Dieser Ausspruch ziert den Titel der kommenden Kabinettausstellung der Universitätsbibliothek Leipzig in der Bibliotheca Albertina (27. Oktober – 06. Dezember 2015), für deren Konzeption, Gestaltung und Bewerbung Student*innen der Universität Leipzig verantwortlich sind.
Die Redewendung „Das kann doch kein Schwein lesen“ hat bestimmt jeder schon einmal gehört und vielleicht auch häufiger ausgesprochen. Der Sinn scheint bei erster Betrachtung gar nicht so abwegig. Schweine sind des Lesens bekanntlich nicht mächtig. Doch so wirklich tieferen Sinn will der Ausspruch dennoch nicht ergeben.
Stellt sich die Frage, ob eventuell doch mehr dahinter steht und besonders, wo der Ursprung dieses Sprichwortes liegt.
„Das kann doch kein Schwein lesen…!“: Der Ausstellungstitel war für uns Student*innen anfangs genauso wahr wie für die zukünftigen Besucher*innen der Kabinettausstellung der Universitätsbibliothek (27. Oktober–06. Dezember 2015) wahrscheinlich auch.
Die kommende Ausstellung „Das kann doch kein Schwein lesen…! Schriften Europas im Mittelalter“ in der Bibliotheca Albertina ist ein zentraler Bestandteil des Seminars „Paläographie des Mittelalters und der Neuzeit“. Diese Möglichkeit die Prüfungsleistung für das Modul zu absolvieren wurde gut von uns Student*innen angenommen. Sie bietet vor allem die Chance, erste Praxiserfahrungen im Bereich Ausstellungskonzeption zu sammeln.
Am Sonntag, den 7. Juni 2015, standen die Türen der Bibliotheca Albertina weit offen für alle Neugierigen. Und sie kamen. Der Andrang zwischen 10 und 18 Uhr war groß, der Besucherstrom ebbte nicht ab. Alle Benutzungsbereiche waren geöffnet, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beantworteten Fragen und gaben Auskunft.
In der Restaurierungswerkstatt
Besucher in der Dauerausstellung
Digitalisierung live
Warten auf Expertenrat
Lesezeichen herstellen
Andrang im Foyer
Große Hausführung
Vortrag Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider
Leipzigerinnen und Leipziger nahmen erstaunt zur Kenntnis, dass die Bibliothek nicht nur von Studierenden oder Universitätsangehörigen genutzt werden kann und meldeten sich an. Viele wollten die Bibliothek selbständig erkunden oder einen Blick hinter die Kulissen werfen, die Arbeit der RestauratorInnen und BuchbinderInnen kennenlernen, bei Führungen die sonst nicht zugänglichen Magazine betreten oder Digitalisierung live erleben. Die 16 großen beleuchteten Glastafeln, die von den herausragenden Handschriften, den wertvollen Sammlungen und von der Geschichte des Hauses in der Beethovenstraße künden, vorgestellt vom Direktor der UBL, faszinierten die Besucher. Der Papyrus Ebers, der Codex Sinaiticus und die Philosophia wurden in Kurzvorträgen vorgestellt. Kinder waren eifrig dabei, ihre personalisierten Lesezeichen zu basten. Gefragt war auch der Expertenrat. Besitzerinnen und Besitzer alter und vielleicht wertvoller Bücher mussten Geduld mitbringen, ehe sie ihre Bücher auspacken konnten. Für das leibliche Wohl war Dank dem Café Alibi bestens gesorgt.
Viele der Besucherinnen und Besucher verabschiedeten sich mit der Frage: wann gibt es den nächsten Tag der offenen Tür?
