Leben und Schreiben im rauhen Schwarzwald

Die Handschriften des Villinger Bickenklosters. Ergebnisse aus dem Projekt zur Erschließung der St. Georgener Handschriften in der BLB Karlsruhe

Seit August 2019 werden in einem Gemeinschaftsprojekt der Handschriftenzentren Stuttgart und Leipzig mit der Badischen Landesbibliothek (BLB) die Handschriften aus dem Benediktinerkloster St. Georgen im Schwarzwald digitalisiert und wissenschaftlich erschlossen.

Nur sehr wenige der ca. 110 Handschriften sind in St. Georgen selbst entstanden, der allergrößte Teil gelangte über Erwerbungen des 17. und 18. Jahrhunderts dorthin. Von wo und auf welchen Wegen sie in das Kloster kamen, lag zu Projektbeginn für die meisten Handschriften völlig im Dunklen. Mittlerweile sehen wir nun deutlich klarer und wissen, dass die meisten Bände aus Frauenklöstern in Westschwaben und dem Bodenseeraum stammen. Eine ganz besondere Bedeutung kommt dabei dem sogenannten Bickenkloster in Villingen am Ostrand des Hochschwarzwalds zu: Diesem franziskanischen Schwesternkonvent konnten bislang besonders viele der St. Georgener Handschriften zugewiesen werden. Aus ihnen lässt sich nun ein völlig neues Bild für die dortige Handschriftenproduktion und Lesekultur in der Zeit zwischen 1480 und 1530 rekonstruieren, ein neuer Baustein für die Literatur- und Frömmigkeitsgeschichte des deutschen Südwestens.

Das Villinger Bickenkloster. Zwischen Reform 1480 und Bücherverbrennung 1782

Cod. St. Georgen 65, Bl. 1ra: Schenkungseintrag, aus dem hervorgeht, dass es eine Büchersammlung im siechhuß (Krankenstube) des Villinger Klarissenklosters gab

Im Jahr 1480 fand eine Reform des Villinger Klarissenkonvents (nach seiner Lage nahe des Bickentors „Bickenkloster“ genannt) statt, die durch acht Schwestern aus dem Klarissenkloster Valduna/Vorarlberg unter der Leitung der Mystikerin Ursula Haider durchgeführt wurde. Mit dieser von der Stadtobrigkeit initiierten Reformierung war nicht nur die Einführung der strengen Klausur und ein fast vollständiger Austausch des Klosterpersonals verbunden, sie hatte vermutlich auch eine rege Produktion von Handschriften zur Folge, wie dies für zahlreiche andere im 15. Jahrhundert reformierte Frauenklöster bezeugt ist.
Aus der Klosterchronik der Juliana Ernstin des 17. Jahrhunderts wissen wir, dass im Bickenkloster bereits kurz nach der Reform von 1480 ein reicher Bestand an Bänden mit geistlicher Literatur vorhanden war; die Chronik berichtet auch von der literarischen Tätigkeit der Reformäbtissin Ursula Haider und teilt sogar größere Teile aus deren mystischen Werken im Wortlaut mit.

Von dem vermutlich einst reichen Bestand an Handschriften des Bickenklosters ist nicht allzu viel erhalten geblieben. Dies dürfte hauptsächlich daran liegen, dass 1782 der größte Teil der damals noch vorhandenen Handschriften verbrannt wurde, als das Bickenkloster im Rahmen der Kirchenreform Josephs II. (Villingen gehörte damals zu den habsburgischen Landen) aufgelöst wurde. In einer Chronik der Zeit heißt es: „Es waren einige Tröge und Kästen voll alter Bücher und Schriften vorhanden; aus diesen wurden nur die bestgebundenen oder die grössten daraus genommen, die übrigen aber alle in die Oeffen geworfen.“

