»Widerschein der Buchkultur«

Das Gebäude der Bibliotheca Albertina ist schön, es hütet aber auch Geheimnisse. Zuerst das eigene Geheimnis seiner Wiederauferstehung: Es ist in wesentlichen Teilen ein Neubau, der 2002 abgeschlossen wurde. Wer glaubt das? Künftig wird ein Foto der Treppe im Zustand von 1991 alle daran erinnern. Sechs Bilder sind es insgesamt, die im Gang zur Leselounge in den ehemaligen Fensternischen zu sehen sein werden und das Gebäude in alter Schönheit und auch mit Kriegswunden zeigen.
Das größte Geheimnis aber sind die Schätze, wahres Weltschrifterbe. Weil es bei uns immer wieder neue Wechselausstellungen gibt, könnte man vergessen, dass gerade dort die seltenen Stücke nur selten auftauchen. Sie bekommen künftig zehn Präsentationstafeln sowohl im Gang vor dem Ausstellungsraum (fünf herausragende Handschriften) wie auch im Gang beim Rückgabeautomat (Eine Bibliothek der Bibliotheken: Die Sammlungsherkünfte werden erläutert).

Alles LED-beleuchtet! Warum das? Weil es schön aussieht, weil es neugierig macht, weil es in einer von Reklame verstellten Welt ein Gegengewicht von Bildern geben muss, die nachdenklich machen.

Andere Gründe? Schauen Sie selbst und lassen Sie es uns wissen. Die Präsentation hochvergrößerter Fotografien ist ein Experiment, das noch niemand gewagt hat. Und wir können es wagen, weil wir die Wüstenrot Stiftung als Unterstützerin gewonnen haben: für das Einmalige, für das Unerhörte, für das Attraktive – für uns!

Ihr Ulrich Johannes Schneider

Das Tablet in der Kitteltasche

Ergebnisse der E-Book Umfrage 2014 an der Medizinischen Fakultät und am Uniklinikum – Teil 1

Wie werden wissenschaftliche E-Books genutzt? Wer nutzt sie aus welchem Grund? Werden E-Books am PC gelesen, mit dem Tablet oder mit dem E-Book-Reader?  Um diese und andere Fragen zu beleuchten und um das Angebot entsprechend zu verbessern, haben wir im vergangenen Herbst eine kleine Umfrage gestartet. Dabei haben wir zwischen klinisch arbeitendem ärztlichen Personal und rein wissenschaftlichem Personal unterschieden. Alle anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Kategorie „Andere“ subsumiert, darunter auch zahlreiche Studenten – das offenbart sich auch durch die verstärkte Nutzung von Lehrbüchern in dieser Gruppe. Antworten bekamen wir aber auch von Kolleginnen aus dem Pflegepersonal, von Verwaltungsangestellten und medizinischem Fachpersonal.

Wir freuen uns, dass wir 280 ausgefüllte Fragebögen auswerten konnten, und bedanken uns herzlich bei allen, die teilgenommen haben!


Die Ergebnisse möchten wir Ihnen nicht vorenthalten, deshalb gibt an dieser Stelle eine Zusammenfassung in zwei Teilen. Heute gibt es erst einmal die Auswertung der Multiple Choice Fragen. Auf die zahlreichen Anregungen, Fragen und Wünsche gehen wir in einem zweiten Beitrag ein und bitten hierfür noch um ein kleines bisschen Geduld…

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Coding Da Vinci

Unter dem Namen „Coding Da Vinci“ findet ab April ein zehnwöchiger Hackathon statt: eine Veranstaltung, zu der namhafte Kulturinstitutionen unterschiedlichste Datensätze bereitstellen. Hacker, also Computerexperten, Programmierer und Designer, experimentieren in dieser Zeit mit den Daten, Verknüpfen sie mit anderen Daten und schaffen neue Anwendungen. Durchgeführt wird der Hackathon von der Deutschen Digitalen Bibliothek, der Wikimedia Foundation, der Open Knowledge Foundation sowie der Servicestelle Digitalisierung Berlin.

