Von Märtyrern und Jenseitsreisenden

Die Wiederentdeckung einer koptischen Klosterbibliothek unter den Papyri der Universitätsbibliothek Leipzig

Neue Funde bei Ausgrabungen erregen oft große Aufmerksamkeit und sind unter Geschichtsinteressierten in aller Munde. Doch man muss für spektakuläre Entdeckungen nicht zwangsläufig ferne Länder bereisen oder sich die Finger schmutzig machen. In den Magazinen von Museen und Sammlungen in aller Welt harren Objekte seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung – und darunter können sich wahre Schätze verstecken. So auch in der Universitätsbibliothek Leipzig:

Papyrologist at work: Der Projektbearbeiter Vincent Walter bei der ersten Sichtung der Leipziger K-Tafeln im Oktober 2020.

Von Oktober 2020 bis November 2022 wurden dort im Rahmen des Projekts „Die Erschließung und Digitalisierung koptischer Papyri (sog. K-Tafeln) im Bestand der Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig“ (mehr dazu) die letzten noch unbekannten Stücke der Papyrus- und Ostrakasammlung erstmalig systematisch untersucht und für die Forschung erschlossen. Insgesamt wurden mehr als 750 koptische literarische Fragmente – überwiegend auf Papyrus, aber auch auf Pergament und Papier – katalogisiert. Und was dabei zutage gefördert wurde, kann man guten Gewissens als einen kleinen Schatz bezeichnen. Es scheint sich dabei nämlich um die Überreste der Bibliothek eines christlichen Klosters in Ägypten zu handeln.

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Lange Nacht der Wissenschaften Leipzig 2023

Fotocollage Lange Nacht der Wissenschaften

Eindrücke aus der Bibliotheca Albertina

Welch wundervoller Ausnahmezustand war das doch am Abend des 23. Juni in der Bibliotheca Albertina! In diesem Jahr fand die „Lange Nacht der
Wissenschaften Leipzig“ nach einer digitalen Ausgabe 2019 wieder in altbekannter Form vor Ort und zum Anfassen statt. Die Universitätsbibliothek Leipzig war natürlich auch dabei und hat sich mit einem vielseitigen Programm in der Bibliotheca Albertina beteiligt.

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Entstehungsgeschichte einer Ausstellung

Von Annaberg in den Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek Leipzig

Evangelische Kirchenbibliotheken gehören zu den bedeutendsten Überlieferungsorten unseres schriftlichen Kulturerbes. Unter den Kirchenbibliotheken in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ragt die Kirchenbibliothek von St. Annen in Annaberg-Buchholz mit ihren rund 3.500 Titeln Druck- und Handschriften hervor. Um diese Sammlung zu erschließen und ihre herausragenden Stücke auch digital zur Verfügung zu stellen, kooperieren die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Annaberg-Buchholz und die Universitätsbibliothek Leipzig.

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Vertragsverhandlungen professionalisieren

zwei Hände mit Stiften in der Hand, die ein Dokument unterzeichnen

Instrumente für Autor*innen und Herausgeber*innen von Open-Access-Büchern

Wer ein wissenschaftliches Buch veröffentlichen möchte, wird über kurz oder lang mit den vertraglichen Aspekten des Publizierens konfrontiert. Häufig bestehen hier bei Forschenden große Unsicherheiten. Dies betrifft sowohl Regelungen in den Verlagsverträgen selbst, deren Tragweite beispielsweise in Hinblick auf die Rechteeinräumung nicht immer klar ist, als auch die eigenen Möglichkeiten die Verträge selbst aktiv mitzugestalten. Guter Rat ist hier gefragt.

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Eine Rückkehr, ein Neuanfang und Knisterbücher mit italienischer Schließe

Einblicke in das aktuelle Leipziger Bibliotheksvolontariat von Dr. Helge Perplies

Als ich mich im April 2022 auf mein Vorstellungsgespräch an der UBL vorbereitet habe, ist mir auf der Webseite der Bibliothek ein Foto aufgefallen, das die Teilnehmer*innen des ersten Alfried Krupp-Sommerkurses für Handschriftenkultur zeigt – darunter auch mich. Es war eine spannende und lehreiche Woche, während der wir mit anderen interessierten Doktorand*innen und Studierenden über Handschriften gebrütet haben, wunderbar betreut vom Team des Handschriftenzentrums. Elf Jahre und ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch später habe ich dann im Oktober mein Volontariat an der Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) begonnen, mit Schwerpunkt in eben jenem Handschriftenzentrum.

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Eine Schenkung von Nachlassunterlagen Wilhelm Wundts an die Universitätsbibliothek Leipzig

Wilhelm Wundt zwischen seinen Mitarbeitern am Institut für experimentelle Psychologie um 1913, von links nach rechts: Ottmar Dittrich, Wilhelm Wirth, Wilhelm Wundt, Otto Klemm und Friedrich Sander (Universitätsbibliothek Leipzig)

Wilhelm Wundt zwischen seinen Mitarbeitern am Institut für experimentelle Psychologie um 1913, von links nach rechts: Ottmar Dittrich, Wilhelm Wirth, Wilhelm Wundt, Otto Klemm und Friedrich Sander

Wilhelm Wundt am Vorlesungskatheder, Scherenschnitt um 1900

Im Sommer 2022 wurde ein umfangreicher, privater Nachlass von Wilhelm Wundt als Schenkung seiner Nachfahren an die Universitätsbibliothek Leipzig übergeben. Wer war dieser Prof. Dr. Wilhelm Maximilian Wundt und was hat er mit der Universität Leipzig zu tun?

