Sieben Fragen an… Olaf Mokansky

Leiter der Arbeitsgruppe Digitalisierung

Mit diesem Beitrag starten wir in unserem Blog eine kleine Reihe unter dem Titel: „Sieben Fragen an…“. Dabei handelt es sich um kurze Interviews, in denen wir Einblicke in den Arbeitsalltag derjenigen Kolleginnen und Kollegen geben möchten, die ansonsten meist „hinter den Kulissen“ bleiben. Den Anfang machen wir mit Herrn Olaf Mokansky, einem noch recht neuen Kollegen, der im April 2017 die Leitung der Arbeitsgruppe Digitalisierung übernommen hat.

1. Wie sind Sie zu unserer Bibliothek gekommen? Wie wird man Leiter der Arbeitsgruppe Digitalisierung?

Lange Geschichte, ganz kurz erklärt: Ich stamme ursprünglich aus Leipzig, habe allerdings immer woanders gearbeitet, zuletzt an der HAAB in Weimar. So kam mir die Stellenausschreibung der UBL gerade recht. Berufe habe ich mehrere gelernt, fachbezüglich habe ich Anfang der 90er Jahre im Fotofachlabor meines Vaters angefangen, wo ich alle Prozesse von der Pike auf gelernt habe, die es damals gab: Schwarzweiß, Farbe, Dia-Entwicklung, alles, was möglich war. Seit 1996 beschäftigte ich mich mit digitaler Fotografie und Bildbearbeitung. Ich habe 2001 meinen Fotografenmeister gemacht und von 2006 bis 2008 berufsbegleitend Bildwissenschaften studiert. Seit 2003 war ich in Weimar zunächst als technischer Mitarbeiter für Digitalisierung und ab 2005 im Bereich Fotothek/Digitalisierung als Referatsleiter tätig.

2. Wer wählt aus, welche Werke digitalisiert werden? Hatten Sie schon mal ein Werk, das sich nicht digitalisieren ließ? Und warum?

Zunächst einmal entscheiden die Fachleute in der Bibliothek. Es gibt verschiedene Digitalisierungsprojekte innerhalb des Hauses, zurzeit insbesondere das Digitalisierungsprojekt für mittelalterliche Handschriften, oder auch z.B. die Digitalisierung im Rahmen des bundesweiten Projekts zur deutschen Literatur des 17. Jahrhunderts VD 17. Aber auch Benutzer aus der UBL (oder aus anderen Häusern) benötigen Digitalisate; Bestände, die schon sehr fragil sind und in der Benutzung auffallen, werden ebenfalls von uns digitalisiert. Teilweise werden auch Bestände aus anderen Bibliotheken bearbeitet. Die Kolleginnen und Kollegen, die in diesen Projekten und den entsprechenden Bereichen arbeiten, stellen die Werke bereit. Wir entscheiden dann, ob sie sich digitalisieren lassen oder nicht. Dabei begutachten wir den Zustand der Bindung und den Materialzustand der Werke. Es kommen zusätzlich immer wieder Anregungen von Nutzern; da lassen wir prüfen, ob das Werk gemeinfrei ist und dann können wir es digitalisieren und online bereitstellen. Das entspricht ja auch unserer Open Digitization Policy.
Es gibt viele Gründe, weshalb sich Werke nicht digitalisieren lassen. Vor allem, wenn der Öffnungswinkel zu klein ist. Ein kurioser Fall liegt natürlich dann vor, wenn das Buch, Jahrhunderte alt, noch nicht einmal durchgängig aufgeschnitten ist. Da kommt es dann darauf an, wie wir weiter verfahren. Gehörte es zum Beispiel in die Bibliothek einer berühmten Persönlichkeit, würde man es wahrscheinlich so belassen und ein Ersatzexemplar oder Zweitexemplar digitalisieren. In Goethes Bibliothek in Weimar gab es Bücher, die nicht aufgeschnitten waren. Da wurde entschieden, dass dieser Originalbestand aus Goethes Bibliothek in genau diesem Zustand erhalten bleiben soll. Ansonsten werden die Bücher in der Buchbinderei vorsichtig aufgeschnitten. Bei einzelnen, sehr einfachen Fällen machen wir das in Absprache auch selbst.