In diesem Jahr beteiligt sich auch die UB Leipzig am Hackathon und stellt Metadaten und Digitalisate von knapp 14.000 Portraitstichen zur Verfügung. In Zuge der Umsetzung dieser Datenbereitstellung entstand für die UBL nun auch ein offizieller Flickr-Account, auf welchen die Digitalisate gespiegelt wurden. Hier kann über eine API dynamisch auf die Bilddaten zugegriffen werden.

Bildnis des André Marie Ampère

Die Daten stehen somit nun unter Creative Commons Lizenzbedingungen bzw. als Public Domain bereit. Metadaten und Abbildungen können dabei flexibel mit anderen Datenquellen vernetzt werden, da sie über Verknüpfungen mit der Gemeinsamen Normdatei verfügen. Was daraus entstehen mag, ist der Fantasie und dem Einfallsreichtum der Hacker überlassen.

2000 Bücher in 9 Vitrinen?

Werkstattbericht zur Ausstellung „Dokumente des lutherischen Glaubens. Die Kirchenbibliothek von St. Nikolai in Leipzig“

Ein Werkstattbericht bietet ein Forum für eine kritische Auseinandersetzung mit der Entstehung und dem Ergebnis eines Projekts – in unserem Fall der Ausstellung „Dokumente des lutherischen Glaubens. Die Kirchenbibliothek von St. Nikolai in Leipzig“. Gleichzeitig handelte es sich um ein Experiment, das in dieser Form erstmalig an der Universitätsbibliothek Leipzig am 09. April 2015 realisiert wurde.
Ziel war es, als Ausstellungsmacher mit Interessierten in Dialog zu treten und Einblicke in die kuratorische Arbeit zu ermöglichen. Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider machte in seiner Einführung deutlich, dass die Ausstellungen in der Bibliotheca Albertina sich nicht in erster Linie an ein Fachpublikum, sondern an alle Interessierten richten. Damit ist auch im Falle der laufenden Ausstellung klar, dass zeitgenössische theologische Fragen – die Bibliothek wurde 1597 gegründet – nicht erschöpfend dargestellt werden können. Deutlich werden soll vielmehr, was die Bibliothek auszeichnet, welche „Dokumente des lutherischen Glaubens“ sie beinhaltet und was sie von anderen um 1600 entstandenen und protestantisch geprägten Kirchenbibliotheken unterscheidet. Hierbei zeigt sich, dass es für eine Ausstellung von Vorteil sein kann, ohne einschlägiges Fachwissen – Theologie oder auch Kirchengeschichte – mit den Vorbereitungen zu beginnen: Die Gefahr, zu sehr ins Detail zu gehen und damit unverständlich zu werden, ist gering(er). Exponate, die nicht auf der (immer begrenzten) Ausstellungsfläche in den entsprechenden Zusammenhängen nachvollziehbar präsentiert werden können, scheiden aus.

Die Bibliothek selbst sowie die Ausstellungsräumlichkeiten erlauben und verlangen eine klare Aufteilung der Exponate: Auf der einen Seite des rechteckigen Ausstellungsraums wird die Geschichte der Nikolaibibliothek thematisiert, auf der anderen werden ihre exemplarischen „Dokumente des lutherischen Glaubens“ versammelt. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit „um 1600“, da die Bibliothek hier den stärksten Zuwachs verzeichnete und für die Gemeinde von besonderer Bedeutung war. Für die Seite der „Dokumente“ wurden Exponate ausgewählt, die für wichtige, aber bei weitem nicht alle theologische Auseinandersetzungen der Zeit stehen. Zur besseren Orientierung wurden sie den Abteilungen Streitschriften, Ordnung des Glaubens, Biblische Schriften und Kirchengeschichte zugeordnet. Weiterlesen →

