Vom Sozialismus geprägt

Ein zweiter Blick in den EinBlick Ausgabe #7

Am 22. August 2024 übergab der Numismatiker Klaus Werner aus Magdeburg der Universitätsbibliothek Leipzig seine tausend Objekte umfassende Spezialsammlung von Medaillen aus der Produktion des VEB Walzwerk Hettstedt. Die Sammlung stellt einzigartiges Quellenmaterial zur DDR-Geschichte bereit und vermittelt in repräsentativer Breite, welche Anlässe des DDR-Lebens als denkwürdig und für eine feierliche Dokumentation in Medaillenform angesehen wurden.

Das Walzwerk Hettstedt wurde 1907 auf Beschluss der Mansfeldischen Kupferschiefer bauende Gewerkschaft gegründet. Im Fokus stand die Herstellung von vorgefertigten Rohmaterialien aus Kupfer und Messing. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es zunächst als Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft weitergeführt und schließlich ab 1954 als Volkseigener Betrieb der Deutschen Demokratischen Republik bis zu seiner Schließung im Jahr 1991 betrieben.

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Chronotopos als Vorbild für Diamond-Open-Access-Publizieren

Diamanten

Erstes DOAJ gelistetes Journal im Open-Access-Angebot der Universität Leipzig

Die Universitätsbibliothek Leipzig bietet den Angehörigen der Universität Leipzig seit mehreren Jahren einen kostenlosen Service für die Verwaltung und Veröffentlichung von elektronischen Zeitschriften an, basierend auf der Zeitschriftenverwaltungs- und Publikationssoftware Open Journal Systems (OJS). Damit unterstützt sie die Wissenschaftler*innen dabei, neue Open-Access-Zeitschriften zu gründen, beziehungsweise etablierte Schriftenreihen und Zeitschriften auf Open Access (OA) umzustellen.

Im Herbst 2024 haben wir erstmalig eine bestehende OA-Zeitschrift in unsere OJS-Infrastruktur migriert: die Zeitschrift Chronotopos – A Journal of Translation History. Aus diesem Anlass sprachen wir mit dem Redaktionsteam über die Erfahrungen bei der Zeitschriftenherausgabe im Open Access, den Migrationsprozess und die Zukunftsvisionen für den neuen Zeitschriftenstandort Leipzig.

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Die Buchmesse in der DDR

Leipziger Buchmesse 1989, Foto: Gerhard Hopf/Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Ein Fundstück zum Themenjahr „Buchstadt Leipzig“

Die Schwarz-Weiß-Aufnahme nimmt uns mit in eine andere Zeit. Es ist März 1989. Zwar regt sich in Leipzig und anderswo an vielen kleinen Punkten schon Widerstand gegen den Staat und die Einengung, aber im Großen und Ganzen geht alles seinen sozialistischen Gang. Wie jedes Jahr findet die Internationale Leipziger Buchmesse innerhalb der großem Leipziger Frühjahrsmesse statt. Bücher sind also nicht die einzigen Waren, die auf der Handelsschau gezeigt werden. Maschinen, Werkzeuge und andere technische Güter finden sich in den Hallen auf dem weitläufigen Gelände der Technischen Messe nahe des Völkerschlachtdenkmals. In den Messehäusern der Innenstadt gibt es Porzellan zu sehen, Möbel, Musikinstrumente, Nahrungsmittel, Schmuck und Uhren, Schuhe und Spielwaren.

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Verstrickt?

