Lesen und lesen lassen: Text- und Data-Mining in lizenzierten Ressourcen der UBL

Stellen Sie sich vor, ein gefährliches Virus bricht aus.

Meldungen über Neuinfektionen häufen sich und Sorge macht sich in der Bevölkerung breit. Unter Zeitdruck suchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach einer Gegenstrategie – und stehen zunächst vor einem Berg an Fachliteratur, der unmöglich in kurzer Zeit zu lesen ist.

Ansicht des Kapsids (Proteinhülle) des Zika-Virus (David Goodwill / Wikimedia Commons, CC-BY 4.0, unverändert)

So geschah es im vergangenen Jahr beim Ausbruch des Zika-Virus in Südamerika. Der Chemiker und Open-Science-Aktivist Peter Murray-Rust konnte zeigen: Für einen ersten Überblick ist es nicht nötig, hunderte wissenschaftliche Fachartikel zu lesen. Es ist besser, sie lesen zu lassen – von einer Software, die Informationen aus Texten extrahiert. Welche Themen tauchen im Kontext von Zika auf? Lässt sich die Verbreitung des Virus eindämmen oder gibt es Ansätze zur Therapie der Krankheit?

Dies ist nur ein Beispiel für eine Methode namens Text-Mining. Je nachdem, wie strukturiert die durchsuchten Quellen vorliegen, spricht man auch von Data-Mining oder allgemein von Text- und Data-Mining (TDM). TDM wird in nahezu allen Forschungsbereichen angewandt. (In diesem Artikel von Bastian Drees finden Sie viele weitere Beispiele und Details.) Forschende, die mit der Methode des TDM arbeiten, sind immer auf den uneingeschränkten Zugang zu Texten und Daten angewiesen. In der Praxis ist das kein Problem bei gemeinfreien Werken oder Open-Access-Publikationen. Komplexer ist die Rechtslage bei aktueller wissenschaftlicher Fachliteratur, wo der Zugang durch Lizenzierung erworben werden muss: Manche Lizenzverträge erlauben TDM, manche nicht. Erst die Novellierung des deutschen Urheberrechtsgesetzes, die im März 2018 in Kraft tritt, sieht eine allgemeine Erlaubnis von TDM unter gewissen Einschränkungen vor (Gesetzentwurf, §60d).

Auf dieser Seite erhalten Sie bis dahin Auskunft darüber, ob unsere Lizenzen die Erlaubnis zu TDM beinhalten. Benötigen Sie Informationen zu den genauen Nutzungsbedingungen dieser Bestände oder Unterstützung beim Zugriff, so wenden Sie sich bitte an das Open Science Office.


Nachtrag, 2.3.2018:

Die erwähnte Übersicht darüber, welche unserer Lizenzen die Erlaubnis zu TDM enthalten, ist seit dem 1. März 2018 nicht mehr online, weil sie nach der UrhG-Änderung nicht mehr notwendig ist. An ihrer Stelle finden Sie stattdessen einige Hinweise, was Forschende beim TDM in lizenzierten Ressourcen beachten sollten.

Tear down this wall!

Über das Suchen und Finden von Open-Access-Artikeln

Schon einmal dringend ein Paper benötigt, und dann auf der Verlagswebseite vor der Paywall gestrandet?

Gerade keine Zeit für die Lieferdienste der Bibliothek, und erst recht keine Lust, 30 € oder mehr an den Verlag für den Download zu bezahlen?

Welche Möglichkeiten gibt es, innerhalb kürzester Zeit zu überprüfen, ob eine Open-Access(OA)-Version des Artikels irgendwo im Netz verfügbar ist?

Wir zeigen hier einige Beispiele: Weiterlesen →

In dulci iubilo

Wer kennt es nicht, dieses wunderbare, meist zweisprachig gesungene Weihnachtslied?  Was aber kaum einer weiß: die Universitätsbibliothek Leipzig besitzt eine literarische Sammelhandschrift aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, die Text und Melodie und also das älteste schriftliche Zeugnis dieses Liedes überliefert.