Handschriften des Bickenklosters innerhalb der Bibliothek von St. Georgen

Der bedeutendste Bestand an mittelalterlichen Handschriften, der trotz dieser Vernichtungsaktion noch erhalten ist, findet sich in der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Georgen, dessen Handschriften seit 1807 in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe aufbewahrt werden. Bei der Katalogisierung der St. Georgener Handschriften, von denen die lateinischen Bände am Stuttgarter Handschriftenzentrum, die deutschen am Leipziger Zentrum bearbeitet werden, konnten bisher immerhin 14 Handschriften dem Bickenkloster mit ziemlicher Sicherheit zugewiesen werden:

Cod. St. Georgen 42Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 65Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 68Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 69 (?)Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 76Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 80Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 93Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 99Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 104Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 105Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 106Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 107Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 108Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung
Cod. St. Georgen 109Digitalisatvorläufige wissenschaftliche Beschreibung

Ausgehend von den in einigen Handschriften vorhandenen Besitzeinträgen, erfolgte die (größtenteils erstmalige) Zuweisung an das Bickenkloster anhand verschiedener Indizien, wie Aussehen des Einbands, Einbandfragmenten, Schriftvergleich und inhaltlichen Übereinstimmungen.

Bei den Handschriften aus dem Villinger Bickenkloster handelt sich durchgehend um deutschsprachige Handschriften, in einigen Fällen mit lateinischem Anteil. Rein lateinische Handschriften ließen sich dem Kloster bisher nicht zweifelsfrei zuordnen. Wann die Bände aus dem Bickenkloster in das Benediktinerkloster St. Georgen gelangten, konnte nicht genauer ermittelt werden, vermutlich erst im 18. Jahrhundert, auf jeden Fall aber vor 1782.

Schreibbetrieb im Bickenkloster

Auch wenn die innerhalb des Fonds St. Georgen überlieferten Handschriften sicherlich nur einen kleinen Bruchteil des einst Vorhandenen darstellen, so lässt sich aus ihnen doch ein zumindest umrisshaftes Bild der von 1480 bis in die 1520er und 1530er Jahre andauernden Schreibtätigkeit im Bickenkloster gewinnen.

Es fällt auf, dass es unter den erhaltenen Handschriften keine gibt, die im Bickenkloster vor dessen Reformierung 1480 geschrieben wurde; die wenigen früheren Handschriften aus dem Besitz des Konvents sind an einem anderen Ort entstanden und erst später dorthin gelangt.
So kam eine 1478 datierte Abschrift der ’24 Alten‘ Ottos von Passau (St. Georgen 65) als Geschenk der Schwester Dorothea Sattler aus Ravensburg in das Bickenkloster, als diese 1485 in das Kloster eintrat. Ebenfalls nicht im Bickenkloster entstanden ist eine mystische Sammelhandschrift aus der Zeit um 1425, die zwar einen Besitzeintrag der Villinger Klarissen aus dem 17. Jahrhundert aufweist, jedoch laut Kolophon von einer männlichen Person geschrieben wurde (St. Georgen 80).

links: Einband von Cod. St. Georgen 80 mit Besitzvermerk von 1663; rechts: Cod. St. Georgen 80, Bl. 49r: Kolophon vom 10.11.1425

Alle übrigen St. Georgener Handschriften aus dem Bickenkloster dürften dagegen von Schwestern des Klosters selbst im Kloster geschrieben worden sein. Es konnten drei Schreiberinnnen, die jeweils mehrere Handschriften angefertigt haben, identifiziert werden:

Cod. St. Georgen 68, Bl. 147rb: Kolophon der Agnes Bútzlin vom Jahr 1497

1. Um 1480–1500 war Agnes Bútzlin tätig, die St. Georgen 68 (Passionstraktat ‚Do der minnenklich got‘; dat. 1497) und St. Georgen 93 (Marquard von Lindau, Mönch von Heilsbronn; um 1480–1485) sowie einen Eintrag in St. Georgen 65 (nach 1485) schrieb.

2. Von einer Schreiberin, die eine besondere Vorliebe für Texte der deutschen Mystik zeigt, stammen zwei um 1500–1510 entstandene recht schmucklose Handschriften: St. Georgen 107 und St. Georgen 108.

