, benutz- und ausleihbar. „Alle“ meint hier zuallererst die Studierenden, aber auch jene, die sich bei uns anmelden, und das geht ja bekanntlich sehr leicht.
So können alle, die gerade in der Albertina sind, noch mal schnell ein Buch ausleihen, bevor sie zum Zug müssen, sich auf die Couch begeben, mit der Decke in den Park ziehen oder wo auch immer hin. Und die Studierenden des DLL? Sie haben jetzt hunderte Leseplätze mehr zur Auswahl, längere Öffnungszeiten, mehr Bücher haben sie auch, kurz: eine gute Situation.
Wer Angst hat, dass im DLL keine Bücher mehr stehen, kann beruhigt sein: die Vitrinen mit den Veröffentlichungen der Absolvent*innen bleiben, auch ein Teil der Bücher, nämlich diese Titel, die ohnehin schon in der Bibliotheca Albertina im Bestand waren. Die Institutsmitarbeitenden freuen sich über die freigewordenen Flächen und haben damit schon eigene Pläne.

Und was macht Frau Neumann, die bisherige Hüterin der Bücher? Sie braucht nicht mehr zwischen mehreren Arbeitsplätzen zu pendeln, keine Vertretung mehr zu suchen und einzuarbeiten, wenn sie zu den Öffnungszeiten andere Termine hat, oder auch mal krank ist. Sie kann sich jetzt auf die Betreuung der elektronischen Zeitschriften und Datenbanken konzentrieren.
Natürlich schwingt auch Wehmut mit. Aber wir sind überzeugt, dass es einfach viel schöner ist, wenn mehr Menschen unkomplizierten Zugang zu den Büchern haben, denn auch Naturwissenschaftler*innen, Soziolog*innen, Historiker*innen lesen Romane, Erzählungen und Gedichte. Und den Philologiestudierenden kommt die Sammlung im Haus eh zugute. Der Umzug der Bibliothek ist also als wahrhaftig als „zauberhafter Anfang“ zu betrachten.
Wir laden Sie herzlich ein, den neuen Freihandbestand zu besichtigen und zu nutzen!