Wilhelm Wundt (1832–1920) gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Gelehrten in der Geschichte der Leipziger Universität und der gesamten Wilhelminischen Epoche. Er wirkte in vielfacher Weise für die Entwicklung einer modernen, von metaphysischen Erklärungsmodellen emanzipierten, rein wissenschaftlich begründeten Psychologie. 1879 gründete er als Privatinitiative das erste experimentalpsychologische Institut in Deutschland, das 1883 von der Universität Leipzig anerkannt und 1884 als „Institut für experimentelle Psychologie“ etatisiert wurde.

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Warum Forschungsdaten archivieren?

Rote Holzkiste beschriftet mit "Forschungsdaten", Foto: Colourbox/URZ

OpARA – ein Datenarchiv und Repositorium für die Universität

Ein Beitrag von Pia Voigt,
Referentin für Forschungsdatenmanagement
an der Universität Leipzig

Alle Forschenden an der Universität Leipzig müssen die Daten, die ihren wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu Grunde liegen, für mindestens zehn Jahre zugänglich aufbewahren. So verlangt es die gute wissenschaftliche Praxis. Dadurch soll sichergestellt werden, dass Ergebnisse und deren Zustandekommen nachvollziehbar und überprüfbar sind. Auch besonders aufwändig erhobene Daten, zum Beispiel Daten aus nicht wiederholbaren Studien, oder für eine Anschlussnutzung besonders relevante Daten sollten Forschende für längere Zeit aufbewahren. Die Bereitstellung von geeigneten Archivierungsmöglichkeiten für Forschende gehört damit zur Grundausstattung und muss von Forschungseinrichtungen abgesichert werden.

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Mit dem Zweiten recherchiert man besser

Schreibtisch auf dem eine weiße Tasse mit einer Mainzelmännchen-Gravur steht. Auf der dazugehörigen Schachtel steht die Aufschrift "Verwöhnprogramm" in einem orangenen Kreis.

Unter dem Namen „Aufbau einer Suchoberfläche zur Erschließung und Erforschung der Daten aus dem Fernseh-Produktionsarchiv des ZDF“ ging ein neues Pilotprojekt der UB Leipzig Ende 2021 an den Start.


Das Projekt Aufbau einer Suchoberfläche zur Erschließung und Erforschung der Daten aus dem Fernseh-Produktionsarchiv des ZDF wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einer Laufzeit von zwei Jahren gefördert. Drei Mitarbeiter*innen, darunter die Autorin des Beitrags, arbeiten aktuell im Projekt. Das Portal wird aus rechtlichen Gründen allerdings nur Wissenschaftler*innen der Kommunikations- und Medien- und Filmwissenschaft zur Verfügung stehen.


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Vom ‚Nibelungenlied‘ zu einem Crossover an Reiseberichten, Chroniken und Rechtsbüchern

Das DFG-Projekt zur Neukatalogisierung der ehemals Donaueschinger Handschriften in der Badischen Landesbibliothek geht in seine dritte Runde

Von Luise Czajkowski und Katrin Sturm

Intro

Donauquelle in Donaueschingen von oben

Mitten im Schwarzwald liegt die kleine Residenzstadt Donaueschingen, heute vor allem bekannt für die hier entspringende Quelle der Donau und das am Ort gebraute Fürstenberg-Bier. Doch Donaueschingen war einst auch Ort der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen, in ihrer Blütezeit eine der größten und bedeutendsten Adelsbibliotheken in Deutschland. Die von den Fürstenbergern gesammelten Handschriften genießen international Bedeutung. Gerade für die Germanistik hat das Wort „Donaueschingen“ einen ganz besonderen Klang. Doch drohten diese einzigartigen historischen und literarischen Quellen seit den 1980er Jahren privat verkauft zu werden und damit für die Öffentlichkeit verloren zu gehen. Durch das Engagement des Landes Baden-Württemberg konnten sie jedoch 1993/1994 an die Landesbibliotheken in Karlsruhe (BLB) und Stuttgart (WLB) überführt werden, wo sie nun für die Forschung frei zur Verfügung stehen.

Projektseite zum Bestandssegment A
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Der 8. Alfried Krupp-Sommerkurs für Handschriftenkultur am Handschriftenzentrum Leipzig

Impressionen Handschriftenkurs 2022

oder: Wie man Bücher zum Erzählen bringt

Vom 4. bis 10. September 2022 fand an der UB Leipzig der 8. Alfried Krupp-Sommerkurs für Handschriftenkultur statt, bei dem elf Stipendiat*innen zusammen mit dem Team des Leipziger Handschriftenzentrums auf Entdeckungsreise in die Welt des mittelalterlichen Buchs gingen. Für uns war es ein Nikolausgeschenk, als am 6. Dezember auf dem Mittelalter-Blog ein ausführlicher Bericht über diesen Kurs erschien, den vier Kursteilnehmer*innen verfasst haben. Wir freuen uns über das positive Feedback und möchten den Beitrag auch hier über unseren eigenen Blog noch einmal bereitstellen.

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