3. Einer um 1520 wirksamen Schreiberin, die sich leicht an ihren Initialen mit den etwas manierierten Fleuronné- und Kadellen-Formen erkennen lässt, sind drei St. Georgener Handschriften zuzuweisen: St. Georgen 42 (Gebetszyklen mit Kurzgebeten zu Maria und dem Hl. Geist), St. Georgen 99 (Legenden von Katharina und Klara) und St. Georgen 105 (Gebete und Betrachtungen zu Auferstehung und Himmelfahrt Christi). Von derselben Hand stammt auch ein deutsch-lateinisches Gebetbuch, das jetzt in Mettingen (Westfalen) aufbewahrt wird (Tuliba Collection, Ms. 9).

Cod. St. Georgen 99, Bl. 97v (links) und Cod. St. Georgen 105, Bl. 57v (rechts): Fleuronné der Schreiberin 3

Gut die Hälfte der Handschriften sind Koperte, d. h. in einen einfachen Pergamentumschlag eingeheftete Bände, mit einem sehr kleinen Format (Duodez).

Die übrigen Handschriften haben Folio- oder Oktavformat und sind überwiegend Holzdeckelbände mit Blindstempeldekor. Mehrere Codices konnten einer bisher unbekannten wohl in Villingen ansässigen Buchbinderwerkstatt zugeschrieben werden, die auch für andere geistliche Institutionen der Stadt arbeitete.

Einband von Cod. St. Georgen 68, angefertigt in einer Villinger Werkstatt

Passionsbetrachtungen

Cod. St. Georgen 68, Bl. 73r: Passionstraktat mit Federzeichnung der Kreuzigung Christi

Unter den Inhalten der Handschriften ragen Betrachtungen und Gebete zum Leben und Leiden Christi besonders hervor: Eine sehr ausführliche Behandlung der Passion Christi liegt in dem Passionstraktat ‚Do der minnenklich got‘ vor, den Schwester Agnes Bútzlin 1497 abschrieb und auch mit einigen Illustrationen versah (St. Georgen 68). Die Abschrift dieses Passionstraktats ist in engem Zusammenhang mit einem symbolischen Nachbau der heiligen Stätten Jerusalems zu sehen, der kurz zuvor im Kloster entstanden war. Diese bildlichen Darstellungen ermöglichten innerhalb der strengen Klausur des Klosters eine „Pilgerreise“ im Geiste. An ihrer Herstellung war auch Agnes Bútzlin als Schreiberin der Bildbeischriften beteiligt. Der Traktat bietet mit seiner sehr detaillierten Darstellung des Passionsgeschehens reichhaltiges Material zur intensiven Meditation über die bildlich im Kloster dargestellten Leidensstationen Christi.

Auch in anderen Handschriften gibt es Texte, deren Gebrauch auf die im Kloster befindlichen symbolischen Nachbauten der heiligen Stätten Bezug nimmt. So findet sich in der Handschrift St. Georgen 105 eine Art ‚Prozessionsmeditation‘ zur Himmelfahrt Christi. Diese fordert den Leser bzw. die Leserin auf, den Weg Christi und seiner Jünger zum Ort der Himmelfahrt in Form einer von der Kirche über die verschiedenen Teile des Kreuzgangs zum Ölberg führenden Prozession nachzuvollziehen. Dabei werden die einzelnen Stationen der Prozession jeweils im Einzelnen beschrieben und allegorisch ausgelegt.

Deutsche Mystik

Da die Schriften der Reformäbtissin Ursula Haider sich von der deutschen Mystik beeinflusst zeigen, bestand im Bickenkloster sicherlich ein verstärktes Interesse an mystischen Texten. So ist es nicht verwunderlich, dass der Konvent einige Handschriften mit den entsprechenden Autoren und Werken besaß. Besonders hervorzuheben ist die Handschrift St. Georgen 108, die in der Forschung vor Projektbeginn noch gänzlich unbekannt war. Die Handschrift enthält u. a. Auszüge und Bearbeitungen von Predigten Johannes Taulers, Einzelkapitel aus der ‚Vita‘ Heinrich Seuses, ein Exzerpt aus David von Augsburg sowie eine Anzahl von Sprüchen, Exzerpten und Kurztraktaten, von denen viele aufgrund ihres Inhalts und Wortschatzes ebenfalls dem Umkreis der deutschen Mystik angehören.

