Schneller Publizieren mit Preprints

Dauert das Veröffentlichen von Artikeln in den Lebenswissenschaften zu lange? Vom Publizieren im Schneckentempo sprach ein Beitrag im Wissenschaftsmagazin Nature, nachdem in einer Umfrage immerhin ein Viertel der befragten Forschenden angegeben hatte, schon einmal 2-3 Jahre oder länger darauf gewartet zu haben, bis ein Artikel zur Veröffentlichung angenommen wurde.

Abhilfe schaffen könnte da ein Preprint Server – und eine Wissenschaftskultur, die diesen Kommunkationsweg mitträgt. Was unter Physikern, Mathematikern und Informatikern schon ein alter – 35-jähriger – Hut ist (nämlich arXiv.org), ist in den Lebenswissenschaften erst seit ein paar Jahren ein Thema.

Was ein Preprint ist, und warum es sich lohnen kann, Artikel als Preprints zu veröffentlichen, erklärt dieses Video, das im Rahmen der diesjährigen ASAPbio (acceleration science and publication in biology) Konferenz  veröffentlicht wurde:

Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Durch die umgehende Veröffentlichung können die Forschungsergebnisse umgehend rezipiert werden. Auch gelten die Ergebnisse der Forschung mit einem Preprint als publiziert, und die Gefahr, dass einem jemand zuvorkommt, sinkt damit deutlich. Außerdem bleibt der Preprint open access verfügbar, so dass alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die Inhalte zugreifen können, auch wenn die begutachtete Version hinter einer Paywall erscheint.

Die Möglichkeit zur Publikation von Preprints in den Lebenswissenschaften bietet biorxiv.org. Seit Ende 2013 sind auf dem durch die Cold Spring Harbor Laboratories gehosteten Server bereits über 3.000 Preprints erschienen. Alle Veröffentlichungen erhalten eine DOI und sind damit stabil zitierbar – sobald ein Artikel in einer Zeitschrift publiziert wurde, wird diese Version am Preprint verlinkt und damit kenntlich gemacht, dass auch eine begutachtete Version des jeweiligen Artikels erschienen ist. Unsicherheit verbreitet aber wohl noch die Tatsache, dass es in den Lebenswissenschaften einige Zeitschriften gibt, die als Preprint erschienene Manuskripte nicht mehr zur Veröffentlichung akzeptieren. Ob das der Fall ist, lässt sich am besten über die Datenbank Sherpa-Romeo überprüfen.

Neben biorxiv.org gibt es zahlreiche kommerziell betriebene Plattformen, auf denen Preprints gepostet werden können – darunter PeerJ Preprints, F1000 research, scienceopen und andere. Im Unterschied zu biorxiv.org bieten einige dieser Plattformen zusätzlich eigene Peer Review Systeme und anschließende Publikationsmöglichkeiten gleich mit an.

Vorteile bietet das Preprint-System besonders für den wissenschaftlichen Nachwuchs. Oft erscheinen Artikel erst Monate oder Jahre nach einer bereits abgeschlossenen Doktorarbeit oder einem Postdoc. Wenn man sich dann auf Folgestellen oder um Drittmittel bewirbt, kann ein veröffentlichter Preprint die erfolgreiche Forschungstätigkeit besser nachweisen, als eine bibliographische Referenz mit dem Zusatz „to be submitted“ oder „under review“. Den Wandel des Publikationswesens in den Biowissenschaften und warum Watson und Crick Ihre bahnbrechenden Erkenntnisse über die Struktur der DNA heute vielleicht auch als Preprint veröffentlichen würden, erklärt dieser lesenwerte Artikel – veröffentlicht übrigens zunächst als Preprint in bioarxiv.org, und mittlerweile als Kommentar in PNAS.

Astrid Vieler (UBL)

Dr. Astrid Vieler ist die Leiterin der Bibliothek Medizin/Naturwissenschaften und ist im Open Science Office für die Open-Access-Beratung in den Naturwissenschaften zuständig.

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