Jetzt zu sehen: die ältesten Bücher Leipzigs!

Wie die Anfänge der Buchstadt Leipzig aussahen, kann man seit dem 20. Mai im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig sehen. Die UB Leipzig hat für die Ausstellung „1015. Leipzig von Anfang an“ die ältesten erhaltenen Bücher Leipzigs zur Verfügung gestellt: kostbare mittelalterliche Handschriften, die aus den Bibliotheken der Leipziger Stadtklöster stammen und bis in das 11./12. Jahrhundert zurückreichen.

Ein kleiner Vorgeschmack auf eine Auswahl der ausgestellten Handschriften:

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Amarcord in der Albertina – Eine mittelalterliche Handschrift wurde lebendig

Der 3. Sommerkurs für Handschriftenkultur hat sich in der vorletzten Woche im Benutzungsbetrieb der Bibliotheca Albertina gehörig bemerkbar gemacht: Der Forschungslesesaal blieb für eine Woche für den normalen Publikumsverkehr geschlossen, der Vortragsraum war täglich belegt, und am Mittwochabend (11.9.) schloss die Bibliothek sogar bereits um 19 Uhr. Was war da los?

Für eine Woche waren dank der großzügigen Förderung durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung 20 hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler_innen aus dem In- und Ausland bei uns zu Gast, um an einem Vertiefungskurs zur mittelalterlichen Handschriftenkunde teilzunehmen, den das Handschriftenzentrum der UB Leipzig in Kooperation mit dem internationalen Mediävistenverband organisiert hat. Vormittags haben wir vorlesungsartige Crashkurse zu einzelnen Themengebieten geboten, am Nachmittag dann das theoretisch Vermittelte anhand handschriftlicher Originale gemeinsam erprobt. Sechs international renommierte Mittelalter-Expert_inn_en aus Großbritannien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland waren nach Leipzig gekommen, um zusammen mit dem Team des Handschriftenzentrums ihre Kompetenz für den Kurs zur Verfügung zu stellen. Es war eine großartige und intensive Woche gemeinsamen Lernens für uns alle, was auch die sehr positive Evaluation bestätigt hat.

Ein Schwerpunkt unseres Kurses war die Frage, wie im Mittelalter Musik aufgeschrieben wurde und wie wir die liturgischen Handschriften zu verstehen haben, in denen solche Gesänge fast ausschließlich überliefert sind.  Was lag da näher, als eine öffentliche Veranstaltung zu organisieren, bei der die historische Gebrauchssituation des liturgischen Gesangs sinnlich erlebbar gemacht wird.

Foto: Christian Kern
Foto: Christian Kern

Im letzten Jahr hatte das bekannte Leipziger Vokal-Ensemble amarcord eine CD mit Gesängen aus dem Thomas-Graduale aufgenommen, einer liturgischen Handschrift des frühen 14. Jahrhunderts aus dem Leipziger Thomaskloster, die als Leihgabe der Thomaskirchengemeinde bei uns aufbewahrt wird. Von daher bestanden gute Kontakte zu amarcord, und tatsächlich fand sich das Ensemble sofort bereit, als wir sie fragten, ob sie mit uns ein interaktives Konzert gestalten wollten, bei dem nicht nur gesungen, sondern das Gesungene auch durch Experten erklärt, diskutiert und in den historischen Zusammenhang eingebettet wird.

Das Konzert war ein Experiment für uns alle, für amarcord, für die Professoren Felix Heinzer und Jeremy LLewellyn aus Freiburg i. Br. und Basel, die als Musik- und Liturgieexperten mitgemacht haben, und für uns von der Bibliothek. Aber es ist gelungen, denn 140 Besucher_innen füllten am Mittwochabend die Eingangshalle der Albertina bis auf den letzten Platz und hörten gespannt zu, wie amarcord eine ganze Messfeier Station für Station durchsangen und die beiden Experten sich immer wieder mit Erklärungen und Kommentaren einschalteten. Wer wollte, konnte alles in der Handschrift mitlesen, deren entsprechende Seiten auf eine große Leinwand gestrahlt wurden. Und nach 90 Minuten interaktivem Konzert blieben sogar ca. 40 Hartnäckige und diskutierten mit den Sängern und den Experten eine Stunde lang weiter.