Wer kennt es nicht, dieses wunderbare, meist zweisprachig gesungene Weihnachtslied? Was aber kaum einer weiß: die Universitätsbibliothek Leipzig besitzt eine literarische Sammelhandschrift aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die Text und Melodie und also das älteste schriftliche Zeugnis dieses Liedes überliefert.
Das Äußere der Handschrift deutet darauf hin, dass sie oft benutzt wurde: Vom Bücherwurm zerfressene Holzdeckel sind umschlossen von grobem Schweinsleder, das ohne Verzierung blieb und eindeutige Gebrauchsspuren aufweist. Das Leder ist fleckig und speckig, an einer Stelle abgerissen, überdies sind die Holzkanten bestoßen. Offensichtlich konnte man einst gar nicht genug davon kriegen, den Band zur Hand zu nehmen und die Lieder daraus zu singen. Neben diesem ist ein ein weiteres Weihnachtslied enthalten: „Josef, liber neve myn“. Außerdem gibt es noch ein Osterlied, ein Mariengedicht und eine Liebesklage in Form einer Minnerede (!). Alle Texte sind auf ostmitteldeutsch geschrieben, der Schreibsprache, wie sie für unseren Raum typisch war.
In den Bestand der Universitätsbibliothek gelangte der Band bereits in den 1540er Jahren aus einer der aufgelösten Klösterbibliotheken in der Umgebung. Die Papierhandschrift wird heute in den Sondersammlungen aufbewahrt.
In dulci iubilo… „in süßer Freude“, so beginnt es, dieses alte Kirchenlied für die Weihnachtszeit, dessen Abbildung Sie im Folgenden bewundern können:
links: „Josef, liber neve myn“, in: Leipzig, UB, Ms 1305, fol. 115r
rechts: „In dulci iubilo“, in: Leipzig, UB, Ms 1305, fol. 116r
Damit möchten wir Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage wünschen!