Siegel der deutschen Botschaft in Kairo

Die Fäden der Papyruserwerbungen zurückverfolgen

Das Thema der kolonialen Kontexte ist in Bibliotheken angekommen.1

So beginnt der Bericht eines zweitägigen Workshops, der im November 2023 an der Staatsbibliothek zu Berlin veranstaltet wurde. Einer der zahlreichen Vorträge thematisierte einen problematischen Erwerbungskontext in der Papyrussammlung der SUB Hamburg. Für die Papyrussammlung der Universitätsbibliothek Leipzig können wir die Provenienz eines Teils der Papyri zurückverfolgen, während wir zum Herkommen des größeren Teils der Papyri nichts wissen. Unabhängig davon stellte ich mir als Kustodin unserer Sammlung die Frage: Haben wir hier in Leipzig bisher die Provenienz der Papyrussammlung schon kritisch beleuchtet? Das bildete den Auslöser dafür, im Jahr 2025 den EinBlick #6 „Unsere Papyri – wirklich unsere?“ zu gestalten und die vier Abende in der Vortragsreihe der Papyrussammung an Themen zu Provenienz und kolonialen Kontexten auszurichten.

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Alte Sachsen im Netz – Saxonica Digital

Autorinnen: Dr. Christiane Elster und Eva Weinholz

Vor über 212 Jahren, nämlich am 31. August 1812, fand eine Versteigerung von Büchern aus der Bibliothek des 1808 verstorbenen Magisters Johann Georg Eck (1745–1808) statt. Eck war Philologe und Professor für Ethik, Politik und Poesie an der Universität Leipzig, im Jahr 1806 bekleidete er zusätzlich das Amt des Rektors der Universität. Im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts der UBL wurde der die Bibliotheksversteigerung betreffende Auktionskatalog zu Tage befördert.

Auffällig sind die zahlreichen handschriftlichen Anstreichungen und Anmerkungen, mit denen das aufgelistete Bibliotheksgut versehen ist. Ganz offensichtlich hat hier jemand, der auf der Auktion anwesend war, den Verlauf der Auktion protokolliert und zu jedem versteigerten Buch den Namen des Käufers und den erzielten Preis notiert.1 Handschriftliche Anmerkungen in Büchern können also 212 Jahre später noch für interessante Einblicke in deren Entstehungs- und Gebrauchskontext sorgen, wenn sie auch die Lesbarkeit des gedruckten Originaltexts beeinträchtigen. Nachahmungen sind dennoch nicht erwünscht!

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Welche Lizenz für wissenschaftliche Publikationen?

Open Access heißt CC BY

Im Open Science Office erreichen uns regelmäßig Fragen von Autor*innen, welche Lizenz sie für ihre wissenschaftliche Publikation vergeben sollten. Standardmäßig raten wir, diejenige Lizenz zu wählen, die die einfachste und umfänglichste Nachnutzung erlaubt: die Creative Commons Attribution-Lizenz, kurz CC-BY.

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Den Handschriften zuhören lernen

Im Rahmen seines Bibliotheksreferendariats an der Staatsbibliothek zu Berlin (20222024) war Dr. Andreas Janke im August und September 2024 für vier Wochen zu einem Praktikumsdurchgang am Handschriftenzentrum der UBL. In diese Zeit fiel auch der diesjährige Handschriftenkurs der UBL. Hier hält Herr Janke seine Eindrücke zum Kurs fest, die er auch auf dem Instagram-Kanal der UBL teilte.

Eine Entdeckungsreise zwischen karolingischer Minuskel und multispektraler Bildgebung

Bericht zum 9. Alfried-Krupp-Sommerkurs für Handschriftenkultur an der Universitätsbibliothek Leipzig

Die Universitätsbibliothek Leipzig bewahrt in ihren Magazinen über 2.000 mittelalterliche Buchhandschriften. Jede von ihnen hat eine einzigartige Geschichte, die von ihrer Herstellung, ihren Besitzer*innen und ihren oft weiten Reisen erzählt und so neue Erkenntnisse über Nutzungs- und Sammlungskontexte der Handschriften und ihrer Inhalte bereithält. Um solche Objektbiographien erforschen zu können, reicht es nicht aus, nur die in den Handschriften überlieferten Texte und Bilder zu untersuchen. Im Zentrum aktueller Forschung stehen daher vor allem auch Fragen zur Materialität der Handschriften. Wie aber können solche Fragen beantwortet werden?