Cod. St. Georgen 108, Bl. 74r: Beginn einer Sammlung von Sprüchen über Gelassenheit (Kap. 49 der ‚Vita‘ Heinrich Seuses). [H]ab ainen in getönen wandel, bys nitt vsbrichig weder ann wortten nöch an wercken

Nonnenlyrik

Cod. St. Georgen 106, Bl. 41v: Anfang des gereimten Zyklus ‚Das Leben Jesu als Trostspiegel‘

Ausschließlich Verstexte enthält die in der Forschung ebenfalls noch völlig unbekannte Handschrift St. Georgen 106. Es handelt sich dabei um drei Zyklen von in Paarreimen abgefassten geistlichen Betrachtungen, die in allegorischer Form zur Nachfolge Christi (und der Heiligen) aufrufen und dabei immer wieder die Belohnung im Jenseits thematisieren. Der erste Zyklus (Geistliches Kränzlein für die Braut Jesu) besteht aus 47, der zweite (Das Leben Jesu als Trostspiegel) aus 46 und der dritte (Das Herz Jesu als Speise) aus 26 Abschnitten (Strophen) von unterschiedlicher Länge (ca. 10–20 Verse). Wie aus charakteristischen Selbstnennungen in allen drei Texten hervorgeht, stammen die Gedichte von einer einzigen Verfasserin. Alle drei Gedichtzyklen werden als Neujahrsgabe bezeichnet und sind an eine Klarissin adressiert. Höchstwahrscheinlich wurden sie von einer Schwester des Villinger Klarissenklosters für eine Mitschwester (oder für Mitschwestern) verfasst.

Als Kostprobe sei eine Strophe aus dem zweiten Gedicht zitiert, die vor allem deswegen von Interesse ist, weil hier das Lebensumfeld der Adressatin thematisiert wird:

Cod. St. Georgen 106, Bl. 44v: Gedichtstrophe, in der der ruche Schwarczwald erwähnt wird, in der die Adressatin des Textes lebt

Jhesus, amor dulcissimus,
et vere suauissimus,
will din trost spiegel sin,
darin lúcht clarlich vnd fin
dz ellend, dz er in Egypten land hat gelitten
nach armer kinden sytten.
Din geporen ertricht solt durch sinen willen gern lon
vnd an dem ruchen Schwarczwald ain begnuegen hon,
fuer die schlechen vnd ruchen tanzapfen wil er dir geben
die suessen frúcht des ewigen leben,
die wirstu in froeden niessen schon,
ja er selbs will sin din ewiger lon.

(St. Georgen 106, Bl. 44v–45r)

[Übersetzung: Jesus, die allersüßeste und wahrhaft angenehme Liebe, möchte Dein hoffnungsspendender Spiegel sein, in dem herrlich und schön der Aufenthalt in der Fremde aufleuchtet, den er als armes Kind in Ägypten durchstehen musste. Deine angeborene Heimat sollst Du um seinetwillen bereitwillig hinter Dir lassen und an dem rauhen Schwarzwald Gefallen finden. Als Ausgleich für die Schlehen und rauhen Tannenzapfen will er Dir die süßen Früchte des ewigen Lebens geben. Die wirst Du in Freude herrlich genießen, er selbst will sogar Dein ewiger Lohn sein.]

