Ein über 3000 Jahre altes Rezept – gefunden im Papyrus Ebers.
Die Universitätsbibliothek bewahrt diese Buchrolle, datiert auf das 16. Jh. v. Chr., als einen ihrer größten Schätze und er wurde nun sogar zur Aufnahme in das „Weltdokumentenerbe“ bei der UNESCO angemeldet.
Prof. Dr. Reinhold Scholl, Kustos der Papyrus- und Ostrakasammlung in der UBL, wird am 24. Februar um 19 Uhr in der Bibliotheca Albertina gemeinsam mit Dr. Bernd Kromer vom Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim über dieses Vorhaben und damit zusammenhängende aktuelle Forschungsergebnisse berichten.
Einige Fragen konnten wir Prof. Scholl aber schon heute stellen:
Warum wurde der Papyrus Ebers kürzlich auf Echtheit untersucht? Gab es Zweifel daran?
Nein, es gab bisher keine Zweifel, was aber möglichweise damit zusammenhängt, daß ihn nur wenige Wissenschaftler wirklich im Original gesehen haben. Denn er schaut wirklich wie neu und ungebraucht aus, einzigartig sowohl in der Qualität des Schriftträgers als auch der Schönheit und Exaktheit der Schrift, was andererseits aber wiederum gegen eine moderne Nachbildung spricht, wie der Vortrag am Dienstag zeigen wird. Umstritten war aber lange Zeit das wirkliche Alter. Das reichte von 1600 v. Chr. bis in die römische Zeit. Eine große Zeitspanne. Aber die Forschung konnte dann das Datum durch herkömmliche geisteswissenschaftliche Methoden auf das letzte Viertel des 16. Jh. v. Chr. eingrenzen, wobei es hier auch abweichende Meinungen gibt. Um bei der Anmeldung zum Weltdokumentenerbe auf der ganz sicheren Seite zu sein – Neider gibt es immer viele – haben wir uns in der heutigen naturwissenschaftsgläubigen Zeit entschlossen, zusätzlich eine auf einem naturwissenschaftlichen Verfahren beruhende Altersbestimmung vornehmen zu lassen.
Diese Altersbestimmung wurde mit der sogenannten C 14 Methode vorgenommen, was heißt das?
Diese Methode dient der Altersbestimmung von Funden. Denn jeder lebende Organismus nimmt – solange er lebt – Kohlenstoff auf, und zwar C12, C13 und C14. Mit dem Absterben zerfällt C14, so daß nach 5730 Jahren nur noch die Hälfe vorhanden ist, während C12 erhalten bleibt. Man mißt nun das Verhältnis zwischen den nicht verfallenden C12 und den zerfallenden C14 Anteilen und bestimmt dadurch das Alter. Wer mehr wissen will, den verweise ich auf den Vortrag am Dienstag, in dem Dr. Kromer diese Methode erläutern wird, der auch die C14 Untersuchung am Papyrus Ebers vorgenommen hat.
Gibt es Ergebnisse aus der Untersuchung, die Ihnen neu sind?
Da diese Methode zum ersten und sicherlich auch zum letzten Mal am Papyrus Ebers angewandt wurde, sind die Ergebnisse nicht nur für mich neu. Ich möchte aber dem Vortrag von Dr. Kromer nicht vorausgreifen. Nur so viel sei verraten: die bisherigen vorwiegend auf Textanalyse basierenden Forschungsergebnisse sind nicht Makulatur.
Was heißt es für uns als Bibliothek, wenn der Papyrus Ebers in das Weltdokumentenerbe aufgenommen wird und welche Chancen hat er?
Die Auszeichnung als Weltdokumentenerbe würde Ehre und Verpflichtung zugleich für die Universitätsbibliothek sein. Die Folgen sind nicht so genau absehbar. Das Interesse am Papyrus Ebers wird sicherlich noch gesteigert werden. Die Universitätsbibliothek verpflichtet sich damit, das Weltdokumentenerbe digital zugänglich zu machen, was in gewisser Weise bereits durch unsere Datenbank (http://papyri.uni-leipzig.de) geschehen ist, und weiterhin Forschungen dazu zu betreiben. Es wird noch mehr Anfragen geben und noch mehr Menschen möchten sicherlich den Papyrus Ebers auch im Original sehen, was aber aus konservatorischen Gründen nicht immer möglich sein wird. Deshalb wird es eine adäquate Präsentation im Internet geben, für deren Realisierung – mit dem vielleicht errungenen Titel „Weltdokumentenerbe“ im Hintergrund – sicherlich Sponsoren gewonnen werden können.
Die Chancen aufgenommen zu werden stehen nicht schlecht, zumal auch die eingeholten internationalen Gutachten und Expertisen sich für die Aufnahme aussprechen. Aber wie heißt es so schön: warten wir’s ab!
Wann kann man den Papyrus Ebers mal wieder im Original sehen?
Die Tafel mit den ersten Kolumnen und dem für die Zeitbestimmung wichtigen Kalender auf der Rückseite bereits am Dienstagabend, den 24.2.2015, um 19 Uhr im Rahmen des Vortrags zur Altersbestimmung des Papyrus Ebers im Vortragssaal.
Ansonsten im nächsten Jahr, wenn er zum Weltdokumentenerbe gekürt wurde.
Der Papyrus Ebers wird als die größte und schönste Buchrolle zur Heilkunde Altägyptens bezeichnet, welches Rezept empfehlen Sie besonders?
Der Papyrus Ebers ist ja für viele Krankheiten und Wehwehchen der erste Ansprechpartner. Entsprechend der grassierenden Grippewelle empfehle ich folgende geldbeutelsparende Rezepte:
Eb 762 (Kolumne 90, Zeile 14 – 15)
Ein anderes (Heilmittel) für das Beseitigen von Niesen (oder Schnupfen ?) in der Nase.Minze (?); werde verrieben mit Datteln; werde an die Nase gegeben.
Eb 763 (Kolumne 90, Zeile 15 – Kolumne 91, Zeile 1)
Ein anderes (Heilmittel), eine Beschwörung des Schnupfens:
Du mögest ausfließen, Schnupfen, Sohn des Schnupfens, der die Knochen zerbricht, der den Schädel zerstört, der im Knochenmark (des Schädels) hackt, der veranlaßt, daß die sieben Höhlen/Öffnungen schmerzen im Kopf der Gefolgsmannschaft (im Sonnenboot) des Re, die (hilfesuchend) Thoth anbeten.
Siehe ich habe dein gegen dich gerichtetes Heilmittel gebracht (und) dein gegen dich gerichtetes Schutzmittel: Milch einer (Frau), die einen Knaben geboren hat; Duft-Gummi; es wird dich beseitigen, es wird dich entfernen – werde umgekehrt angeordnet (d.h. es wird dich entfernen, es wird dich beseitigen). – Komme heraus zu Boden; verfaule, verfaule, viermal.
Werde rezitiert über Milch einer (Frau), die einen Knaben geboren hat; Duft-Gummi; werde in die Nase gegeben.
Nun ja, wenn das nicht hilft…
Weitere interessante Details erfahren Sie am 24. Februar um 19 Uhr in der Bibliotheca Albertina.