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Vom Großen Buchgeschrey in Annaberg

Es muss eine unglaubliche Aufbruchsstimmung gewesen sein: im Erzgebirge, am Ende des 15. Jahrhunderts, kurz nachdem zum zweiten Mal in dieser unwirtlichen finsteren Region Silbervorkommen ausgemacht worden waren; nun in vorher nicht gekanntem Ausmaß. Bergleute aus anderen Montangegenden, dem „Großen Berggeschrey“ folgend, siedelten sich an. Familien wurden gegründet, Gotteshäuser gebaut – auch diese in vorher hier so nicht gekannter Dimension: St. Wolfgang in Schneeberg, St. Annen in Annaberg. Die Stadt am Schreckenberg konnte einen berühmten Franken, den Rechenmeister Adam Ries, an sich binden. Auf dem steil ansteigenden Marktplatz ist er einer einheimischen jungen Unternehmerin begegnet, Barbara Uthmann, die Klöppelspitze verlegte und bei der Hunderte Frauen am Klöppelsack in Lohn und Brot standen.

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„Im Dunstkreis der Politik“ – Heisenbergs Tochter Barbara Blum im Interview

Vortrag über Verdienste und Konflikte des Nobelpreisträgers am 7. November

Beitrag von Susann Sika (Pressereferentin der Universität Leipzig)

Werner Heisenberg, einer der bedeutendsten Physiker des 20. Jahrhunderts, erhielt 1932 den Nobelpreis für die Begründung der Quantenmechanik. Im Zweiten Weltkrieg forschte er im „Uranprojekt“ an Einsatzmöglichkeiten der Kernspaltung, geriet aber auch in Konflikt mit den Nationalsozialisten, da er Kontakte zu jüdischen Wissenschaftler:innen hatte. Heisenbergs Tochter Barbara Blum hält am 7. November 2024 im Rahmen der Vortragsreihe „Werner Heisenberg in Leipzig“ in der Bibliotheca Albertina den Vortrag „Im Dunstkreis der Politik“, in der es vor allem um Heisenbergs Zeit in Leipzig von 1927 bis 1942 geht. Im Interview berichtet Blum über die schwierigen Zeiten, die ihr Vater in seiner Zeit als Professor an der Universität Leipzig erlebte. Sie befasst sich unter anderem mit der Frage, ob man die reine Wissenschaft von der Politik trennen kann. 

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Literatur, Gedächtnis, Musik – Willkommen zur zweiten Ukrainischen Woche im Herbst 2024

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In Regensburg wurde im Herbst 2024 der Denkraum Ukraine gegründet. In ihrer Eröffnungsrede stellte Tanja Maljartschuk – eine der vielen hervorragenden ukrainischen Autor*innen – fest, dass die ukrainische Literatur und Kultur immer noch von der russischen verdeckt, und wenn nicht, dann zumindest mit dieser erklärt wird. Dank der unermüdlichen Arbeit von Übersetzer*innen wie Claudia Dathe, Maria Weissenböck, Alexander Kratochvil und vielen anderen liegt dem deutschen Lesepublikum ein stattliches Œuvre ukrainischer Literatur vor und das übrigens nicht erst seit der vollständigen Invasion der Ukraine durch Russland. Die Universitätsbibliothek Leipzig möchte dazu beitragen, dass die ukrainische Literatur und Kultur weiter bekannt und als solche anerkannt wird und lädt daher bereits zum zweiten Mal in Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Amerikanischen Institut Sachsen (DAIS), dem Institut für Slavistik und den American Studies Leipzig der Universität Leipzig sowie dem Polnischen Institut Leipzig und dem Grassi Museum für Völkerkunde zur ukrainischen Woche ein, die in diesem Jahr vom 18. bis 22. November in Leipzig stattfindet.

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