Das Äußere der Handschrift deutet darauf hin, dass sie oft benutzt wurde:  Vom Bücherwurm zerfressene Holzdeckel sind umschlossen von grobem Schweinsleder, das ohne Verzierung blieb und eindeutige Gebrauchsspuren aufweist. Das Leder ist fleckig und speckig, an einer Stelle abgerissen, überdies sind die Holzkanten bestoßen. Offensichtlich konnte man einst gar nicht genug davon kriegen, den Band zur Hand zu nehmen und die Lieder daraus zu singen. Neben diesem ist ein ein weiteres Weihnachtslied enthalten: „Josef, liber neve myn“.  Außerdem gibt es noch ein Osterlied, ein Mariengedicht und eine Liebesklage in Form einer Minnerede (!).  Alle Texte sind auf ostmitteldeutsch geschrieben, der Schreibsprache, wie sie für unseren Raum typisch war.

In den Bestand der Universitätsbibliothek gelangte der Band bereits in den 1540er Jahren aus einer der aufgelösten Klösterbibliotheken in der Umgebung. Die Papierhandschrift wird heute in den Sondersammlungen aufbewahrt.

In dulci iubilo… „in süßer Freude“, so beginnt es, dieses alte Kirchenlied für die Weihnachtszeit, dessen Abbildung Sie im Folgenden bewundern können: Weiterlesen →

Gäste aus dem Kloster

Die Priorin von St. Marienthal Schwester M. Juliana Lindner OCist mit der stellvertretenden Direktorin der UB Leipzig Charlotte Bauer sowie Mitarbeitern des Leipziger Handschriftenzentrums: Dr. Christoph Mackert, Dr. Matthias Eifler und Dr. Werner Hoffmann (v. l. n. r.)

Die Priorin von St. Marienthal Schwester M. Juliana Lindner OCist mit der stellvertretenden Direktorin der UB Leipzig Charlotte Bauer sowie Mitarbeitern des Leipziger Handschriftenzentrums: Dr. Christoph Mackert, Dr. Matthias Eifler und Dr. Werner Hoffmann (v. l. n. r.)

Wertvolle Handschriften aus der Abtei St. Marienthal in der UB Leipzig

Am 28. Januar 2016 erhielt das Leipziger Handschriftenzentrum Besuch aus der Zisterzienserinnenabtei St. Marienthal in der Oberlausitz.

Begleitet von der Priorin, Schwester M. Juliana Lindner OCist (Ordo Cisterciensis) wurden wertvolle Handschriften nach Leipzig gebracht. In stabilen Transportkisten gelangten die Marienthaler Schätze in die Universitätsbibliothek, wo sie für die Dauer der Bearbeitung sicher im klimatisierten Magazin aufbewahrt werden.

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Anlass war ein Anfang des Jahres gestartetes, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Projekt, dessen Ziel es ist, Kleinsammlungen mittelalterlicher Handschriften aus Bibliotheken und Sammlungen in Ostdeutschland wissenschaftlich zu erschließen.
Bei diesem Projekt handelt es sich um Handschriften und Fragmente, die in der historischen und kulturwissenschaftlichen Forschung bislang weitgehend unbekannt oder nur mangelhaft erschlossen waren. Die Ergebnisse werden kontinuierlich über die Projektseite im zentralen deutschen Handschriftenportal präsentiert.
Sie sollen somit ohne Zeitverzug interessierten Fachkolleginnen und -kollegen aus den mediävistischen Disziplinen zur Verfügung stehen. Für die Projektbestände aus sächsischen Institutionen kann 2016 mit Hilfe des Landesdigitalisierungsprogramms Sachsen eine Digitalisierung erfolgen.

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Papyrologie und Internet. Geht das?

