Ein Forum für Leipziger Promovierende

Interview mit einem Open-Access-Herausgeber

Die Universität Leipzig erweitert ihren Open-Access-Publikationsservice und unterstützt Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen dabei, neue Open-Access-Zeitschriften zu gründen oder renommierte Schriftenreihen und Zeitschriften künftig Open Access erscheinen zu lassen.

Das Open Science Office der Universitätsbibliothek Leipzig sprach mit Dr. Thomas Schmid vom Institut für Informatik, Mitherausgeber der Pilotzeitschrift arbeitstitel. Forum für Leipziger Promovierende.

Lieber Herr Schmid, welche Ziele verfolgen Sie mit dem arbeitstitel und wer steht dahinter? 

Logo der Zeitschrift arbeitstitel

Bei dem Online-Angebot arbeitstitel | Forum für Leipziger Promovierende handelt es sich um eine interdisziplinäre Open-Access-Zeitschrift. Ziel ist es, Leipziger Promovierenden ein regelmäßiges Forum zu bieten, um ihre eigene Forschung einem breiteren Publikum vorstellen zu können. Einerseits ermöglicht die Zeitschrift damit einen kontinuierlichen Austausch zwischen Promovierenden unterschiedlicher Fachgebiete und fördert somit Interdisziplinarität und Vernetzung. Andererseits handelt es sich aber auch um eine Zeitschrift von Nachwuchsforschern für Nachwuchsforscher, die insbesondere Doktorandinnen und Doktoranden, die noch keine große Publikationspraxis haben, eine Plattform bietet, um erste Publikationserfahrungen zu sammeln. 

„Ermöglicht kontinuierlichen Austausch zwischen Promovierenden unterschiedlicher Fachgebiete und fördert Interdisziplinarität und Vernetzung“

Das Herausgeberteam besteht aktuell aus acht Doktoranden und ehemaligen Doktoranden unterschiedlicher Fachgebiete der Universität – von Kommunikations- und Medienwissenschaftbis Informatik. Finanziert wird die Zeitschrift vom PromovierendenRat der Universität Leipzig, der gewählten Vertretung aller Leipziger Promovierenden. Außerdem haben wir im Rahmen einer Förderung durch den Open-Access-PublikationsfondsPLUS eine Anschubfinanzierung durch die Universität Leipzig erhalten.

Warum haben Sie sich entschieden, die Zeitschrift auf dem Open-Access-Server der UB zu veröffentlichen? 

Wissen und Wissenschaft basieren seit jeher auf Austausch und Diskussion. Im 21. Jahrhundert sehen wir daher keine Alternative zu frei zugänglichen Online-Zeitschriften. Weiter war für uns attraktiv, dass arbeitstitel unter dem Dach der Universitätsbibliothek nicht nur eine seriöse akademische, sondern auch eine professionelle Heimat findet.

Dank des Services der UB erreichen wir insbesondere eine angemessene Indexierung in wissenschaftlichen Bibliotheken sowie eine weltweite Erreichbarkeit mittels Digital Object Identifier (DOI). Gleichzeitig ermöglicht die Nutzung des von der Universitätsbibliothek zur Verfügung gestellten Open Journal System (OJS) uns eine effiziente Gestaltung der redaktionellen Abläufe.

Wie akquirieren Sie den Content und organisieren den Begutachtungsprozess? 

Die Zeitschrift arbeitstitel ist schon seit ihrer Gründung im Jahr 2009 eng an die Leipziger Promotionsvorträge geknüpft, die regelmäßig vom PromovierendenRat der Universität Leipzig organisiert wurden. Bei diesen Vortragsabenden stellen Promovierende ihre Forschung entweder in Form eines Posters oder eines Vortrags – klassische wissenschaftliche Präsentation oder Lightning Talk – vor. Die Vortragenden sind anschließend eingeladen, ihr Thema als Beitrag im arbeitstitel zu veröffentlichen. Durch diese regelmäßigen Vortragsabende sind auch regelmäßige Beiträge für unsere Zeitschrift sichergestellt.