Das Gebäude der Bibliotheca Albertina ist schön, es hütet aber auch Geheimnisse. Zuerst das eigene Geheimnis seiner Wiederauferstehung: Es ist in wesentlichen Teilen ein Neubau, der 2002 abgeschlossen wurde. Wer glaubt das? Künftig wird ein Foto der Treppe im Zustand von 1991 alle daran erinnern. Sechs Bilder sind es insgesamt, die im Gang zur Leselounge in den ehemaligen Fensternischen zu sehen sein werden und das Gebäude in alter Schönheit und auch mit Kriegswunden zeigen. Das größte Geheimnis aber sind die Schätze, wahres Weltschrifterbe. Weil es bei uns immer wieder neue Wechselausstellungen gibt, könnte man vergessen, dass gerade dort die seltenen Stücke nur selten auftauchen. Sie bekommen künftig zehn Präsentationstafeln sowohl im Gang vor dem Ausstellungsraum (fünf herausragende Handschriften) wie auch im Gang beim Rückgabeautomat (Eine Bibliothek der Bibliotheken: Die Sammlungsherkünfte werden erläutert).
Im Widerschein der Buchkultur Foto: Caroline Bergter
Tafeln warten auf Hängung Foto: Thomas Kademann
Tafeln warten auf Hängung Foto: Thomas Kademann
Philosophie auf Achse Foto: Christoph Mackert
Alles LED-beleuchtet! Warum das? Weil es schön aussieht, weil es neugierig macht, weil es in einer von Reklame verstellten Welt ein Gegengewicht von Bildern geben muss, die nachdenklich machen.
Andere Gründe? Schauen Sie selbst und lassen Sie es uns wissen. Die Präsentation hochvergrößerter Fotografien ist ein Experiment, das noch niemand gewagt hat. Und wir können es wagen, weil wir die Wüstenrot Stiftung als Unterstützerin gewonnen haben: für das Einmalige, für das Unerhörte, für das Attraktive – für uns!
Werkstattbericht zur Ausstellung „Dokumente des lutherischen Glaubens. Die Kirchenbibliothek von St. Nikolai in Leipzig“
Ein Werkstattbericht bietet ein Forum für eine kritische Auseinandersetzung mit der Entstehung und dem Ergebnis eines Projekts – in unserem Fall der Ausstellung „Dokumente des lutherischen Glaubens. Die Kirchenbibliothek von St. Nikolai in Leipzig“. Gleichzeitig handelte es sich um ein Experiment, das in dieser Form erstmalig an der Universitätsbibliothek Leipzig am 09. April 2015 realisiert wurde.
Ziel war es, als Ausstellungsmacher mit Interessierten in Dialog zu treten und Einblicke in die kuratorische Arbeit zu ermöglichen. Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider machte in seiner Einführung deutlich, dass die Ausstellungen in der Bibliotheca Albertina sich nicht in erster Linie an ein Fachpublikum, sondern an alle Interessierten richten. Damit ist auch im Falle der laufenden Ausstellung klar, dass zeitgenössische theologische Fragen – die Bibliothek wurde 1597 gegründet – nicht erschöpfend dargestellt werden können. Deutlich werden soll vielmehr, was die Bibliothek auszeichnet, welche „Dokumente des lutherischen Glaubens“ sie beinhaltet und was sie von anderen um 1600 entstandenen und protestantisch geprägten Kirchenbibliotheken unterscheidet. Hierbei zeigt sich, dass es für eine Ausstellung von Vorteil sein kann, ohne einschlägiges Fachwissen – Theologie oder auch Kirchengeschichte – mit den Vorbereitungen zu beginnen: Die Gefahr, zu sehr ins Detail zu gehen und damit unverständlich zu werden, ist gering(er). Exponate, die nicht auf der (immer begrenzten) Ausstellungsfläche in den entsprechenden Zusammenhängen nachvollziehbar präsentiert werden können, scheiden aus.
