Wer im Netz sucht, der findet – und landet dann in der Regel vor endlosen Listen. Das Filtern von unüberschaubaren Trefferlisten zu handelbaren Ergebnissen ist zu einer Kulturtechnik geworden, die wir intuitiv lernen und anwenden: Bei Amazon filtern wir nach den Produkten, die portofrei geliefert werden; bei der Suche nach Wohnungen sortieren wir die ohne Balkon gleich aus; bei Airbnb schränken wir auf die machbare Preisspanne ein; und wenn wir rauskriegen wollen, ob Pablo Escobar in echt so aussah wie Wagner Moura in Narcos, interessieren uns bei den Google-Ergebnissen nur die Bilder.
Das Recherchieren im Bibliothekskatalog bildet da keine Ausnahme. Der Vorteil, dass man über den Katalog der UB Leipzig so umfassend in über 150 Mio. Titeldaten von Büchern und Aufsätzen suchen kann, kann zum Nachteil werden, wenn man in der Flut der Ergebnisse die Übersicht verliert. Deshalb lassen sich auch im Katalog der UB schon lange die Ergebnisse nach verschiedenen Kriterien einschränken. Und das funktioniert noch dazu ziemlich gut.
Um das einmal zu illustrieren:
Wir erfinden die Politikstudentin Jule, die am Ende ihres ersten Studienjahres eine Seminararbeit über die Entstehung des Grundgesetzes schreiben muss. Gibt sie das Stichwort „Grundgesetz“ im Katalog ein, erhält sie über 30.000 Treffer, viel zu viel. Also schränkt sie ein:
Weil Jule meistens konzentrierter Gedrucktes als online lesen kann und auch eher Bücher als Artikel zum Thema sucht, wählt sie „Lokale Bestände“ – das reduziert die Trefferzahl auf knapp 4.000.
Weil Jule am liebsten in der Albertina arbeitet, will sie nur die Bücher finden, die hier und nicht etwa in der Bibliothek Rechtswissenschaft zum Thema stehen – über den Filter „Standort“ verringert sie die Trefferzahl so auf 1.300.
Weil sie als Politikstudentin vorrangig die politikwissenschaftliche Perspektive interessiert, wählt sie über den Filter „Fachgebiet“ die Politologie und ist dann bei nur noch 400 Titeln in der Anzeige.
Und weil sie sich auf die Veröffentlichungen der letzten 20 Jahre zum Thema konzentrieren will, schränkt sie den Erscheinungszeitraum entsprechend ein und landet am Ende bei recht überschaubaren 200 Treffern.
Hierunter findet sie sehr schnell das Buch: „Der Weg zum Grundgesetz: Demokratiegründung in Westdeutschland 1945 – 1949“, das für sie einen idealen Einstieg ins Thema bildet. Unsere Jule kann mit der Arbeit beginnen.
Denjenigen, die diese Möglichkeiten des Filterns im UB-Katalog nutzen, ist vielleicht aufgefallen, dass es seit ein paar Wochen ein neues Kriterium gibt, mit dem man seine Ergebnisse einschränken kann, nämlich „Open Access“.
Über diesen Filter reduziert man die Treffer auf Online-Dokumente, die weltweit frei zugänglich sind. Anders als viele durch die UB lizenzierte Inhalte, wie etwa die Springer E-Books oder Artikel der meisten Online-Zeitschriften, kann man auf diese Texte nicht nur innerhalb der Universität oder von außen über VPN zugreifen, sondern uneingeschränkt von überall.
Aber welchen praktischen Nutzen hat die Einschränkung auf Open Access bei der Suche?
Zurück zum Beispiel:
Unsere ausgedachte Studentin Jule ist mit ihrer Hausarbeit fertig und macht nun ein Praktikum bei einer NGO – sagen wir mal in Bulgarien. Ein paar Tage vor Abgabe der Seminararbeit bekommt sie Panik, dass sie zu wenige Quellen verwendet hat. Die Bibliothek ist weit weg und mit dem neuen Rechner funktioniert das VPN irgendwie nicht. Doch Open Access-Veröffentlichungen kann sie zum Glück auch so lesen. Sucht sie im Katalog der UB wieder nach „Grundgesetz“ und filtert nun ihre Suche nach „Open Access“, erhält sie zwar eine deutlich reduzierte Liste mit unter 100 Titeln, unter denen findet sie aber eine Handvoll für ihr Thema relevanter E-Books und Artikel. Die kann sie sofort lesen und in ihre Arbeit als Verweise aufnehmen. Die erfundene Jule kann erst einmal wieder ruhig schlafen. Wie alle „richtigen“ Julen, die es genauso machen wie sie.
Filtern kann Spaß machen. Manchmal ist es auch mühsam oder gefährlich, weil man die falschen Dinge wegfiltert. Gelegentlich kann man sich auch verheddern in den komplexen Einschränkungen. Aber meistens geht es nicht ohne. Sinnvoll ist es sicher, seine Suchen zu speichern, um diese später noch einmal nachvollziehen und variieren zu können. Auch das geht unkompliziert mit unserem Katalog, wie so vieles mehr. Aber das ist wieder ein neues Thema…