3. Wer gehört zu Ihrem Team oder machen Sie alles ganz allein?

(lacht) Nein, ich mache nicht alles allein. Wir sind insgesamt zu viert: Frau Graf, Frau Ullmann und Frau Hahn. Dazu kommen die Studentischen Hilfskräfte der einzelnen Projekte. Das Handschriftenzentrum, aus dem ein großer Teil zu digitalisierender Werke stammt, arbeitet in weiten Teilen selbstständig. Dieser Workflow hat sich schon vor meiner Zeit sehr gut etabliert und ist hervorragend integriert.

4. Bei welchem Ihrer Kinder (= Digitalisierungsgeräte) geht Ihnen das Herz auf?

Das ist eine schwere Frage, wirklich. Also: das hängt natürlich von der Vorlage ab. Eine „alte Liebe“ ist die HIT Camera, unser ältestes Gerät. An so einem Gerät habe ich damals in Weimar angefangen zu digitalisieren. Daher kenne ich es sehr gut: Es ist sehr vielseitig und produziert eine hervorragende Bildqualität. Leider ist es eben sehr alt und muss jetzt mal modernisiert werden. Da müssen wir sehen, wie wir das machen, denn die Firma, die das Gerät hergestellt hat, gibt es nicht mehr.

5. Wo befinden sich die Digitalisate? Auf einem Server im Keller, im Rechenzentrum oder auf Ihrem USB-Stick? – Und wo soll es hingehen mit der Digitalisierung? Wann sind Sie fertig?

Unter Umständen an allen drei Stellen. (Jetzt lachen alle.) Und ich kann auch eine Begründung für jeden Fall geben: Alles, was über das Workflowsystem Kitodo läuft, liegt je nach Arbeitsschritt teils hier, teils im Rechenzentrum. Dann gibt’s einige Scans für bestimmte Projekte oder Ausstellungen, die auf den lokalen Servern abgelegt werden. Wenn für eine Ausstellung etwas dringend benötigt wird, dann kann unter Umständen auch der USB-Stick eine Variante der Datenübergabe sein.

Zunächst haben wir genügend Werke, die wir noch digitalisieren müssen. Dass wir damit fertig werden, das sehe ich in absehbarer Zeit nicht. Es handelt sich nicht um eine Digitalisierung aller Bücher von A bis Z, wir konzentrieren uns auf die wertvollsten Bestände.

Die technischen Anforderungen sind in den letzten Jahren gestiegen und wir bemühen uns schon um einen hohen Standard, damit wir die Werke nicht alle 10–15 Jahre neu digitalisieren müssen. Aber es gibt neue Formen wie die Multispektral- oder 3D-Digitalisierung. Diese Entwicklungen könnten für bestimmte Bereiche für uns interessant sein. Zum Beispiel wäre die 3D-Digitalisierung was für die Ostraka und die Multispektraldigitalisierung bietet sich u. U. für Handschriften an. Da muss man abwarten, wie sich das entwickelt.

6. Bei welcher Musik digitalisiert es sich am besten? Oder muss immer ganz geruhsame Stille herrschen?

Also normalerweise habe ich keine Musik laufen beim Digitalisieren. Eigentlich herrscht hier immer Stille, um konzentriert arbeiten zu können. Das ist aber kein Dogma.

7. Welches Stück ist Ihr „Lieblingsdigitalisat“?

(atmet tief durch) Ich warte hier noch auf ein ultimatives Highlight, ich bin ja noch nicht so lange da. Ich durfte in Weimar u. a. eine Originalzeichnung von da Vinci digitalisieren. Das ist schwer zu toppen. (lacht)

Wir bedanken uns für das Gespräch und sagen ganz zuversichtlich: Da kommt noch was, ein Knaller, der sogar den da Vinci überstrahlt!

Die Fragen stellten Sophia Manns-Süßbrich und Katrin Sturm.

Sophia Manns-Süßbrich (UBL)

Dr. Sophia Manns-Süßbrich ist Fachreferentin für Amerikanistik, Anglistik und Slavistik an der Universitätsbibliothek Leipzig.

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