Papyrus Ebers

Und ob das geht. Dies beweisen die Beiträge der Leipziger PapyrologInnen und Informatiker in einem eigenen Themenheft der Open Access-Zeitschrift Digital Classics Online.

Dabei handelt es sich um ein kostenfreies E-Journal, das Beiträge aus dem Gebiet der Alten Geschichte und angrenzender Gebiete der Altertumswissenschaften in Verbindung mit der Anwendung oder Entwicklung von Methoden aus den Digital Humanities veröffentlicht.

Warum ein eigenes Heft unter dem Titel Papyrologica digitalia Lipsiensia?
Eine Antwort darauf könnte sein, dass es genügend Beitragende und Beiträge gibt, um einen Band zu füllen. Auch ließe sich anführen, dass die Erforschung der Leipziger Papyri und Ostraka ein Stadium erreicht hat, in dem es sich lohnt, Bilanz zu ziehen. Des Weiteren sind die verschiedenen Projekte jetzt unter einem neuen Dach, nämlich den Organa Papyrologica (kurz Opa) versammelt und ein neuer Abschnitt der Digital Humanities in Bezug auf die Papyrologie in Leipzig wird eingeläutet.

Die Autoren Sebastian Blaschek, Stefan Freitag, Marius Gerhardt, Jens Kupferschmidt, Nadine Quenouille, Reinhold Scholl und Christoph Weilbach beschäftigen sich mit verschiedenen Aspekten auf dem Weg der Papyrologie ins Internet und geben interessante Einblicke in die Arbeitswelt der Papyrologen. Weiterlesen →

Wir sind schon groß

Das Open Access Office feiert seinen dritten Geburtstag!

Drei Jahre alt ist es nun, das Open Access Office an der UB – und in diesen drei Jahren sind wir nicht nur einfach älter geworden, sondern unsere Aufgaben und unser Team sind gewachsen. So ist der dritte Geburtstag für uns ein guter Anlass, uns und das Office noch einmal vorzustellen.

Jährlich werden inzwischen um die 100 Artikel in Open Access-Zeitschriften über den Publikationsfonds gefördert. Die Koordination und Weiterentwicklung dieses Fonds bilden einen Arbeitsschwerpunkt von Dr. Astrid Vieler. Daneben ist sie zuständig für Erst- und Zweitveröffentlichungsprojekte in den Naturwissenschaften. Für die Geistes- und Sozialwissenschaften übernimmt das Dr. Henriette Rösch. Zudem betreut Henriette Rösch in Abstimmung mit dem Dezernat für Forschungs- und Transferservice die systematische Erfassung aller Veröffentlichungen von Universitätsangehörigen. Sie koordiniert auch den PublikationsfondsPLUS, über den innovative Open Access-Projekte an der Universität unterstützt werden. Gemeinsam beraten Astrid Vieler und Henriette Rösch Forschende und Forschergruppen der Universität, wie diese die Sichtbarkeit ihrer Forschungsergebnisse erhöhen oder Open Access-Förderrichtlinien von Drittmittelgebern umsetzen können und entwickeln mit ihnen individuelle Workflows. Weiterlesen →

Wer ist Peter Müller?

Peter Müller ist laut Google Scholar auf jeden Fall ein goetheskes Universalgenie ganz ganz alter Schule: Ob Mathematik, Physik, Molekularbiologie oder Sozialforschung – er hat zu allem was geschrieben. Die Ergebnisliste umfasst immerhin fast 15.000 Publikationen.

