Die UBL als Forschungsakteur zum historischen Buchkulturerbe

Neuer Drittmittelerfolg für das Handschriftenzentrum der UBL: Ende Oktober 2024 bewilligte die Carl Friedrich von Siemens Stiftung ein Kooperationsprojekt von Sächsischer Landesbibliothek – Staats und Universitätsbibliothek (SLUB) Dresden und UB Leipzig. Ziel des Projekts ist die Erforschung der Bibliothek des Zisterzienserinnenklosters St. Marienthal.

Foto: Kloster St. Marienthal
Foto: Kloster St. Marienthal

Ende 2023 war es dem Freistaat nach einem Verhandlungskrimi gelungen, diese über Jahrhunderte gewachsene historische Büchersammlung aus dem seit 1234 bestehenden Kloster an der Neiße als Gesamtensemble in öffentlichen Besitz zu überführen. Da sich die Marienthaler Bibliothek, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht, im nicht öffentlich zugänglichen Teil des Klosters befindet, ist sie bislang in ihrer Zusammensetzung kaum erforscht. Nur zu den mittelalterlichen Handschriften, die seit 2016 am Leipziger Handschriftenzentrum erschlossen worden waren, existierte vor dem Verkauf eine genauere Vorstellung.

Kapiteloffiziumsbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, seit der Reformation in Marienthal aufbewahrt. Auf dem Rand notiert: Sterbedaten Altzeller Äbte.

Das Kooperationsprojekt von SLUB und UBL ist kein klassisch bibliothekarisches Vorhaben. Unter dem Titel „Die Klosterbibliothek von St. Marienthal als Kosmos von Netzwerken und Beziehungen“ werden die Projektwissenschaftler*innen genuine Forschungsarbeit leisten. Denn die zentrale Leitfrage des Projekts ist, welche Personen- und Institutionenbeziehungen anhand der historischen Buchbestände greifbar werden. Wie kam diese bedeutende Klosterbibliothek zustande? Wer wirkte daran wie mit? Die beiden sächsischen Bibliotheken können dabei mit einem flankierenden Projekt an der Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG) der TU Dresden zusammenarbeiten, das die klösterlichen Netzwerke von der Seite der archivalischen Überlieferung aufzudecken versucht.

Auftakttreffen des Marienthal-Projekts mit (von links nach rechts) Felix Schulze (UBL), Prof. Dr. Mirko Breitenstein und Dr. Victoria Smirnova (FOWOG), Jana Kocourek (SLUB), Dr. Matthias Eifler und Dr. Christoph Mackert (UBL).

Im Fokus des Leipziger Projektteils stehen vor allem die Beziehungen von St. Marienthal zur zisterziensischen Vaterabtei Altzelle, von wo offenbar mehrfach Handschriften zu den Schwestern gelangten. Auch erste Erhebungen zur ebenfalls geschlossen erhaltenen Klosterbibliothek der Zisterzienserinnen von St. Marienstern bei Kamenz sind geplant.


Der Beitrag erschien zuerst im Tätigkeitsbericht 2024 der Universitätsbibliothek Leipzig.

Christoph Mackert (UBL)

Dr. Christoph Mackert ist Leiter des Handschriftenzentrums an der Universitätsbibliothek Leipzig.

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