GELDKULTURERBE

Vorbereitungen für die Ausstellung zum 300-jährigen Jubiläum der Münzsammlung

Dass die UB Leipzig auch eine Sammlung historischer Münzen und Medaillen bewahrt, ist vielen Bibliotheksnutzerinnen und -nutzern wahrscheinlich wenig geläufig. Münzen in einer Bibliothek, abgesehen vom Wechselgeld in den Kassenautomaten oder dem Kleingeld in der Spendenbox in der Eingangshalle, mögen als Kuriosum erscheinen. Dass es sich bei der Münzsammlung der UB Leipzig sogar um eines der großen numismatischen Kabinette im nationalen Vergleich handelt, dürfte für die meisten daher umso überraschender sein. Tatsächlich umfasst der Sammlungsbestand ca. 86.000 Objekte, mit denen die internationale geldgeschichtliche Entwicklung von ihren Anfängen im 6./7. Jahrhundert v. Chr. bis ins späte 19. Jahrhundert repräsentativ abgedeckt wird. Die Leipziger Sammlung ist damit nicht nur das bedeutendste numismatische Kabinett an einer Universität in Deutschland, sondern rangiert auch auf Augenhöhe mit so manchem staatlichen Landesmünzkabinett.

Die große Stärke der Leipziger Sammlung ist ihre große Spannbreite in Hinblick auf die historische Münzproduktion: Griechische und römische Antike sind ebenso reich vertreten wie der islamische und asiatische Raum, eine besondere Prominenz besteht im Bereich der europäischen Mittelalterprägungen, und auch die Münzproduktion der Frühen Neuzeit aus Europa und Amerika ist in beeindruckender zeitlicher und räumlicher Breite versammelt. In allen Bestandssegmenten finden sich herausragende Einzelstücke, die zum Teil unikal, zum Teil nur in extrem geringen Exemplaren erhalten sind. Erst jüngst konnte im Zuge von Recherchen für Ausstellungsanfragen zum Thema „Dreißigjähriger Krieg“ eine extrem seltene und äußerst kostbare Medaille im Bestand identifiziert werden.

Im Jahr 2018 wird die Münzsammlung der UB Leipzig 300 Jahre alt. Genauer: Aus dem Jahr 1718 hat sich die erste bekannte Nachricht über eine Sammlung von Münzen im Besitz der Universität Leipzig erhalten. Damals schenkte der Leipziger Student Christian Bernds aus dem niederlausitzischen Sorau seiner Universität einen Fund von Meißnischen Mittelalter-Silbermünzen, und da Bibliotheken in der Frühen Neuzeit immer schon als Schatzkammern fungierten, ist es sehr wahrscheinlich, dass der geschenkte Münzfund bereits damals in die Bibliothek gelangte. Zumindest lassen sich Stücke aus der Bernds-Schenkung noch heute mit großer Wahrscheinlichkeit im Bestand der Münzsammlung der UBL nachweisen.

Friedrich Bülau, Sr. Majestät des Königs Johann von Sachsen Besuch der Universität Leipzig ..., Leipzig 1858, S. 99.

Die Nachricht aus dem Jahr 1718 ist Anlass für die UB Leipzig, im Herbst dieses Jahres eine Ausstellung zum 300-jährigen Jubiläum der Münzsammlung auszurichten. Unter dem Titel „GELDKULTURERBE – 300 Jahre Münzsammlung an der Universitätsbibliothek Leipzig“ werden ab dem 5. Oktober ausgewählte Bestände aus den reichen Vorräten des Münzkabinetts präsentiert. Dabei wird die gesamte Spannbreite von sehr alten Objekten bis zu den jüngsten Neuzugängen (künstlerisch verzierte Euro-Scheine!) zu sehen sein. Vor allem wird historisches Geld unter verschiedensten thematischen Facetten inszeniert werden – mit vielen ganz besonderen Raritäten.

Die Vorbereitung der Ausstellung läuft bereits seit September 2017. Derzeit setzt sich eine eigene Lehrveranstaltung am Historischen Seminar der Leipziger Universität mit Münzen und Geldgeschichte auseinander, um Informationen und Textvorlagen bereitzustellen. Gleichzeitig ist das Personal der Münzsammlung eifrig damit beschäftigt, aus der Unmenge von Sammlungsobjekten besonders schöne, kostbare, interessante, eindrucksvolle, kuriose und überraschende Exponate auszuwählen.

Eine große Herausforderung ist natürlich die Frage der Präsentation der Objekte, die häufig doch recht klein sind und eine spezielle Beleuchtung benötigen, damit die kunstvollen Detailgestaltungen gut sichtbar gemacht werden. Die Restaurierungswerkstatt der UB Leipzig arbeitet gerade zusammen mit dem Designteam und dem Referat Öffentlichkeitsarbeit an Lösungen, die ebenso zeitgemäß wie einfallsreich sind und die kleinen Kostbarkeiten ganz nah bringen.

Wir dürfen gespannt sein! Und Sie hoffentlich mit uns.

Übrigens: Zur 300-Jahr-Feier findet am 27. Oktober 2018 auch ein eintägiges numismatisches Festkolloquium in der Bibliotheca Albertina statt, bei dem namhafte numismatische Experten die ganze Spannbreite der Leipziger Sammlung in Vorträgen abdecken werden. Alle Interessierten sind schon jetzt herzlich dazu eingeladen. Eine Voranmeldung ist nicht nötig. Kommen Sie einfach vorbei. Wir freuen uns auf Sie.

Christoph Mackert (UBL)

Dr. Christoph Mackert ist Leiter des Handschriftenzentrums an der Universitätsbibliothek Leipzig.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert