Vom ‚Nibelungenlied‘ zu einem Crossover an Reiseberichten, Chroniken und Rechtsbüchern

Das DFG-Projekt zur Neukatalogisierung der ehemals Donaueschinger Handschriften in der Badischen Landesbibliothek geht in seine dritte Runde

Von Luise Czajkowski und Katrin Sturm

Intro

Donauquelle in Donaueschingen von oben

Mitten im Schwarzwald liegt die kleine Residenzstadt Donaueschingen, heute vor allem bekannt für die hier entspringende Quelle der Donau und das am Ort gebraute Fürstenberg-Bier. Doch Donaueschingen war einst auch Ort der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen, in ihrer Blütezeit eine der größten und bedeutendsten Adelsbibliotheken in Deutschland. Die von den Fürstenbergern gesammelten Handschriften genießen international Bedeutung. Gerade für die Germanistik hat das Wort „Donaueschingen“ einen ganz besonderen Klang. Doch drohten diese einzigartigen historischen und literarischen Quellen seit den 1980er Jahren privat verkauft zu werden und damit für die Öffentlichkeit verloren zu gehen. Durch das Engagement des Landes Baden-Württemberg konnten sie jedoch 1993/1994 an die Landesbibliotheken in Karlsruhe (BLB) und Stuttgart (WLB) überführt werden, wo sie nun für die Forschung frei zur Verfügung stehen.

Projektseite zum Bestandssegment A
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Multispektralaufnahmen in der UBL

Oder: Die neue HIT Part 2

Auch wenn erst 2021 die große Reprokamera modernisiert wurde (vgl. den Blog-Beitrag vom Mai 2021), so gab und gibt es doch immer wieder technische Entwicklungen, denen wir uns nicht verschließen wollen und die vor allem helfen, wissenschaftliche Fragestellungen umfangreicher zu beantworten.

Eine dieser Entwicklungen, die in den vergangenen Jahren weltweit in Archiven und Bibliotheken bereits vereinzelt eingesetzt wurden und wird, ist die Multispektralfotografie. Zwar gibt es diese Art der Fotografie seit vielen Jahren, in der Astronomie oder auch der Meteorologie ist sie beispielsweise gar nicht wegzudenken. Im Bereich des kulturellen Erbes ist sie hingegen noch relativ selten anzutreffen. Bisher wurden vor allem UV-Lampen eingesetzt, um möglicherweise vorhandene Hinweise auf verblasste Schriften oder ausradierte Bereiche sichtbar zu machen. Systematische Untersuchungen jedoch blieben Einzelfälle.

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Manuscripts from the distance?

Handschriftenbeschreibung im Homeoffice: Über die Möglichkeiten, Chancen und Probleme wissenschaftlichen Arbeitens mit und ohne die Originale

Ein Beitrag von Christoph Mackert und Katrin Sturm

1. Intro 

Wir befinden uns im Sommer 2022: Noch immer halten uns immer neue Varianten des Corona-Virus, das uns seit nun mehr als zwei Jahren begleitet, in Schach und verhindern ein Kontaktleben wie früher. Die Pandemie hat nicht nur unsere Welt hinsichtlich des Umgangs miteinander verändert, sondern sie hat auch unsere Arbeitswelt auf den Kopf gestellt. Dabei förderte sie einerseits die in vielen Bereichen mehr als überfällige Digitalisierung, andererseits trug sie dazu bei, das Homeoffice bzw. die mobile Arbeit als gleichberechtigten alternativen Arbeitsmodus anzuerkennen. Und das auch in zahlreichen Gebieten, für die eine Arbeit vor Ort bis dato als alternativlos galt. Zu einem solchen Bereich zählen auch die Tätigkeiten bei uns im Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig.

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Das neue Handschriftenportal: Jetzt auch zum Ausprobieren!

Mittelalterliche und neuzeitliche Handschriften? Die meisten kennen sie mindestens aus Filmen wie Der Name der Rose, aber sie sind natürlich in erster Linie unverzichtbare Quellen für viele historisch arbeitende Wissenschaften. Wenn auch nichts das haptische Erleben eines alten Codex ersetzen kann, so ist es doch nicht immer möglich, sinnvoll oder praktikabel, direkt mit dem Original zu arbeiten.

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Aus dem Tresor in die digitale Freiheit

Wie das Digitalisat einer mittelalterlichen Handschrift entsteht

Wie gelangt eine mittelalterliche Handschrift aus der Leipziger Universitätsbibliothek als Digitalisat ins Internet, für alle kostenfrei und weltweit zugänglich? Wir haben die Kolleg*innen aus dem Handschriftenzentrum und der Digitalisierung bei ihrer Arbeit vom Tresor bis vor den Computer begleitet.

Weitere Informationen zum Handschriftenzentrum.

