Vom Jahr 2023 sind noch Silvester, Weihnachten und ein paar wenige Tage Adventszeit übrig. Für mich persönlich geht ein besonderes Jahr zu Ende, das erste ganze Jahr als Direktorin der Universitätsbibliothek Leipzig. Es war ein sehr volles und gleichzeitig sehr kurzes Jahr, geprägt von vielen Menschen und Themen.
Die UBL habe ich in den nun fast schon 14 zurückliegenden Monaten als eine Einrichtung kennen gelernt, die sich in allen Bereichen anspruchsvolle Ziele setzt und versucht, diesen gerecht zu werden. Es sind drei Paradigmen, durch die sich mehr oder weniger alles, was wir in der Bibliothek tun, abdecken lassen.
Ukrainische Literatur an der Universitätsbibliothek Leipzig: Bestände, Veranstaltungen, Kooperationen
Im vorigen Jahr haben wir uns sehr über den Besuch der ukrainischen Kolleginnen aus der Ukraine gefreut und hier darüber berichtet. Fast anderthalb Jahre später hat sich leider an der Kriegssituation nichts geändert, aber unsere Kooperationen mit ukrainischen Wissenschaftler*innen konnten erweitert und ausgebaut werden. Während der Leipziger Buchmesse 2023 fand eine Veranstaltung statt, die durch unsere Kollegin Frau Dr. Sophia Manns-Süßbrich organisiert wurde, die auch die Moderation übernahm. Vasyl Cherepanyn, ein ukrainischer Kulturwissenschaftler unterhielt sich mit Kolleg*innen aus deutschen, schweizerischen und österreichischen Bibliotheken darüber, wie es weiter gelingen kann, Unterstützung zu leisten und der ukrainischen Literatur und Kultur noch mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Aber auch das sogenannte „Westsplaining“ [siehe dazu insbesondere diese Publikation] spielte eine große Rolle: Wenn Menschen in Westeuropa glauben, die Situation besser einschätzen zu können, bzw. sogar die Lösung kennen, wird eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe unmöglich. Einen Mitschnitt des Gespräches können Sie hier abrufen.
Die Sammlung kartographischer Materialien der UBL und ihre Erschließung
Dass die Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) nicht nur gedruckte und elektronische Bücher beherbergt, sondern Sammlungen verschiedenster Materialgruppen zu ihrem Bestand gehören, ist sicher bekannt. Neben Papyri und Ostraka, Handschriften, historischen Drucken, Gebrauchsgraphik und Münzen zählen auch über 10.000 kartographische Objekte aus der Zeit zwischen 1502 und 2021 zu den sogenannten „Sonderbeständen“ der UBL – genau kann man die Anzahl nicht bestimmen, da es in den Magazinen der UBL nicht wenige Karten gibt, die noch gar nicht erschlossen sind und daher in über den Katalog ermittelten Statistiken nicht auftauchen.
Unsere Kollegin Angelika Flöth arbeitet bereits seit 1991 an der UBL und ist seit vielen Jahren innerhalb des Bereichs Bestandsentwicklung und Metadaten, AG Retrokatalogisierung, für die Erschließung des kartographischen Bestands der UBL verantwortlich. Dieser Blogbeitrag basiert auf Gesprächen mit Frau Flöth und versucht, einen Blick hinter die Kulissen der bibliothekarischen Arbeit mit den Karten der UBL zu gewähren: Was verbirgt sich hinter dem Kartenbestand der UBL eigentlich genau? Und wie funktioniert die Katalogisierung kartographischer Materialien?
Die UBL als Gastgeberin und unverzichtbarer Knotenpunkt für Restaurator*innen aus aller Welt
Aller vier Jahre findet er statt: der internationale Kongress für Archiv-, Bibliotheks- und Grafikrestaurator*innen und dieses Mal so nah wie noch nie. Halle und Leipzig waren im Oktober 2023 Gastgeberstädte für die XV. Ausgabe der renommierten Veranstaltung. Im Anschluss an drei Tage mit vielfältigen Fachvorträgen, die in der Georg-Friedrich-Händelhalle (Halle/S) stattfanden, luden am 19. und 20. Oktober zahlreiche Institutionen beider Städte zu Projektpräsentationen und Workshops aus dem Berufszweig der Papierrestaurator*innen ein. Mit über 120 Besucher*innen in nur zwei Tagen war die Universitätsbibliothek Leipzig (UBL), genauer gesagt der Standort Bibliotheca Albertina, ein äußerst attraktiver Anlaufpunkt für die Expert*innen. Fünf Veranstaltungen gewährten Einblick in die Bearbeitung von seltenen Seidenrollen aus den Beständen der UBL, die Herstellung und Installation der Papyrus Ebers Replik, Grundlagen der Notfallplanung für Archive und Bibliotheken, die Anfaserung geschädigter Papiere sowie die Zusammenarbeit der Abteilungen Handschriftenforschung und Restaurierung. Die Wissensvermittlung und der Austausch mit den internationalen Gästen über restauratorische und wissenschaftliche Prozesse an der UBL standen dabei im Fokus.
