Autorinnen: Dr. Christiane Elster und Eva Weinholz
Vor über 212 Jahren, nämlich am 31. August 1812, fand eine Versteigerung von Büchern aus der Bibliothek des 1808 verstorbenen Magisters Johann Georg Eck (1745–1808) statt. Eck war Philologe und Professor für Ethik, Politik und Poesie an der Universität Leipzig, im Jahr 1806 bekleidete er zusätzlich das Amt des Rektors der Universität. Im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts der UBL wurde der die Bibliotheksversteigerung betreffende Auktionskatalog zu Tage befördert.
Auffällig sind die zahlreichen handschriftlichen Anstreichungen und Anmerkungen, mit denen das aufgelistete Bibliotheksgut versehen ist. Ganz offensichtlich hat hier jemand, der auf der Auktion anwesend war, den Verlauf der Auktion protokolliert und zu jedem versteigerten Buch den Namen des Käufers und den erzielten Preis notiert.1 Handschriftliche Anmerkungen in Büchern können also 212 Jahre später noch für interessante Einblicke in deren Entstehungs- und Gebrauchskontext sorgen, wenn sie auch die Lesbarkeit des gedruckten Originaltexts beeinträchtigen. Nachahmungen sind dennoch nicht erwünscht!
Die Digitalisierung des Auktionskatalogs an der UBL erfolgte im Rahmen eines Projekts, welches das Ziel verfolgt, die umfangreiche Saxonica-Sammlung der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) zu ergänzen, die seit Ende der 2000er Jahre digitalisiert wird. Mit dem Begriff „Saxonica“ sind Publikationen aller Medienarten und Wissensgebiete gemeint, die sich inhaltlich auf Sachsen beziehen. Das zentrale Nachweissystem für die Saxonica ist die Sächsische Bibliografie online, in der auch alle bisher erstellten Digitalisate recherchierbar sind. Rund 30.000 Titel an Saxonica können auf diese Weise online eingesehen werden.
Da nicht nur die SLUB Dresden im Besitz von Werken mit Bezug zur sächsischen Geschichte und Landeskunde ist, tragen auch andere sächsische Bibliotheken dazu bei, die Sammlung zu vervollständigen, u. a. auch die Universitätsbibliothek Leipzig (UBL). Im Sommer 2024 wurde an der UBL ein Digitalisierungsprojekt initiiert, welches sich der digitalen Bereitstellung und Erschließung der in ihrem Bestand vorhandenen Saxonica widmet. Digitalisiert wurden bislang rund 300 ausgewählte Titel des 19. Jahrhunderts mit einem Volumen von rund 60.000 Seiten.
Zur Vorbereitung der eigentlichen Digitalisierung wurde zunächst die bibliothekarische Erschließung der ausgewählten Titel innerhalb des Verbundkatalogs K10plus auf Vordermann gebracht, indem mit Hilfe des vorliegenden Exemplars die Metadaten überprüft und gegebenenfalls angepasst wurden. Anschließend wurden die zu digitalisierenden Bände zu einem externen Dienstleister nach Berlin transportiert, mit dem die UBL und die SLUB bei Digitalisierungsprojekten regelmäßig zusammenarbeiten. Dieser übernahm das Scannen der Bücher Seite für Seite. Außerdem wurde die Kapitelstruktur jedes einzelnen Werks digital nachgebildet, sodass Leser*innen mit nur wenigen Klicks zum gewünschten Inhalt gelangen können. Die Qualitätssicherung und die Bereitstellung der Präsentation über den Mirador-Viewer oblag wieder den Leipziger Kolleg*innen.
Gefördert wurde das Projekt aus Mitteln des Landesdigitalisierungsprogramms für Wissenschaft und Kultur des Freistaates Sachsen (LDP). Ziel des LDPs ist „die möglichst umfassende Bereitstellung digitaler Medien und Informationen für Forschung, Lehre und breite Öffentlichkeit […]“. (sachsen.digital)
Dabei liegt der Fokus auf der Digitalisierung wertvollen Schrift- und Kulturgutes in Sachsen. Bereits zahlreiche andere Digitalisierungsprojekte der UBL wurden bzw. werden über das LDP finanziert, z. B. die Digitalisierung des Tanzarchivs Leipzig, Drucke aus Leipziger Verlagen, maschinenschriftliche Hochschulschriften der Universität Leipzig, mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften, sowie Teile der Münzsammlung der UBL.
Die Langzeitarchivierung der im Rahmen des LDP digitalisierten Medien liegt in den Händen der SLUB; sie stellt sicher, dass die Bestände dauerhaft verfügbar und abrufbar bleiben. Doch das LDP „kann“ noch mehr: Neben der Förderung von Digitalisierungsprojekten unterstützt es auch die Lizenzierung digitaler Medien. Sächsische Hochschulbibliotheken, die sich als Konsortium zusammengeschlossen haben, erhalten dadurch gemeinschaftlich Zugang zu relevanter Literatur, welche im Alleingang nur schwerlich finanzierbar wäre.
Wer nun Interesse bekommen haben sollte, weiter zu stöbern, dem seien die Digitalen Sammlungen der UBL ans Herz gelegt. Natürlich frei zugänglich und nachnutzbar. Die „Open Digitization Policy” der UBL sieht vor, dass Digitalisate ihrer urheberrechtlich nicht mehr geschützten Bestände mithilfe der „Public Domain Mark“ als gemeinfreie Werke ausgewiesen werden. Die UBL stellt sie damit im Sinne des Open Access weltweit allen Interessierten zur freien Nutzung zur Verfügung. Darüber hinaus lohnt sich auch ein Blick auf die Plattform „sachsen.digital“, auf der die im Rahmen des LDP digitalisierten Projekte aus ganz Sachsen präsentiert werden.
- Vielen Dank an dieser Stelle an Prof. Fuchs, dem Leiter unserer Sondersammlungen, er konnte viele der Annotationen aufschlüsseln! ↩︎