Ein Bücherregal voller Originale über dem heimischen Schreibtisch

1. Der Altbestand als historischer Quellenfundus in Zeiten eingeschränkter Zugangsmöglichkeiten

In den Zeiten von Home-Office und virtuellem Studienbetrieb, in Zeiten, in denen größere Reisen nicht oder nur sehr beschränkt möglich sind, benötigt das wissenschaftliche Arbeiten mehr denn je Hilfsmittel und Möglichkeiten, die vorhandene Distanz virtuell zu überbrücken. Im Bereich der Versorgung mit aktueller Forschungsliteratur liefern E-Medien, Open-Access-Publikationen oder auch Fernleihe und Dokumentlieferdienste wichtige Formen, um trotz örtlicher Trennung schnell und direkt an die gewünschten Medien zu gelangen. Wie sie funktionieren und vor allem welche zusätzlichen Möglichkeiten während Covid19 vorhanden sind, haben zahlreiche Beiträge in unserer Rubrik ubleipzig@home ausführlich beschrieben. 

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Sieben Fragen an… Franz Schollmeyer

… unseren neuen (aber nicht unbekannten) Mitarbeiter im Handschriftenzentrum.

1. Herr Schollmeyer, wer sind Sie und woher kommen Sie?

Ich bin in Dresden geboren, aufgewachsen aber in Pommritz, einem Dorf in der Oberlausitz, in einer Art Kommune. Später ging ich in das Internat der Kapellknaben nach Dresden. 2008 bin ich zum Studium der Germanistik nach Leipzig gekommen. Seit gut einem Jahr bin ich nun Mitarbeiter für Datenredaktion im DFG-Projekt Handschriftenportal.

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IIIF – 4 Buchstaben für die Bilderwelten an der UB Leipzig

Seit einigen Jahren wird an der Universitätsbibliothek Leipzig eine Technologie eingesetzt, die für die Darstellung von digitalen Bildern durchaus als kleine Revolution zu betrachten ist. IIIF (sprich Triple-I-F) steht für International Image Interoperability Framework, eine Technologie, um digitalisierte Werke interoperabel und maschinenverarbeitbar über Webschnittstellen verfügbar zu machen. Eine etwas detailliertere Einführung in die technischen Details hinter IIIF wurde von uns schon in einem vorherigen Beitrag gegeben. IIIF in Verbindung mit dem Mirador-Viewer kommt bereits innerhalb der Digitalen Sammlungen an der Universitätsbibliothek Leipzig zum Einsatz, hier besonders für die Präsentation der Altbestände, wie beispielsweise für mittelalterliche Handschriften oder für Drucke des 17. Jahrhunderts (VD 17).

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Eine Woche voller kodikologischer Detektivarbeit und neuer Entdeckungen

Arbeit mit Hs.kurs

Der Sommerkurs zur Handschriftenkultur des Mittelalters

Vom 17. bis 23. September 2017 fand der 6. Alfried Krupp-Sommerkurs für Handschriftenkultur unter dem Titel „Handschriftenkultur des Mittelalters für Fortgeschrittene“ in der Bibliotheca Albertina statt. An dem durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung und den Mediävistenverband e.V. geförderten und interdisziplinär ausgerichteten Kurs nahmen 21 Studierende und Doktorierende aus sieben Ländern teil.

Das Ziel des Kurses war es, den Teilnehmenden eine vertiefte Einführung in die vielseitige Arbeit mit mittelalterlichen Handschriften zu geben, sowohl durch Lehreinheiten mit mediävistischen Fachleuten als auch durch praktische Übungen und intensive Arbeit an den Originalen: Aus dem reichen Bestand der UB Leipzig wurde für den Kurs etwa ein Dutzend noch größtenteils unerschlossener Handschriften ausgesucht, die die Teilnehmenden in kleinen Gruppen bearbeiteten. Weiterlesen →

Grenzenlose Bilderwelt

Codex Sinaiticus und Codex Vaticanus in einer Mirador Oberfläche

Digitalisate sind mittlerweile fester Bestandteil wissenschaftlichen Arbeitens – vor allem historische Dokumente, die bis vor kurzem nur an wenigen Orten verfügbar waren, werden durch ihre digitale Kopie weltweit zugänglich gemacht. Auch die UB Leipzig digitalisiert seit vielen Jahren systematisch, um ihre reichhaltigen Bestände zur Verfügung stellen zu können.

Die Digitalisierung an Bibliotheken hatte jedoch auch häufig zur Folge, dass die Digitalisate nur über die Webseiten der jeweiligen Bibliothek zugänglich waren, was bspw. vergleichende Studien von historischen Quellen erschwerte, ganz zu schweigen vom Auffinden der digitalisierten Quellen überhaupt. Seit 2011 beschäftigt sich eine wachsende Gemeinschaft von Forschungsbibliotheken und Betreibern digitaler Bildarchive mit der Konzeption und Standardisierung einer interoperablen Technologie zur gemeinschaftlichen Bereitstellung von Digitalisaten im Internet. Beteiligt sind neben vielen anderen die Stanford University, die Bodleian Libraries (Oxford University) und die Bibliothèque nationale de France. Die geschaffene Technologie wurde in den vergangenen Jahren in einer ganzen Reihe von Softwareprodukten umgesetzt und ist heute unter der Bezeichnung „International Image Interoperability Framework“ bekannt, kurz IIIF. Weiterlesen →