Kinder mit Studierenden sind in Albertina willkommen

kinderstuhl1In kleinen Schritten verbessert sich die Ausstattung unseres provisorischen Eltern-Kind-Raumes: bisher nur eingerichtet mit PC, Tisch und Stühlen für Erwachsene, können jetzt die kleinen Begleiter mit dieser Stuhl-Tisch-Kombination bequem auf Augenhöhe mit ihren Eltern Platz nehmen oder am Tisch spielen. Kinderbücher und Spielzeug steuern wir in Kürze bei. Geplant ist auch ein Sichtschutz zum Nachbarraum, um einen ungestörteren Bereich für beide Seiten zu schaffen. Wenn Sie mit Kinderwagen zu uns kommen, ist das Zimmer nicht ohne unsere Hilfe zugänglich. Bitte sprechen Sie uns jederzeit an, wir sind Ihnen gern behilflich, um zum internen Fahrstuhl zu gelangen.
Und wer einen Wickeltisch vermisst, der wird im Vorraum zur Toilette im 2. OG fündig. Aus hygienischen Gründen steht er in der Nähe eines Wasseranschlusses.

wickeltisch1Unser Ziel ist immer noch, einen geeigneteren Ort für Eltern mit Kind zu finden, aber so ist erst einmal eine Möglichkeit zum Zurückziehen aus den öffentlichen Bereichen gegeben. Der Raum ist während der gesamten Öffnungszeit des Hauses geöffnet und muss nicht reserviert werden. Er steht allen offen, aber Eltern mit Kind wird bei Bedarf Vorrang gegeben.
Wenn Sie Fragen oder Anregungen haben, können Sie uns, dem Service-Team, schreiben an:  info@ub.uni-leipzig.de. Wir freuen uns auf Ihr Feedback und halten Sie über die Neuerungen im Eltern-Kind-Raum auf dem laufenden.

Ab Mai im Westflügel…

Hier wird bald die neue Leselounge und das Café Alibi beherbergt sein

Foto: Berges/Perchermeier

Die Bibliotheca Albertina erhält eine Leselounge, ab Mitte Mai 2015 in der westlichsten Ecke des Erdgeschosses. Das ist neu. Es wird gut 80 Sitzplätze geben, auf Stühlen und auf Sitzstufen an den Fenstern, wo es auch ordentlich viele Steckdosen geben wird. Wir freuen uns drauf! Geöffnet ist die Leselounge von 8 bis 24 Uhr.

Wir freuen uns auch auf das Café Alibi, das dort einziehen wird. Der Name ist in einem kleinen Wettbewerb unter Studierenden entschieden worden. Der Pächter selbst ist in einem Ausschreibungsverfahren ermittelt worden, das vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement durchgeführt wurde. Wir bekommen einen erfahrenen Gastronomen, der bereits das Café im Haus des Buches und im Grassi-Museum betreibt. Öffnungszeiten voraussichtlich 10 bis 19 Uhr.

Die Bibliotheca Albertina wird mit der Leselounge und dem Café Alibi ab Mitte Mai 2015 neue gastliche Räume für Nutzerinnen und Nutzer erhalten, die auch für die Gäste des Hauses und die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher zur Verfügung stehen.

Übrigens wird ab Mai 2015 auch eine neue Dauerausstellung im Foyer der Bibliotheca Albertina eingerichtet werden, u. a. in den Gängen, in denen das bisherige Café untergebracht war. Die Cafébar war immer nur ein Provisorium, ein erfolgreiches zwar, aber ohne Erweiterungsmöglichkeiten. Wir danken den Betreibern der Cafébar für den guten Service und freuen uns auf einen Neubeginn mit neuen Leuten an neuer Stelle.

Ulrich Johannes Schneider

„Leipzig liest 2015“ in der Albertina – Impressionen eines Lesefestes

Vortragsraum und „Café Alibi“

In der Bibliotheca Albertina gehen die Handwerker ein und aus.
Was tut sich und was kommt?

In den äußersten Westflügel wird ein Vortragsraum samt Vorraum eingebaut.
Wo vorher Magazin war und früher der einzige Lesesaal des halbzerstörten Gebäudes, werden künftig 200 Menschen bequem Platz finden können. Für Tagungen und Einzelvorträge ideal geeignet, wird der neue Vortragsraum im Mai fertiggestellt und spätestens im Juli mit Stühlen und Technik ausgestattet sein.
Auf dem Weg zum neuen Vortragsraum passiert man die Leselounge. Dort können sich Studierende zum Lesen, Sprechen und Arbeiten niederlassen – auf den neuen Sitzstufen in den Fensternischen, oder traditionell auf Stühlen.

