Virtuelle Einblicke in die Ausstellung „Übersetzte Religion“

Ein Imam in Paris, ein Stuttgarter in China und das Schreiben mit der Hand


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Die aktuelle Ausstellung der Universitätsbibliothek Leipzig – „Übersetzte Religion. Im Dickicht der wahren Worte“ – ist seit dem 20. Januar 2022 wieder geöffnet. Sie können eine kleine Multimedia-Show im virtuellen Raum oder ab sofort wieder vor Ort besuchen, die Ihnen Einblicke in die faszinierende Welt der Übersetzung von Religion bietet.

Das Video „Religion übersetzen“ wurde als Ergänzung zur Ausstellung konzipiert und produziert. In den Öffnungszeiten zeigen wir es im Ausstellungsraum in der Bibliotheca Albertina, nun präsentieren wir den Film auf YouTube:

Die ersten beiden Abschnitte des Films werfen Schlaglichter auf die sogenannte kulturelle Übersetzung, die über das rein sprachliche Übersetzen und Dolmetschen zwischen zwei oder mehr Sprachen hinausgeht. Kulturelle Übersetzungen versuchen, auch Wertevorstellungen einer Gesellschaft zu übertragen und verständlich zu machen.

Wir erfahren im ersten Filmabschnitt, was ein junger muslimischer Gelehrter aus Ägypten, der vor fast zweihundert Jahren nach Frankreich gesandt wurde, in seinem Reisebericht über Paris schreibt. Der junge Imam versucht, seinem Landesherrn die fremde Stadt und das kulturelle und religiöse Leben dort zu übersetzen. Er bemüht sich, die Errungenschaften des europäischen Landes zu preisen, aber gleichzeitig die Grundsätze seiner eigenen Kultur hochzuschätzen – ein interessanter Balanceakt.

Im zweiten Abschnitt dann geht die Reise nach China. Wir folgen den ersten Missionaren in das Reich der Mitte und lernen über einen chinesischen Klassiker, das Daodejing (Tao Te King), das so oft in europäische Sprachen übersetzt wurde, dass es als das zweithäufig übersetzte Buch der Welt gilt, nach der Bibel. Der Film erläutert die Gründe für die außergewöhnliche Beliebtheit des Buchs über das Dao und seine Wirkkraft außerhalb Chinas.

Im dritten und letzten Teil dann präsentieren wir ein „Handschriften Special“ mit Beispielen aus den Beständen der Universitätsbibliothek Leipzig. Hier bringen wir Tonscherben, Papyri aus Pflanzenfasern und Pergament aus Tierhaut „zum Sprechen“. Diese Beschreibmaterialien erzählen uns über eine der großen Kulturleistungen des Menschen: das Schreiben mit der Hand, das bei der Weitergabe von Religion eine zentrale Rolle spielte. Im Begleitkatalog finden Sie die Themen des Films in ausführlicher Form in den Beiträgen von Prof. Dr. Verena Klemm, Dr. Nikolas Broy und anderen. Weitere Informationen zum Katalog und zur Ausstellung finden Sie hier:


English version of the article


Virtual Insights into the World of Translating Religion: An Imam in Paris, a Stuttgart Missionary in China and Writing by Hand

The current exhibition at Leipzig University Library – „Translated Religion: In a Forest of True Words“ – has just opened up again after being closed due to pandemic containment measures. From now on you can visit a short multimedia show in virtual space that offers insights into the fascinating world of translating religion. The multimedia show was conceived and produced to complement the exhibition. After the re-opening we are now again showing it in the exhibition room of the Bibliotheca Albertina.

The first two segments of the film shed light on so-called cultural translation, which goes beyond translating and interpreting between two or more languages. Cultural translation also attempts to transfer a society’s values and make them understandable.

In the first film segment, you learn what a young Muslim scholar from Egypt, who was sent to France almost two hundred years ago, writes about Paris in his travel report. The young imam tries to translate the foreign city and the cultural and religious life there to his sovereign. He strives to praise the achievements of the European country, but at the same time to cherish the principles of his own culture – an interesting balancing act.

Then, in the second film segment, the journey takes us to China. We follow the first missionaries to the Middle Kingdom and learn about a Chinese classic, the Daodejing (Tao Te Ching), which has been translated into European languages so many times that it is considered the second most translated book in the world, after the Bible. The film explains the reasons for the extraordinary popularity of the book on the Dao outside China.

In the third and final segment, we present a „Manuscripts Special“ with examples from the holdings of Leipzig University Library. Here we make clay shards, papyri made of plant fibres and parchment made of animal skin „speak“. These writing materials tell us about one of humankind’s great cultural achievements: writing by hand, which played a central role in the transmission of religion. In the accompanying catalogue, you will find the themes of the film in the contributions by Prof. Dr Verena Klemm, Dr Nikolas Broy and others. For further information on the catalogue and the exhibition click here:

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