Gastbeitrag: Mein erster Clubbesuch

Zugegeben, als Studentin der Bibliotheks- und Informationswissenschaft habe ich schon viele Veranstaltungen in Bibliotheken erlebt. Dennoch war mein erster Besuch des Thomasius-Clubs etwas ganz Neues. Deshalb bot es sich an, dass ich während meines Praktikums in der Bibliotheca Albertina einmal vorbeischaue.

Am Anfang war ich nicht sicher, was mich da eigentlich erwarten würde, denn das Wort Club löste eher Gedanken an Partys, Freunde und Vergnügen aus. Diese wollten aber nicht so recht in die heiligen Hallen der Bibliotheca Albertina passen.

Aufschluss gab die clubeigene Website, die offenbarte, dass es schon um Vergnügungen geht, aber eher auf geistiger Ebene.

Getreu dem Motto des Namensgebers, Christian Thomasius, greifen die Mitglieder und Gäste seit über 10 Jahren jeden Monat wissenschaftliche Themen auf, die sie dann diskutieren, analysieren und für sich entdecken. Besonderen Wert legt man dabei auf eine lockere Atmosphäre, die sich seit einem Jahr im Café Alibi (Bibliotheca Albertina) entwickeln darf und noch durch das ein oder andere Bier verstärkt wird.

Ralf Konersmann zu Gast im Thomasius-Club

Auch schon da gewesen: Ralf Konersmann zu Gast im Thomasius-Club

Doch nun zum Clubtreffen am 08. Februar. Dieses stand, wie sollte es anders sein, ganz im Zeichen des Reformationsjubiläums. Zu Gast war der mehrfach ausgezeichnete Autor Willi Winkler mit seinem 2016 erschienenen Werk Luther. Ein deutscher Rebell. Bereits dieser Titel lies vermuten, dass sich das Gespräch nicht um die üblicherweise angeschnittenen Themen drehen würde.

Im Austausch mit den Moderatoren Bettina Kremberg und Ulrich J. Schneider stellte sich schnell heraus, dass Luther, der bis heute als Held der Reformation gefeiert wird, hinter dieser Fassade ein ganz anderer war. Er kämpfte wie jeder von uns mit Selbstzweifeln und Versagensängsten, beneidete andere um ihre Leistungen und war sich seiner Rolle im Leben nicht bewusst.

Natürlich rückten auch die damaligen Machenschaften der katholischen Kirche in den Fokus der Diskussion und es wurde sogar ein Zusammenhang zwischen dem Ablasshandel und modernen Crowdfunding- & Vermarktungsmethoden hergestellt. Zudem wurde deren Einfluss auf den Rebellen, seine reformatorischen Ansichten und deren Auswirkungen auf unser heutiges Selbstverständnis besprochen.

In jedem Fall kann ich behaupten, dass mein erstes Mal im Thomasius-Club sehr informativ war und ich eine gewisse Sympathie für den manchmal doch recht verstaubt wirkenden Luther entwickelt habe. Das Thema Reformation ist damit aber noch nicht abgehakt, denn die Bibliotheca Albertina greift in diesem Jahr noch einige Facetten der Reformation in ihren Veranstaltungen und den nächsten Ausstellungen auf.

Den Anfang macht die Ausstellung Bildwechsel. Buchillustrationen in der Reformationszeit, die am 9. März eröffnet und bis zum 9. Juli 2017 besucht werden kann. In der zweiten Jahreshälfte folgt die Ausstellung Der Geist aus den Klöstern, vom 12. Oktober bis 7. Januar 2018.

Helma Ulbricht

Studentin HTWK, Praktikantin ÖA, Februar–März 2017

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