Geöffnet von 8 bis 24 Uhr, wird in der Leselounge auch das neue Café untergebracht. Vermutlich spätestens im Mai wird der Betrieb aufgenommen werden können.  Die Studierenden haben abgestimmt und „Café Alibi“ gewählt. In diesem Eckraum – ehemals die Handschriftenabteilung im provisorischen Gebäude – ist für 100 Menschen Platz.

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Datteln mit Minze gegen Schnupfen

Ein über 3000 Jahre altes Rezept  – gefunden im Papyrus Ebers.
Die Universitätsbibliothek bewahrt diese Buchrolle, datiert auf das 16. Jh. v. Chr., als einen ihrer größten Schätze und er wurde nun sogar zur Aufnahme in das „Weltdokumentenerbe“ bei der UNESCO angemeldet.
Prof. Dr. Reinhold Scholl, Kustos der Papyrus- und Ostrakasammlung in der UBL, wird am 24. Februar um 19 Uhr in der Bibliotheca Albertina gemeinsam mit Dr. Bernd Kromer vom Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim über dieses Vorhaben und damit zusammenhängende aktuelle Forschungsergebnisse berichten.
Einige Fragen konnten wir Prof. Scholl aber schon heute stellen:

Warum wurde der Papyrus Ebers kürzlich auf Echtheit untersucht? Gab es Zweifel daran?

Probeentnahme am Papyrus Ebers

Nein, es gab bisher keine Zweifel, was aber möglichweise damit zusammenhängt, daß ihn nur wenige Wissenschaftler wirklich im Original gesehen haben. Denn er schaut wirklich wie neu und ungebraucht aus, einzigartig sowohl in der Qualität des Schriftträgers als auch der Schönheit und Exaktheit der Schrift, was andererseits aber wiederum gegen eine moderne Nachbildung spricht, wie der Vortrag am Dienstag zeigen wird. Umstritten war aber lange Zeit das wirkliche Alter. Das reichte von 1600 v. Chr. bis in die römische Zeit. Eine große Zeitspanne. Aber die Forschung konnte dann das Datum durch herkömmliche geisteswissenschaftliche Methoden auf das letzte Viertel des 16. Jh. v. Chr. eingrenzen, wobei es hier auch abweichende Meinungen gibt. Um bei der Anmeldung zum Weltdokumentenerbe auf der ganz sicheren Seite zu sein – Neider gibt es immer viele – haben wir uns in der heutigen naturwissenschaftsgläubigen Zeit entschlossen, zusätzlich eine auf einem naturwissenschaftlichen Verfahren beruhende Altersbestimmung vornehmen zu lassen.

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Leipziger Büchergeschichten

Bücher haben ihre Geschichte. Erst recht, wenn es sich um Drucke des 15. Jahrhunderts handelt. In der Universitätsbibliothek werden rund 3700 Drucke aus dieser Zeit aufbewahrt.  Erschlossen sind sie seit 2014 in einem vierbändigen Katalog. Für die Erarbeitung des Kataloges wurde jedes Buch in die Hand genommen. Von einer Vielzahl der Drucke ist jetzt die individuelle Geschichte bekannt. Welche Persönlichkeiten, welche Bibliotheken haben die Bücher vor der UBL besessen? Wie sind die früheren Besitzer mit den Büchern umgegangen? Haben sie ihre Bücher mit Buchmalerei verschönert oder nur lieblos in einen Behelfseinband gesteckt? Haben die Vorbesitzer Nachrichten über sich oder Gedanken zum Gelesenen eingetragen oder wurden die Bücher unbeachtet ins Regal gelegt? Einige dieser Bücher und ihrer Geschichten werden wir in loser Folge hier vorstellen und beginnen mit der Reise des Isocrates:

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