Die Bibliothek selbst sowie die Ausstellungsräumlichkeiten erlauben und verlangen eine klare Aufteilung der Exponate: Auf der einen Seite des rechteckigen Ausstellungsraums wird die Geschichte der Nikolaibibliothek thematisiert, auf der anderen werden ihre exemplarischen „Dokumente des lutherischen Glaubens“ versammelt. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit „um 1600“, da die Bibliothek hier den stärksten Zuwachs verzeichnete und für die Gemeinde von besonderer Bedeutung war. Für die Seite der „Dokumente“ wurden Exponate ausgewählt, die für wichtige, aber bei weitem nicht alle theologische Auseinandersetzungen der Zeit stehen. Zur besseren Orientierung wurden sie den Abteilungen Streitschriften, Ordnung des Glaubens, Biblische Schriften und Kirchengeschichte zugeordnet. Weiterlesen →
Der irische Botschafter Michael Collins war am 27. Januar zu Gast an der Universität Leipzig. Begrüßt wurde er in der Bibliotheca Albertina.
Im Oktober 2013 hatte er an der Universität ein irisches Lektorat eröffnet und möchte nun den Fortgang akademischer und kultureller Entwicklungen in Leipzig weiter fördern. Der Botschafter wurde durch den Anglisten Prof. Dr. Jochen Schwend und Frau Dr. Sabine Asmus vom Institut für Sorabistik über deutsch-irische Austauschbeziehungen sowie über die Entwicklung der Studiengänge für europäische Minderheitensprachen und Irische Studien und deren internationale Ausrichtung informiert und kam mit Wissenschaftlern und Studierenden ins Gespräch.
Die Universitätsbibliothek präsentierte anlässlich des Besuches einen der vielen Schätze aus ihrem Bestand, die Notizbücher von Whitley Stokes, einem irischer Rechtsanwalt, Gelehrten und Keltologen. Sie wurden vom irischen Historiker Prof. Dáibhí O’Cróinín vorgestellt. Zum Abschluss seines Aufenthaltes wurde der Botschafter von dem Direktor der UBL, Prof. Ulrich Johannes Schneider, durch das Haus geführt.
Foto: Thomas Kademann, UBL (v.l.n.r.: Michael Collins, Sabine Asmus, Ulrich Johannes Schneider)
Leipzig hat am gestrigen Montag Gesicht gezeigt gegen rassistische Angstmacherei. Auch zahlreiche Kolleg_innen der UB Leipzig waren für Vielfalt, Toleranz und Solidarität mit Flüchtlingen auf der Straße. Dem Team unseres Handschriftenzentrums ist durch die tägliche Arbeit mit mittelalterlichen Quellen besonders bewusst, wie viel das Abendland dem Austausch mit den islamischen Ländern zu verdanken hat, um zu dem zu werden, was es heute ist. Und nächsten Montag geht’s weiter!
Die Bibliotheken der Universität Leipzig halten auch in diesem Jahr eine Weihnachtsruhe. Sogar die Campusbibliothek wird vom 24.12. bis zum 26. Dezember, sowie Silvester und Neujahr geschlossen sein. Das ist eine gute Gelegenheit zu einem Weihnachtsspaziergang, auch wenn er nicht so winterlich ausfallen wird wie im Jahr 1856. Damals entstand dieses Bild von Andreas Hermann Grabau, das übrigens die Kirche in Leutzsch zeigt. Ob Sie nun in die Kirche gehen oder unsere aktuelle Ausstellung in der Bibliotheca Albertina besuchen, in der Sie das Original der romantischen Zeichnung bewundern können, wir wünschen Ihnen erholsame Tage. Sie sind herzlich in der Ausstellung willkommen, die auch während der Feiertage täglich von 10-18 Uhr geöffnet ist. Die Öffnungszeiten aller Bibliotheken finden Sie hier.
„Wustmann und andere. Bürgerliches Leben in Leipzig im 18. und 19. Jahrhundert“ Eröffnung der Ausstellung am 27. November 2014:
Fotos: Thomas Kademann (UBL ) Oben: Musiker des Gewandhausorchesters Leipzig; Prof. Ulrich Johannes Schneider, Direktor der UBL; Mitte: Prof. Thomas Fuchs und Sylvia Kabelitz, Kuratoren der Ausstellung. Unten: Elke Wustmann mit Sylvia Kabelitz und Prof. Schneider sowie ein Blick in den Ausstellungsraum