Handschriften und international relations

Am Donnerstag kam es am späten Vormittag im Handschriftenzentrum zu einer Begegnung zwischen Handschriftenbearbeiterinnen und –bearbeitern aus Leipzig mit zwei Gästen von Prof. Gregory Crane (Humboldt Professur „Digital Humanities“, Leipzig): Neel Smith, Associate Professor am College of the Holy Cross, Massachusetts, und Christopher W. Blackwell, The Louis G. Forgione University Professor of Classics an der Furman Universität, South Carolina. Der Besuch war kurzfristig angekündigt worden. Daher wurde den Gästen anstelle einer Handschriftenschau ein direkter Einblick in die Arbeit des Handschriftenzentrums gewährt.

Neel Smith und Chris Blackwell konnten sozusagen in Echtzeit die laufenden Arbeiten beobachten, kommentieren und Rückfragen stellen. Eine lateinische liturgische Handschrift aus Naumburg zeigte Matthias Eifler, Dr. Werner Hoffmann eine deutschsprachige Handschrift aus dem Dresdener Projekt. Absoluter Höhepunkt, nach eigener Aussage das „highlight“ dieser anderthalb Stunden, war für die Gäste die Begegnung mit der Leipziger Homer-Handschrift Cod.gr.32 (zu der weiter unten Dr. Friederike Berger, die Bearbeiterin der griechischen Handschriften, noch etwas schreiben wird).

Als abschließend Katrin Sturm die Datenbanken Wasserzeicheninformationssystem und Manuscripta Mediaevalia vorstellte, die beide am Leipziger Handschriftenzentrum wesentlich weiterentwickelt bzw. gefüttert werden, kannte die Begeisterung von Neel und Chris schier keine Grenzen. Es wurde deutlich, welcher qualitative Sprung an Erkenntnis stattfinden kann, wenn es gelingt, die unterschiedlichen hoch spezialisierten Kompetenzen zusammenzuführen und miteinander ins Gespräch zu bringen. Genau das geschieht in Leipzig. (Dr. Almuth Märker)

Dr. Friederike Berger mit Neel Smith und Chris Blackwell

Im digitalen Zeitalter ist viel von Text und Metatexten die Rede; die Leipziger Homer-Handschrift Cod.gr.32 ist für dieses Phänomen ein Beispiel aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit. Die Geschichte der Handschrift ist spannend: Vielleicht in Thessaloniki entstanden, kam sie wohl über Konstantinopel nach Italien und von dort nach Leipzig. Sie überliefert eine Abschrift der Ilias mit ausführlichen Kommentaren (Scholien), die ein byzantinischer Gelehrter um die Wende vom 13. zum 14. Jh. am Rand und zwischen den Zeilen geschrieben hat. Vieles wird er in seiner Vorlage gefunden haben, anderes stammt vielleicht von ihm oder seinem Lehrer. Im 15. Jh. wurde die Handschrift restauriert, fehlende Teile ergänzt und als Einleitung u. a. der Homerkommentar des Ioannes Tzetzes hinzugefügt. Auch die ergänzten Teile sind kommentiert.

Neel Smith und Chris Blackwell wollen diese mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Texte in der virtuellen Welt des Internets darstellen. Aus jedem antiken Scholion wird dort ein Link und vielleicht kann man dann mit einem Klick erfahren, was man jetzt mühsam lesen muss. (Dr. Friederike Berger)

Von Shakespeare bis Tour de France, von Max Weber bis Reformpädagogik – Neues Open Access Angebot im Katalog

Seit der vergangenen Woche sind über 4000 elektronische Bücher der Verlage Otto Sagner, Ferdinand Schöningh, Wilhelm Fink und Vandenhoeck und Ruprecht im Katalog der UBL auffindbar und im Volltext verfügbar.

Aus dem UBL Katalog gelangt man direkt auf die Volltexte auf den Internetseiten des Projektes. Für wissenschaftliche Zwecke dürfen die Gesamtwerke im PDF Format heruntergeladen werden, der Viewer selbst bietet außerdem eine Volltextsuche im Buch, sowie die gezielte Suche nach Namen und Orten.
Ein Teil der Titel steht schon als Print-Ausgabe im Regal bereit, wie bei diesem Titel über die gescheiterten Friedensbemühungen vor Beginn des Kosovo-Krieges.
Andere Werke sind nur als elektronische Open Access Variante zugänglich, wie dieses Buch über Entwicklungszusammenarbeit im Zeitalter der Globalisierung.

Es handelt sich dabei um ein Open Access Angebot, das bedeutet, der Verlag und die Urheber der Werke haben sich bereit erklärt, die Bücher frei und ohne jegliche Zugangsbeschränkung im Internet zu publizieren. Und zwar geschieht dies zusätzlich zur Printausgabe, und mit einer Verzögerung zum gedruckten Buch von 3 bis 5 Jahren. Dieses Vorgehen nach dem Prinzip der ‚“Moving Wall“ findet man häufig im Zusammenhang mit Open Access Angeboten.
Fachlich wird dabei ein breiter Bogen gespannt, der Schwerpunkt der Sammlung liegt jedoch klar auf den geisteswissenschafltichen Fachgebieten.
Die Texte stammen aus dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Digitalisierungsprojekt Digi20 der Bayerischen Staatsbibliothek, bis 2014 werden entlang der Moving Wall sukzessive weitere Werke hinzukommen.

Sind jetzt alle Männer Frauen? Oder: Wer Bild nicht vertraut, muss noch lange nicht dem Spiegel glauben

So ziemlich jeder Mitarbeiter der Universität hat  sich wohl in den letzten Wochen amüsierte oder spöttische Bemerkungen zur neuen Form der Anrede an der Uni Leipzig anhören müssen.
Also: jeder wird jetzt weiblich angeredet? Keinesfalls! antworteten darauf die richtig Informierten. Das waren diejenigen, die ihre Informationen nicht ausschließlich von Bild und Spiegel Online beziehen.
Beide Medien hatten die Sachlage nämlich verfälscht dargestellt. Aus einer einmaligen Sache wurde die Regel. Wo sonst bei der stillen Post viele Stationen durchlaufen werden, damit ein Inhalt verfälscht wird, reichte hier eine….
Aber lesen Sie selbst in einer Zusammenfassung der Diskussion inklusive der lustigsten Pressemeldungen zu diesem Thema und in der Richtigstellung der Universität Leipzig.

Ural-Batyr, Baschkirien und die Völkerschlacht zu Leipzig

Bereits im März dieses Jahres kam es zu einer kleinen, aber doch recht erlesenen Buchübergabe in den Räumen des GWZ. Prof. Schenkel hatte von einer baschkirischen Delegation die Ausgabe des Volksepos „Ural-Batyr“ als Geschenk für die UB erhalten. Anlass des Besuches der Delegation war die Enthüllung eines Gedenksteins: Gedacht werden soll der baschkirischen Soldaten, die an der Völkerschlacht beteiligt waren. Das Buch ist sehr selten in Deutschland und enthält den Text des Epos im baschkirischen Original sowie in russischer und englischer Übersetzung. An dieser Stelle geht unser Dank an die Akademie der Wissenschaften in Ufa, die das Buch mitgegeben hat. Neugierig geworden? Dann schauen Sie doch einfach in das Buch hinein. Hier kommen Sie zum Eintrag in den Katalog.