Neue technische Entwicklungen – neue Betrugsmethoden
Betrügerische Aktivitäten im wissenschaftlichen Publikationswesen sind kein neues Phänomen, wir haben bereits hier im Blog darüber berichtet. Oftmals in einschlägigen Publikationen und in der wissenschaftlichen Community mit dem Attribut „predatory“ gelabelt, verführen solche Pseudo-Zeitschriften mit wissenschaftlichem Anstrich ohne Qualitätssicherung Wissenschaftler*innen zur schnellen Publikation. Die entsprechenden Publikationen verlängern die persönliche Publikationsliste, können jedoch auch erheblichen Schaden bezüglich der eigenen Reputation erzeugen.
Unsere Ausstellung zur Annaberger Kirchenbibliothek geht in die letzte Woche
Ein gemeinsamer Beitrag von Thomas Thibault Döring (3.4–3.6) und Katrin Sturm (1.–3.3).
1. Glück auf!
„Es mögen sich Erzgänge auftun!“ – Dieser Gedanke stand nach Wikipedia ursprünglich hinter dem Ausruf „Glück auf“, der wohl zum Ende des 16. Jahrhunderts im sächsischen Erzgebirge entstanden ist. Wenn wir in unserer aktuellen Ausstellung mit der Wendung „Buch auf“ begrüßen, so geht es uns also nicht nur darum, dass wir Bücher aus der Annaberger Kirchenbibliothek öffnen oder diese Bücher geöffnet präsentieren wollen. Vielmehr stehen Hoffnung und Wunsch dahinter, in und mit den Büchern neue Perspektiven, quasi neue Gänge, sichtbar zu machen: in Form von besonders wertvollen Funden oder Verbindungen zwischen den Bänden, die bisher noch nicht bekannt waren. Wie reichhaltig diese Funde sind und was unsere Ausstellung unter anderem erwarten lässt, möchten wir kurz umreißen und auf diesem Weg zu einem Besuchin dieser finalen Ausstellungswoche (bis 27. August 2023)einladen.
Die Wiederentdeckung einer koptischen Klosterbibliothek unter den Papyri der Universitätsbibliothek Leipzig
Neue Funde bei Ausgrabungen erregen oft große Aufmerksamkeit und sind unter Geschichtsinteressierten in aller Munde. Doch man muss für spektakuläre Entdeckungen nicht zwangsläufig ferne Länder bereisen oder sich die Finger schmutzig machen. In den Magazinen von Museen und Sammlungen in aller Welt harren Objekte seit Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung – und darunter können sich wahre Schätze verstecken. So auch in der Universitätsbibliothek Leipzig:
Von Oktober 2020 bis November 2022 wurden dort im Rahmen des Projekts „Die Erschließung und Digitalisierung koptischer Papyri (sog. K-Tafeln) im Bestand der Papyrus- und Ostrakasammlung der Universitätsbibliothek Leipzig“ (mehr dazu) die letzten noch unbekannten Stücke der Papyrus- und Ostrakasammlung erstmalig systematisch untersucht und für die Forschung erschlossen. Insgesamt wurden mehr als 750 koptische literarische Fragmente – überwiegend auf Papyrus, aber auch auf Pergament und Papier – katalogisiert. Und was dabei zutage gefördert wurde, kann man guten Gewissens als einen kleinen Schatz bezeichnen. Es scheint sich dabei nämlich um die Überreste der Bibliothek eines christlichen Klosters in Ägypten zu handeln.
Welch wundervoller Ausnahmezustand war das doch am Abend des 23. Juni in der Bibliotheca Albertina! In diesem Jahr fand die „Lange Nacht der Wissenschaften Leipzig“ nach einer digitalen Ausgabe 2019 wieder in altbekannter Form vor Ort und zum Anfassen statt. Die Universitätsbibliothek Leipzig war natürlich auch dabei und hat sich mit einem vielseitigen Programm in der Bibliotheca Albertina beteiligt.
Von Annaberg in den Ausstellungsraum der Universitätsbibliothek Leipzig
Evangelische Kirchenbibliotheken gehören zu den bedeutendsten Überlieferungsorten unseres schriftlichen Kulturerbes. Unter den Kirchenbibliotheken in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ragt die Kirchenbibliothek von St. Annen in Annaberg-Buchholz mit ihren rund 3.500 Titeln Druck- und Handschriften hervor. Um diese Sammlung zu erschließen und ihre herausragenden Stücke auch digital zur Verfügung zu stellen, kooperieren die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Annaberg-Buchholz und die Universitätsbibliothek Leipzig.
Instrumente für Autor*innen und Herausgeber*innen von Open-Access-Büchern
Wer ein wissenschaftliches Buch veröffentlichen möchte, wird über kurz oder lang mit den vertraglichen Aspekten des Publizierens konfrontiert. Häufig bestehen hier bei Forschenden große Unsicherheiten. Dies betrifft sowohl Regelungen in den Verlagsverträgen selbst, deren Tragweite beispielsweise in Hinblick auf die Rechteeinräumung nicht immer klar ist, als auch die eigenen Möglichkeiten die Verträge selbst aktiv mitzugestalten. Guter Rat ist hier gefragt.