Und Publikationen sind die Währung der Wissenschaft, die Publikationsliste der wichtigste Teil der Visitenkarte der Forschenden. Ob für eine Bewerbung oder für einen Drittmittelantrag, immer muss eine aktuelle Liste der getätigten Publikationen die wissenschaftliche Produktivität belegen. Publish or Perish, heißt die Devise. Wenn es um die Quantität geht, kann sich Peter Müller entspannt zurücklehnen – aber plausibel ist das nicht. Und was, wenn der Namensvetter durch fragwürdige Beiträge auffällt, oder schlimmer durch Plagiat und wissenschaftliches Fehlverhalten? Auch eine Suche in Profi-Datenbanken wie PubMed oder dem Web of Science verbessert die Situation nicht wirklich. Dank seines Umlautes lässt sich Herr Müller in vielen englischsprachigen Datenbanken sowieso nicht ohne Weiteres suchen. Weiterlesen →

Glauben feiern, Spaß haben…

… und über Politik diskutieren – der Katholikentag und seine Facetten. So der Titel einer religionssoziologischen Studie über den Katholikentag 2014 in Regensburg, pünktlich erschienen zum diesjährigen Katholikentag in Leipzig. Die Religionssoziologen Gert Pickel, Alexander Yendell und Yvonne Jaeckel haben sich dafür entschieden, Ihre Publikation nicht nur in gedruckter Form, sondern auch digital über den Publikationsserver der Universität Leipzig zur Verfügung zu stellen.

Damit ist das Buch nicht nur im Bibliothekskatalog, sondern auch in überregionalen Katalogen und über Suchmaschinen auffindbar und kann weltweit kostenfrei gelesen und rezipiert werden.

Die Printausgabe des Buches ist im Münsteraner Verlagshaus Monsenstein & Vannerdat erschienen und kann über den Buchandel bezogen werden.

Alles aus einer Hand: adlr.link

Der Fachinformationsdienst für Medien- und Kommunikationswissenschaft

Seit 1998 beherbergte die UB Leipzig 15 Jahre lang das Sondersammelgebiet für Kommunikations- und Medienwissenschaft und Publizistik, dessen Bestände heute einen großen Teil der Freihandaufstellung des Faches in der Campus-Bibliothek ausmachen. Seit diesem Sommersemester tritt nun der Fachinformationsdienst (FID) „adlr.link“ in die Fußstapfen des alten Sondersammelgebiets. Der Aufbau des FID wird seit 2014 im Rahmen des Förderprogramms “Fachinformationsdienste für die Wissenschaft” von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.

Herzstück des Dienstes ist ein zentrales Suchportal, auf dem sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland, die in dem Fach und den angrenzenden Disziplinen forschen, kostenfrei registrieren und nach Forschungsliteratur und weiteren Ressourcen recherchieren können. Neben dem Nachweis von bereits vorhandener Literatur können Forschende bei adlr.link auch neue Bücher und schwer erhältliche Zeitschriftenartikel finden und direkt bestellen. Das Prinzip der nutzergesteuerten Erwerbung wird bei adlr.link jedoch so umgesetzt, dass die bestellten Bücher den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern direkt zugeschickt werden – und damit schneller ankommen. Weiterlesen →

3D, Datensicherung und Hieroglyphen-App

Neue Online-Publikation von Leipziger Wissenschaftlern

Im November 2015 fand an der Universität Leipzig ein internationaler Workshop zu aktuellen Vorhaben der Digital Humanities in Ägyptologie und Papyrologie statt. Organisiert wurde dieser von Franziska Naether vom Ägyptologischen Institut und Monica Berti vom Humboldt Lehrstuhl für Digital Humanities. Mehr als 40 Forscher aus dem In- und Ausland kamen nach Leipzig, um ihre aktuellen Projekte zum alten Ägypten im Rahmen der digitalen Geisteswissenschaften vorzustellen. Thematisch ging es dabei um Datenbanken zur Erforschung der antiken Sprachen, um computergestützte Methoden zur Entzifferung von Hieroglyphen und anderen Buchstaben, aber auch Analyse-Apps zur Untersuchung antiker Namensgebung. Ein weiterer Fokus lag auf 3D-Anwendungen bei archäologischen Ausgrabungen. Andere Wissenschaftler stellten ihre Erfahrungen in der Lehrpraxis vor oder sprachen über die Einbindung der Öffentlichkeit in die aktuelle Forschung. Weiterlesen →