Von süßen Schäfchen und verschmitzten Hasen

Ein österlicher Einblick in die Motivwelt mittelalterlicher Handschriften

live aus dem Handschriftenzentrum der UB Leipzig

Lamm oder Hase?

Nein, es geht hier nicht um die Frage nach dem Osterbraten, sondern um die verschiedenen Tierdarstellungen in alten Handschriften. Haben Sie sich schon einmal gefragt, woher die Tradition des Osterlammes stammt?

Es gibt dieses niedliche Tier ja nun in vielen Variationen, aus Schokolade (die ersten Lämmer lösen die Weihnachtsmänner ja beinahe nahtlos ab), aus Teig, aus Plastik im Vorgarten und – trotz des zunehmenden Vegetarianismus – auch noch in echt, gebraten mit Klößen und Rotkraut. Nun, ursprünglich ist es ein jüdischer Brauch. Zum Passahfest wurden Lämmer als Opfertiere geschlachtet. Diesen Brauch übernahmen später die Christen, die in Jesus das Opferlamm sahen, das für ihre Sünden gestorben ist und diese durch die Auferstehung gesühnt hat. Daher auch die Bezeichnung Jesu als „Lamm Gottes“ oder „Agnus Dei“. Sie aßen daher am Ostertag geweihtes Lammfleisch. Später wurde das Fleisch durch die Zubereitung mit Teig ersetzt.

In dieser übertragenen Bedeutung wurde und wird das Osterlamm gerne verwendet, z. B. besonders im Johannesevangelium oder als wichtiges Element des orthodoxen Osterfests. Deshalb finden sich viele Darstellungen des Osterlamms mit Kreuzfahne als Sinnbild für Jesus den Auferstandenen, als Symbol des Sieges über den Tod auch in mittelalterlichen Handschriften. Vor allem im späten 15. Jahrhundert erfreute sich das Symbol als Papierwasserzeichen großer Beliebtheit. So auch in Papieren zahlreicher Handschriften (und früher Drucke), die in den letzten Jahren am Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig bearbeitet wurden.

Mit der christlichen Hasensymbolik verhält es sich ganz ähnlich, auch wenn sie ambivalent ist. Dem Hasen kann auch eine negative Bedeutung zugeschrieben werden, das erschließt sich jeweils aus dem Kontext. Er ist, negativ besetzt, Symbol für Wollust, kann aber auch Zeichen der Auferstehung und der Wiedergeburt sein.

Es geht also um mehr als nur süße Schäfchen und Häschen zwischen Buchdeckeln. Wir haben ein paar schöne Lamm- und (positive) Hasendarstellungen herausgesucht und möchten mit diesem kleinen (kultur-)historischen Beitrag ein frohes Osterfest wünschen!

Text: Sophia Manns-Süßbrich, Franz Schollmeyer
Bildsuche und -auswahl: Handschriftenzentrum Leipzig

Sophia Manns-Süßbrich (UBL)

Dr. Sophia Manns-Süßbrich ist Fachreferentin für Amerikanistik, Anglistik und Slavistik an der Universitätsbibliothek Leipzig.

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