„Erleichtert wird der Begutachtungsprozess durch die Funktionen der OJS-Plattform“

Daneben können auch von weiteren Promovierenden Essays oder wissenschaftliche Beiträge zum jeweiligen Oberthema vorgeschlagen werden. Im redaktionellen Prozess haben wir entsprechend der üblichen wissenschaftlichen Standards eine kollegiale Begutachtung, das sogenannte Peer Review, etabliert. Jede Einreichung wird vor Veröffentlichung von zwei Promovierenden oder Promovierten begutachtet. Neben den Herausgeber*innen und einem bestehenden Gutachter*innen-Pool aus zahlreichen Fachbereichen greifen wir dabei auch immer wieder auf frühere Autor*innen des arbeitstitel zurück. Erleichtert wird der Begutachtungsprozess durch die Funktionen der OJS-Plattform, die sowohl Anfrage als auch Verwaltung der Gutachten unkompliziert ermöglicht.

Welche Schwerpunkte und Highlights bietet die aktuelle Ausgabe? 

Die aktuelle Ausgabe steht unter dem Motto „Grenzen und Freiheit“ und bildet die Beiträge der 21. Leipziger Promotionsvorträge im Wintersemester 2018/19 ab. Dieses Thema hat insbesondere Promovierende aus der Philosophie angesprochen, die in der neuen Ausgabe mit drei Themen vertreten sind.

Julia Franke diskutiert unter dem Titel „Grenzen und Möglichkeiten des Ausdrucks“ die These der „Unsagbarkeit des Inhalts“ von Moritz Schlick, Benjamin Reimann beschreibt einen interdisziplinären Dialog zwischen MPI-Direktor Michael Tomasello und Aristoteles zur „Überwindung disziplinärer Grenzen“ und Robert Reimer hinterfragt mit seinem Beitrag „Benjamin Libet und der freie Wille“ die kognitionswissenschaftliche These, dass der freie Wille des Menschen eine Illusion sein müsse. Weiter stellt Jan Quenstedt vom Institut für Neutestamentliche Wissenschaft seine Forschungen zu „Paulus und die Grenzen der Freiheit“ vor. Jie Li vom Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie berichtet schließlich über „Innere kulturelle Werte – äußere Partnerschaftsbeziehungen“.

Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft der arbeitstitel

Als ehrenamtliche Herausgeber*innen hoffen wir natürlich vor allem, dass der arbeitstitel weiterhin auf Interesse stößt und möglichst lange und erfolgreich bestehen bleibt. Tatsächlich bestand seitens der Leipziger Promovierenden bisher stets großes Interesse an einer Teilnahme an den Leipziger Promotionsvorträgen und an einer Veröffentlichung im arbeitstitel.

„Wir wünschen uns weiterhin engagierten Nachwuchs für unser Team“

Limitierende Faktoren waren eher die Zeit und die beruflichen Verpflichtungen des Organisations- und Herausgeberkomitees. Neben reger Beteiligung von Autoren wünschen wir uns daher nicht zuletzt weiterhin engagierten Nachwuchs für unser Team.  Interessierte können uns dazu gerne jederzeit ansprechen.

Herr Schmid, wir sind begeistert von dieser Initiative und wünschen dem arbeitstitel weiterhin viel Erfolg. Herzlichen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Karolin Bove.
Beitragsfoto: Anne-Coralie Bonnaire 


Die quelloffenen Software Open Journal Systems (OJS) ermöglicht die integrierte Verwaltung und Veröffentlichung von elektronischen Zeitschriften für alle redaktionellen Arbeitsschritte vom Einreichen über mehrstufige Begutachtungsverfahren bis zur Veröffentlichung der Beiträge.

Das Open Science Office begleitet Sie auf Ihrem Weg zur Open-Access-Zeitschrift. Wir beraten Sie zu Zielgruppen und Inhalten, Beteiligten und Workflows, Finanzierung Nachhaltigkeit. Wir unterstützen Sie beim Umgang mit Open Journals Systems und dabei, die Sichtbarkeit Ihrer Publikationen durch Indexierung in fachlich relevanten Datenbanken und Verzeichnissen zu steigern.

Sprechen Sie uns an! 

Open Science Office der Universitätsbibliothek Leipzig
openscience@ub.uni-leipzig.de
Kontaktformular
Tel.: +49 341 97-30685

Caroline Bergter (UBL)

Caroline Bergter ist Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der Universitätsbibliothek Leipzig.

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