Ebenso wie Jesus, der den Aufenthalt in der Fremde (das ellend) bei der Flucht nach Ägypten ertragen habe, solle die angesprochene Schwester ihre angestammte Heimat (din geporen ertricht) freudig zurücklassen und mit dem rauhen Schwarzwald zufrieden sein (an dem ruchen Schwarczwald ain begnuegen hon). Für die Schlehen und die rauhen Tannenzapfen (des Schwarzwalds), die sie jetzt ertrage, werde Jesus ihr die süßen Früchte des ewigen Lebens schenken. Als realer Hintergrund spielt hier sicherlich eine Rolle, dass ein großer Teil der in der Zeit nach 1480 in das Bickenkloster eingetretenen Schwestern nicht aus Villingen oder dessen unmittelbarer Umgebung, sondern aus Städten des Bodenseeraums, wie Konstanz, Überlingen, Schaffhausen, Dießenhofen, Lindau und Ravensburg, kam, also aus Orten, in denen ein milderes Klima als im Schwarzwald herrschte.

Die neuentdeckten strophischen Zyklen können einer ebenfalls im Bickenkloster abgefassten Sammlung von allegorischen geistlichen Gedichten an die Seite gestellt werden, die in der Forschung unter dem Titel ‚Unser vrowen fischli und fögeli‘ (bisher nur in: St. Gallen, Stiftsbibliothek, Cod. Sang. 1919) bekannt ist. Die Sammlung besteht aus 70 kurzen paargereimten Gedichten, in denen sich jeweils ein Fisch oder Vogel den Nonnen in Ich-Form vorstellt und diesen allegorisch gestaltete Lehren vermittelt. 27 der Sprüche sind Namen von Villinger Schwestern beigegeben. Es wird vermutet, dass der Gedichtzyklus von der Äbtissin Ursula Haider verfasst wurde. Sollte diese Annahme zutreffen, so wäre für die in St. Georgen 106 überlieferten drei Gedichtzyklen ebenfalls eine Autorschaft der Villinger Mystikerin zu erwägen.

Handschriften des Bickenklosters in weiteren Bibliotheken

Außer im Fonds St. Georgen der BLB Karlsruhe werden noch in einigen weiteren Bibliotheken Handschriften des Bickenklosters aufbewahrt. Bereits erwähnt wurde die erst jüngst entdeckte Mettinger Handschrift (siehe oben zu Schreiberin 3).

Die wohl prominenteste noch erhaltene Handschrift des Bickenkloster befindet sich in Berlin (Berlin, SBB-PK, Ms. germ. qu. 1069). Der 1493/1494 entstandene Band enthält Abschriften von Predigten des durch sein Schwankbuch ‚Schimpf und Ernst‘ berühmten Franziskaners Johannes Pauli, der zeitweise Beichtvater der Villinger Klarissen war.

Die Stiftsbibliothek Einsiedeln besitzt 11 in der Mitte bzw. der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts entstandene Bickenkloster-Handschriften. Die überwiegend sehr kleinformatigen Andachts- und Gebetbücher waren 1611 als Geschenk in das Dominikanerinnenkloster St. Peter in Schwyz gelangt.
Eine größere Anzahl von Handschriften vor allem des 17. und 18. Jahrhunderts wird schließlich noch im Stadtarchiv Villingen-Schwenningen aufbewahrt. Dabei handelt es sich größtenteils um archivalisches und die Geschichte des Klosters betreffendes Schrifttum. Es finden sich unter ihnen aber auch Gebet- und Andachtsbücher.

Die in Einsiedeln und Villingen-Schwenningen aufbewahrten Handschriften bezeugen, dass es im Bickenkloster nicht nur in den ersten Jahrzehnten nach dessen Reformierung eine intensive Schreibtätigkeit gab, sondern auch noch später bis weit ins 17. Jahrhundert hinein. Bemerkenswert ist dabei zum einen, dass die Schwestern noch im späten 16. und im 17. Jahrhundert mittelalterliche Texte kopierten, zum andern, dass sie dabei eine sehr altertümliche Schrift benutzten, die sich stark an der im 15. Jahrhundert üblichen Schrift, der sogenannten Bastarda, orientierte.

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