Openness an der UBL – von der Befreiung unserer Daten

Offenheit ist an der UBL schon seit Jahren Programm. Wir setzen an vielen Stellen Open-Source-Software ein und entwickeln sie weiter (Paradebeispiel ist unser Katalog) und betreiben für die Forschenden an der Universität Leipzig ein Open Science Office. Was zunächst vielleicht vage klingt – ›offen‹ bzw. ›open‹ sind nun mal Modewörter –, hat durchaus Methode: Bibliotheken strukturieren Wissen, sie schaffen Daten und auch Medien. Das können Katalogdaten sein, Software und gescannte Dokumente, aber auch Fotos und Schulungsmaterial. Wer über Offenheit in Bibliotheken spricht, meint: Diese Güter sollten Bibliotheken nicht horten oder gar vermarkten, sondern sollten sie der Allgemeinheit zurückgeben.

Im vergangenen Jahr hatte eine Handvoll Engagierter eine Idee: Lässt sich Offenheit in Bibliotheken vorantreiben, indem man eine Art Wettbewerb daraus macht? Hieraus entstand der Open Library Badge 2016. Dieser Badge ist ein Qualitätssiegel, eine Art virtueller Orden. Mit ihm darf sich jede Bibliothek schmücken, die Offenheit nicht nur predigt, sondern umsetzt. Wer den Badge tragen möchte, muss mindestens drei von zehn Kriterien erfüllen. Wir freuen uns sehr, dass wir nun Träger des Open Library Badge sind – mit sieben abgedeckten Kriterien.

Screenshot von der Open-Library-Badge-Homepage

In unsere Bewerbung um den Badge flossen Neuerungen ein, die wir teilweise in den vergangenen Monaten erst entwickelt und umgesetzt haben. Über unsere neue Übersicht zu Text- und Data-Mining haben wir an dieser Stelle schon berichtet. Drei weitere Bausteine von Openness an der UBL möchten wir heute vorstellen.

Open Digitization Policy

Jede Bibliothek scannt oder fotografiert heute Bestände und stellt diese ins Internet. Das können so verschiedene Dinge wie Portraitstiche oder Münzen sein – und natürlich ganze Bücher, bei denen die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Nur weil diese Digitalisate im Internet zu sehen sind, heißt es aber nicht, dass jede(r) damit alles tun kann. Das hängt damit zusammen, dass beim Digitalisieren neue Rechte entstanden sein können. Welche Nutzungen dann unter welchen Bedingungen erlaubt sind, lässt sich über öffentliche Lizenzen regeln. Die UBL hat nun erstmals grundsätzlich entschieden, welche Lizenzen bzw. Markierungen hier verwendet werden – und hat die freiest möglichen gewählt: Einfache Digitalisate (in der Regel Scans) gemeinfreier Werke, für die sowieso keine Rechte bei der UBL liegen, werden mit der Public Domain Mark gekennzeichnet. Aufwendigere Digitalisate (etwa Fotos), bei deren Erstellung eventuell Urheberrechte entstanden sein könnten, werden unter der Lizenz CC0 veröffentlicht. In beiden Fällen heißt das: Alle Nutzungsarten sind erlaubt, ohne dass man uns fragen oder als Quelle angeben muss. Offener geht es nicht. Wir freuen uns natürlich trotzdem, wenn wir als Datenlieferant erwähnt werden, oder wenn wir Belegexemplare von Publikationen erhalten, die unsere Digitalisate benutzen.

Die Policy wird nun schrittweise in die Tat umgesetzt. Auf den Plattformen, auf denen wir unsere Digitalisate anbieten, ändern wir die Lizenzinformationen. In der Übergangszeit kann es allerdings noch ab und zu passieren, dass Sie UBL-Digitalisate mit alten, strengeren Lizenzen finden.

Freie Schulungsmaterialien

Für viele Schulungen, die an der UBL stattfinden, haben die Leiter_innen Materialien vorbereitet. Die Dokumente dienen zur Vorbereitung, als Arbeitsblätter während der Schulung oder zum Nachschlagen daheim. Sie werden auf unseren Schulungsseiten veröffentlicht. Nun haben sich einige Schulende bereit erklärt, ihre Materialien unter eine CC-BY-Lizenz zu stellen (siehe Beispiele hier). Damit sind nun jegliche Nutzungen erlaubt – auch solche, für die man früher die Autoren hätte fragen müssen. Bieten Sie selbst Schulungen an und möchten unser Material einsetzen? Konzipieren Sie eigene Lehrmaterialien und möchten Auszüge unserer Dokumente benutzen und bearbeiten? Nur zu! Sie müssen nur die Lizenzbedingungen beachten.

Aus unserer frei verfügbaren Bilderkollektion: Blick in den Lesesaal Mitte der Bibliotheca Albertina (UB Leipzig/Wikimedia Commons, CC-BY 4.0, unverändert)

Fotografien für alle

Ähnlich ist es mit Fotografien. Wollten beispielsweise ein Blogger für eine Bildergalerie oder eine Journalistin für einen Zeitungsartikel ein schönes Foto von einem unserer Lesesäle verwenden, gab es bisher zwei Möglichkeiten: Sie baten bei unserer Öffentlichkeitsarbeit um ein entsprechendes Bild oder fotografierten nach Genehmigung selbst. Nun haben wir den Spieß umgedreht und bieten einige Bilder auf Wikimedia Commons unter der Lizenz CC-BY an. Wieder gilt: Kopieren, Bearbeiten, Posten, Drucken – tun Sie damit, was Sie möchten! Und nennen Sie uns als Quelle. Wir haben uns außerdem vorgenommen, die Fotosammlung weiter zu vergrößern.

So sieht Offenheit bei uns aus: Sie ist keine modische Floskel, sondern ein Mosaik aus Angeboten. Dabei ist unser Motto: »Free as free can.« – Sobald es möglich ist, etwas freizugeben, wird es auch für alle zugänglich gemacht. Feedback ist jederzeit willkommen, z. B. hier im Blog oder an info@ub.uni-leipzig.de.

Stephan Wünsche

Dr. Stephan Wünsche ist an der Universitätsbibliothek Leipzig Referent am Open Science Office und unter anderem für die Themen Forschungsdatenmanagement und Forschungsinformation zuständig. Außerdem ist er Fachreferent für Musik.

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