Am 6. Dezember 2020 feiert das Handschriftenzentrum an der Universitätsbibliothek (UB) Leipzig sein 20-jähriges Bestehen. Als eine zentrale Forschungs- und Kompetenzeinrichtung erschließt und digitalisiert es Handschriftenbestände für Institutionen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen und darüber hinaus.
In den letzten 20 Jahren hat das Leipziger Zentrum 32 Drittmittelprojekte mit einer Gesamtfördersumme von mehreren Millionen Euro durchgeführt, dazu mehrere Eigenprojekte vor allem zum Handschriftenbestand der UB Leipzig.
Das Handschriftenzentrum war und ist an verschiedenen digitalen Infrastrukturprojekten zum Aufbau handschriftenspezifischer Informationsangebote beteiligt und engagiert sich in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses, z. B. durch Praktika, zahlreiche Hilfskraftstellen und die immer sehr nachgefragten Alfried Krupp-Sommerkurse zur Handschriftenkultur.
Und natürlich konnten bei den wissenschaftlichen Erschließungsaktivitäten schon viele wichtige Entdeckungen gemacht werden:
Darunter eine ganze Reihe völlig neuer Texte aus dem Mittelalter, Reste einer spätmittelalterlichen Kirchenbibliothek in Ostsachsen, mehrere verschollen geglaubte Handschriften wie die ‚Bechsteinsche Liederhandschrift‘, Handschriftenzeugnisse, die bekannte Werke älter machten oder unser Bild vom Verlauf der Literaturgeschichte verändert haben, oder bedeutende Einzelfunde wie die wohl ältesten Fragmente des ‚Parzival‘ von Wolfram von Eschenbach oder eine Wittenberger Chorhandschrift aus dem frühesten reformatorischen Chorgesang.
Das Leipziger Zentrum gehört zu einer bundesweiten Forschungsinfrastruktur von insgesamt sechs Handschriftenzentren, die seit den 1970er Jahren auf Initiative der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) aufgebaut wurden. Zum besonderen Profil des Handschriftenzentrums der UB Leipzig gehören Projekte zu deutschsprachigen Manuskripten, zur reichen Fragmentüberlieferung mittelalterlicher Handschriften und zu den vielfach kaum bekannten Kleinsammlungen mit Handschriftenbesitz.
Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums haben wir verschiedene Menschen um einen Blick von außen auf die Arbeit der deutschen Handschriftenzentren und die des Leipziger Zentrums gebeten. Wir haben Vertreter*innen aus der universitären Forschung und Lehre und dem wissenschaftlichen Nachwuchs angefragt, ehemalige Kolleg*innen, andere Handschriftenzentren und ein früheres Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Handschriftenzentren.
Zusammengekommen ist eine kleine Serie von Blogbeiträgen, die wir in den nächsten Monaten hier veröffentlichen werden. Den Anfang macht ein Beitrag von Prof. Dr. Sabine Griese, Lehrstuhlinhaberin für Germanistische Mediävistik / Ältere deutsche Literatur an der Universität Leipzig, die aus der universitären Perspektive auf das Leipziger Zentrum schaut. Wir veröffentlichen diesen Beitrag am 6. Dezember, auf den Tag genau 20 Jahre, nachdem Dr. Jürgen Bunzel, Leiter der Gruppe Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme in der DFG-Geschäftsstelle, bei einer Abendveranstaltung in Leipzig die UBL zum Sitz eines Handschriftenzentrums erklärt hat.
Blogbeiträge zu 20 Jahre Handschriftenzentrum:
- Sabine Griese, Es war einmal im Fürstenzimmer, oder: von minne und Liebe (6. Dezember 2020)
- Luise Tönhardt, Von Wasserzeichen, Digitalisierungsworkflows und Weihnachtsfeiern (6. Januar 2021)
- Jeffrey Hamburger, Handschriftenkatalogisierung – Handschriftendigitalisierung – digitale Handschriftenforschung (19. Februar 2021)
- Carolin Schreiber, Das Leipziger Handschriftenzentrum aus Münchener Sicht (19. März 2021)
- Eva Ferro und Michael Schonhardt, Leipziger Handschriftensommer (30. April 2021)
- Falk Eisermann, Wenn’s am schönsten ist, soll man weitermachen (11. Juni 2021)
Instagram-Serie zum mittelalterlichen Buch:
- Folge 1: stehen und liegen (24. Februar 2021)
- Folge 2: Nachhaltigkeit und Recycling (12. März 2021)
- Folge 3: Von Hand geschrieben (13. April 2021)
- Folge 4: Papier (11. Mai 2021)
Beitrag im Leipziger Universitätsmagazin
Literaturgeschichte umgeschrieben:
Neue Funde spätmittelaltlicher deutscher Handschriften (11. Mai 2021)